31.07.2022 - 11:37 Uhr
NuiWhakakore
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NuiWhakakore
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35
Eldorado
Es war eine lange Reise hier hoch, ein Weg mit großen Entbehrungen. Über 2 Jahre war er nun schon unterwegs im Hochland der Anden, immer auf der Suche. Machu Picchu wurde doch auch nur durch Zufall entdeckt (1), so konnte er sicher auch sein persönliches Eldorado finden. Fast alles hatte er verloren auf dieser Suche, seine Führer, Träger, Lasttiere. Jetzt saß er alleine auf einem weiteren, namenlosen Plateau und schaute dem Sonnenaufgang entgegen.
In seine Wolldecke gewickelt trotzte er der frischen Bergluft, die ihm ungewöhnlich aromatisch in die Nase stieg, bedachte man die karge Vegetation. Der Rest des Rauchs seines Feuers hing noch in der Luft, oder war es mittlerweile ein fester Bestandteil seiner Decke, seines Bartes, seines Haars, vielleicht sogar seiner selbst, geworden? Er konnte sich nicht mehr erinnern, jemals anders gerochen zu haben. Ein letztes Holzscheit lag noch in der Glut, knackte und versprühte harzige Funken in den noch dunklen Himmel.
Im Tal war Nebel, aber hier oben war klare Sicht. Am östlichen Horizont zeichnete sich zaghaft das erste Licht des Tages ab. Entspannt lehnte er sich zurück an einen moosbewachsenen Felsen. Hätte er sich den Felsen näher angeschaut, das dichte Moos und die feuchte Erde beiseite gekratzt, wäre ihm aufgefallen, dass der Felsen keineswegs natürlichen Ursprungs war. Hätte er die darin eingeschlagenen Symbole erkannt, die dem Eingeweihten Geschichten und Mysterien offenbaren. Hätte er erkannt, dass der Hügel hinter ihm zwar von Gras und Gestrüpp überwuchert war, aber doch unzweifelhaft die Form einer Pyramide besaß.
Er schaute aber entspannt nach Osten und da blitzte ein erster Sonnenstrahl auf und fand den Weg auf sein Gesicht und die erste Wärme des Tages vertrieb die Kälte der Nacht und er war glücklich…
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Vikunjas (oder auch Vicuñas) sind Neuweltkamele, wie auch Lamas, Alpakas oder Guanakos. Es wird noch gestritten, wer hier genau mit wem wie verwandt ist, alle Neuweltkamele sind untereinander paarungsfähig und wohl auch -willig. Unstrittig ist, dass die Wolle der Vikunjas die feinste Wolle (und auch die teuerste) der Familie ist, noch feiner als Alpaka-Wolle, oder auch Kaschmir-Wolle, um mal kurz auf einen anderen Kontinent zu hüpfen. Das kann ich nicht beurteilen, ich habe nur einen Pullover aus Alpaka-Wolle und der ist schon sehr kuschelig, auch wenn er etwas haart. Alpakas sind ohnehin sehr fluffig zu streicheln, schauen aber frisch geschoren etwas dämlich aus.
Was hat der Duft nun mit der Vikunja-Wolle zu tun? Zunächst einmal: nicht viel. Er startet recht frisch und würzig. Pfeffer, eine leicht frische Note von Zitrusfrüchten, nicht fruchtig, sondern nur leicht säuerlich. Elemiharz spielt auch mit hinein und bringt eine warme Note. Ein klein wenig Rauch ist auch dabei, fast eher wie ein Nebel. Das könnte von Nagarmotha kommen, hat aber zum Glück nichts von Räucherstäbchen. Eine trockene Zeder wird sichtbar und hier passt die Beistift-Assoziation mal wirklich, wobei ich mit dem Pfeffer und dem Rauch auch an ein Streichholz denken muss. Bis hier hin finde ich das alles sehr gelungen, aber eher schroff lässt es mich nicht an Kuschelwolle denken. Vielleicht soll es ja die karge, schroffe Landschaft, in der die Vikunjas leben, widerspiegeln. Das könnte dann schon eher hinkommen.
Zur Basis hin wird der Duft zunehmend weicher und wärmer. Holzige Noten und Harze werden stärker. Der Vetiver tritt deutlich nach vorne, in einer würzig-erdigen, leicht rauchigen Variante. Ein bisschen Patch ist für die erdigen Noten sicher auch mit verantwortlich. Das ist jetzt deutlich sanfter als zu Beginn, nennenswert süßer wird es nicht. So klingt der Duft langsam (8-9 Stunden ist er wahrnehmbar) aus und umhüllt den Träger (oder die Trägerin) mit einer bereits von Beginn an zurückhaltender Silage.
Umhüllt er wie eine Vikunja-Wolldecke? Das könnte zumindest die Assoziation hinter dem Namen sein. Andererseits: Luigi Borrelli ist ein gehobener Herrenausstatter aus Neapel. Die anderen angebotenen Düfte heißen Cotton und Cashmere. Vicuña Wool passt da natürlich gut rein, im Sinne von kann man was draus schneidern und ist richtig teuer (wobei dann die Baumwolle etwas abfällt). Vielleicht ist der Name also doch eher Marketing-Geschwurbel. Unabhängig davon ist Vicuña Wool ein sehr gelungener Duft, der seinen Preis durchaus wert ist.
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(1) Nein, wurde es nicht, Dödel, siehe Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Machu_Picchu)
In seine Wolldecke gewickelt trotzte er der frischen Bergluft, die ihm ungewöhnlich aromatisch in die Nase stieg, bedachte man die karge Vegetation. Der Rest des Rauchs seines Feuers hing noch in der Luft, oder war es mittlerweile ein fester Bestandteil seiner Decke, seines Bartes, seines Haars, vielleicht sogar seiner selbst, geworden? Er konnte sich nicht mehr erinnern, jemals anders gerochen zu haben. Ein letztes Holzscheit lag noch in der Glut, knackte und versprühte harzige Funken in den noch dunklen Himmel.
Im Tal war Nebel, aber hier oben war klare Sicht. Am östlichen Horizont zeichnete sich zaghaft das erste Licht des Tages ab. Entspannt lehnte er sich zurück an einen moosbewachsenen Felsen. Hätte er sich den Felsen näher angeschaut, das dichte Moos und die feuchte Erde beiseite gekratzt, wäre ihm aufgefallen, dass der Felsen keineswegs natürlichen Ursprungs war. Hätte er die darin eingeschlagenen Symbole erkannt, die dem Eingeweihten Geschichten und Mysterien offenbaren. Hätte er erkannt, dass der Hügel hinter ihm zwar von Gras und Gestrüpp überwuchert war, aber doch unzweifelhaft die Form einer Pyramide besaß.
Er schaute aber entspannt nach Osten und da blitzte ein erster Sonnenstrahl auf und fand den Weg auf sein Gesicht und die erste Wärme des Tages vertrieb die Kälte der Nacht und er war glücklich…
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Vikunjas (oder auch Vicuñas) sind Neuweltkamele, wie auch Lamas, Alpakas oder Guanakos. Es wird noch gestritten, wer hier genau mit wem wie verwandt ist, alle Neuweltkamele sind untereinander paarungsfähig und wohl auch -willig. Unstrittig ist, dass die Wolle der Vikunjas die feinste Wolle (und auch die teuerste) der Familie ist, noch feiner als Alpaka-Wolle, oder auch Kaschmir-Wolle, um mal kurz auf einen anderen Kontinent zu hüpfen. Das kann ich nicht beurteilen, ich habe nur einen Pullover aus Alpaka-Wolle und der ist schon sehr kuschelig, auch wenn er etwas haart. Alpakas sind ohnehin sehr fluffig zu streicheln, schauen aber frisch geschoren etwas dämlich aus.
Was hat der Duft nun mit der Vikunja-Wolle zu tun? Zunächst einmal: nicht viel. Er startet recht frisch und würzig. Pfeffer, eine leicht frische Note von Zitrusfrüchten, nicht fruchtig, sondern nur leicht säuerlich. Elemiharz spielt auch mit hinein und bringt eine warme Note. Ein klein wenig Rauch ist auch dabei, fast eher wie ein Nebel. Das könnte von Nagarmotha kommen, hat aber zum Glück nichts von Räucherstäbchen. Eine trockene Zeder wird sichtbar und hier passt die Beistift-Assoziation mal wirklich, wobei ich mit dem Pfeffer und dem Rauch auch an ein Streichholz denken muss. Bis hier hin finde ich das alles sehr gelungen, aber eher schroff lässt es mich nicht an Kuschelwolle denken. Vielleicht soll es ja die karge, schroffe Landschaft, in der die Vikunjas leben, widerspiegeln. Das könnte dann schon eher hinkommen.
Zur Basis hin wird der Duft zunehmend weicher und wärmer. Holzige Noten und Harze werden stärker. Der Vetiver tritt deutlich nach vorne, in einer würzig-erdigen, leicht rauchigen Variante. Ein bisschen Patch ist für die erdigen Noten sicher auch mit verantwortlich. Das ist jetzt deutlich sanfter als zu Beginn, nennenswert süßer wird es nicht. So klingt der Duft langsam (8-9 Stunden ist er wahrnehmbar) aus und umhüllt den Träger (oder die Trägerin) mit einer bereits von Beginn an zurückhaltender Silage.
Umhüllt er wie eine Vikunja-Wolldecke? Das könnte zumindest die Assoziation hinter dem Namen sein. Andererseits: Luigi Borrelli ist ein gehobener Herrenausstatter aus Neapel. Die anderen angebotenen Düfte heißen Cotton und Cashmere. Vicuña Wool passt da natürlich gut rein, im Sinne von kann man was draus schneidern und ist richtig teuer (wobei dann die Baumwolle etwas abfällt). Vielleicht ist der Name also doch eher Marketing-Geschwurbel. Unabhängig davon ist Vicuña Wool ein sehr gelungener Duft, der seinen Preis durchaus wert ist.
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(1) Nein, wurde es nicht, Dödel, siehe Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Machu_Picchu)
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