Lucien Lelong

Für sein Privatleben wäre Lucien Lelong sicherlich nicht in die Annalen eingegangen. Seine zweite Frau, eine gebürtige russische Prinzessin, wurde 1937 von dem offen bisexuell... Weiterlesen
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Wissenswertes
Für sein Privatleben wäre Lucien Lelong sicherlich nicht in die Annalen eingegangen. Seine zweite Frau, eine gebürtige russische Prinzessin, wurde 1937 von dem offen bisexuell lebenden Jean Cocteau schwanger, was Lelong dann doch dazu bewog, sich von seiner Gattin, die zusätzlich als Mannequin für die Kreationen ihres Noch-Ehemannes arbeitete, scheiden zu lassen.

Die Arbeit als Modeschöpfer wurde dem 1889 geborenen Lucien Lelong quasi in die Wiege gelegt, besaßen seine Eltern doch ein Modehaus in Paris. Nach dem ersten Weltkrieg stieg er in das väterliche Geschäft ein, gestaltete es nach seinen Vorstellungen um und brachte seine eigenen Kollektionen heraus. Der Umgang, den Lucien Lelong seit seiner Kindheit mit Textilien hatte, sollte dann auch seinen persönlichen Stil prägen: klassisch elegant mit dem Schwerpunkt auf erstklassige Verarbeitung der besten Stoffe. So sagte zum Beispiel Christian Dior: ‘Bei Lucien Lelong lernte ich, dass Stoffe eine Persönlichkeit haben, ein vielfältiges Verhalten wie das einer temperamentvollen Frau.’ - War Christian Dior doch wie Pierre Balmain, Hubert de Givenchy, Jean Ebel oder Jean Schlumberger einer der zahlreichen jungen Designer gewesen, die von Lucien Lelong angestellt und gefördert worden waren.

Dabei hat Lucien Lelong kein Schneiderhandwerk, sondern Betriebswirtschaft gelernt. Doch diese Ausbildung sollte ihm zugute kommen, hat er doch als erster Couturier überhaupt 1933 die erste Kollektion an Konfektionsware herausgebracht, da er erkannte, dass ein Geschäft, dass ausschließlich Haute Couture herausbringt, langfristig nicht rentabel sein konnte.

Ein weiteres Standbein für sein Kerngeschäft erweckte Lucien Lelong allerdings schon früher zum Leben: 1924 brachte er seine ersten Parfums auf den Markt, mit Namen, die der Originalität von Coco Chanels nummerierten Parfums in nichts nachstanden. Er gab seinen Parfums kurzerhand Buchstaben als Namen.

Anfangs war das Design seiner Flakons ebenso simpel, er hat sich schlichtweg nicht darum gekümmert. Als er allerdings merkte, welch eine Resonanz seine Düfte bekamen, begann er jene Flakons zu entwerfen, die heutzutage begehrte Sammlerstücke sind: elegante kleine gläserne Kunstwerke im Stil des späten Art Nouveau und Art Deco, hergestellt von René Lalique und Verreries Brosse.

Aber seine wichtigste Rolle sollte Lucien Lelong während des zweiten Weltkrieges zuteil kommen. Als Präsident der ‘Chambre Syndicale de la Couture’ sorgte er gegenüber den Nazis mit Schmeicheleien, zähen Verhandlungen, aber auch einfach mit platten Lügen dafür, dass die Pariser Modeindustrie nicht, wie es von der Besatzungsmacht geplant war, nach Berlin verfrachtet wurde, sondern in der französischen Hauptstadt blieb. Gleichzeitig schaffte er es, über 12.000 Mitarbeiter der Modeindustrie vor einer Deportation nach Deutschland als Zwangsarbeiter zu schützen. Dadurch sorgte er dafür, dass die Produktion in Paris im Vergleich zu den anderen Modezentren der im Krieg teilnehmenden Länder nahezu unbehelligt weitermachen konnte. Somit gab es in Paris selbst während des gesamten zweiten Weltkrieges die feinste Haute Couture.

Nach dem Krieg schloss Lucien Lelong, gesundheitlich angeschlagen und auf Anraten seines Arztes, 1948 die Pforten seines Modehauses, jedoch werden unabhängig davon seine Parfums bis heute produziert.

Zehn Jahre später starb Lucien Lelong, im Alter von 68 Jahren im Mai 1958 in der Stadt, in der er geboren wurde und deren Modeindustrie inklusive der zahlreichen Menschen, die dort wirkten, viel zu verdanken hatte - Paris.
Recherchiert und verfasst von BirdeeBirdee