Luciano Pavarotti 1994 Eau de Toilette

Cappellusman
02.03.2018 - 13:20 Uhr
13
Hilfreiche Rezension
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft

Wie duftet der wohl größte Tenor?

Nun, normalerweise recherchiere ich vor einem Kommi eher selten. Ich bevorzuge es, schlicht nur meine Eindrücke zu einem Duft niederzuschreiben, zuweilen (indes selten) nebst einer kleinen persönlichen Anekdote. Als ich heute – eigentlich zufällig – diesen Duft einmal wieder aus seinem Mini auf mein Handgelenk tupfte, verspürte ich das Verlangen, dies zu ändern…

Luciano Pavarotti. War er nun der größte Tenor aller Zeiten? Der erfolgreichste, bekannteste und bei weitem wohlhabendste dürfte er auf jeden Fall gewesen sein, war er es doch, der gemeinsam mit Domingo und Carreras anläßlich der Fußball-WM 1990 in Rom mit dem ersten Auftritt der „Drei Tenöre“ weltweiten Erfolg auch außerhalb des Opern-Publikums hatte, zahlreiche Klassiker der Oper und der italienischen Volksmusik zu weltweiter Bekanntheit verhalf und (zu Recht) „Nessun dorma“ zu DER Opernarie werden ließ.

So war dann heute YT angesagt, mit einem Vergleich verschiedener Sängergrößen und was sie denn nun emotional mit mir anstellen würden. Ich bin selbst (semi-)professioneller Musiker und Sänger und lege großen Wert auf Musik, die (bzw. Gesang der) mich berührt. Also, „Nessun dorma“ und „E lucevan le stelle“ von den vermeintlich größten Tenören aller Zeit durchgehört…

Domingo mochte ich schon immer. Sehr strahlend, vielleicht sogar zu sehr. Carreras war mir schon immer zu angestrengt. Bocelli? Oh nein, der geht gar nicht. Ein zweitklassiger Pop-Tenor. Aber es gab ja auch noch andere: Leider gibt es, seinem frühen Versterben verschuldet, wenig brauchbare Audioaufnahmen von Caruso. Ja, der konnte was. Soll übrigens Kettenraucher gewesen sein. Nun, dann kann ich ja weiterhin rauchen… Danach kam Gigli. Der ist mir dann doch ein wenig zu unsauber und mit zu wenig Gefühl. Cometh Mario Lanza. Ja, nun wird es interessant. Strahlen, Gefühl, gepaart mit tadelloser Technik und auch Wärme. Mario del Monaco? Aber sicher doch. Ein relativ Unbekannter, aber man höre sich einmal seine Interpretation z.B. von „Un amore cosí grande“ an, da weiß man (oder ich), wo bzw. wie hoch der Hammer hängt.

Cometh Pavarotti. Ja, ein Mythos, eine ins Mythische gezogene Sagengestalt – und ja, fürwahr für mich die Quintessenz des klassischen Tenors, auch aufgrund seines Charismas. Auch wenn er altersbedingt natürlich irgendwann nachließ, so ist doch so ziemlich alles von ihm zwischen den frühen 60ern bis Mitte der 90er wohl der Maßstab für das, was in diesem Genre geht.
Wozu nun diese lange Einleitung? Nun, ich hatte Lust darauf.

Zum Duft:
Opulent, oh ja. Dies war zu erwarten. Anfangs äußerst blumig und weich, driftet er dann doch recht zügig (durch reichlich Patchouli) in die Richtung des Givenchy Gentleman ab, ohne jedoch dessen Tiefe und Würze zu erreichen. Insofern trotz seiner zahlreichen Ingredienzien irgendwie ziemlich linear für meine Nase. Dabei niemals unangenehm oder allzu offensiv, aber dann doch reichlich altmodisch. Dies mag ich ja im Allgemeinen, hier ist es mir aber dann doch etwas zu „berechnend“ und mit zu wenig Eigenständigkeit, auch wenn im Drydown dann mit Vanille und Tonkabohne doch noch unerwartete Akzente hinzukommen.

Anzumerken ist, daß ich die (mittlerweile reichlich teure) Vintage-Version getestet habe. Mittlerweile gibt es ihn ja immer noch für ca. EUR 30/125 ml. Oh je, ob diese Reformulierung gelungen sein mag? Ich bezweifle es.
Wer soll ihn tragen? Ich sage es ungern, aber dann doch eher Ältere.

Wie bekannt sein dürfte, habe ich (der ich dieses Jahr 52 werde) überhaupt kein Problem mit Düften, die eher älteren Semestern zugeschrieben/zugeordnet werden, aber hier fehlt mir das „Kantige“, das Ungewöhnliche. Reichlich erstaunt bin ich übrigens darüber, ihn hier unter den Top 40 zu finden. Da mag es doch bei parfumo.de noch mehr Oldschooler geben, als ich dachte…

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