02.10.2023 - 10:08 Uhr
NuiWhakakore
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NuiWhakakore
Top Rezension
24
Ende und Anfang
Der Graf sitzt an seinem Schreibtisch, die grüne Lederunterlage leer bis auf ein Blatt Papier, und schaut aus dem Fenster. Es ist schönstes Wetter, ungewöhnlich warm für die Jahreszeit. Wir schreiben den 10. November 1918. Gestern haben sie es tatsächlich getan, die Republik ausgerufen, ein Sündenfall. Heute drängen die Massen in den Straßen und feiern und skandieren. Die Narren. Der Pöbel stößt ihn ab, ist hier aber zumindest nicht zu hören. Die Geranien und auch ein paar Rosen blühen noch. Die Sonne scheint auf sie, hell und freundlich, als wollte sie ihn verhöhnen. Auch der Geruch, der durch das geöffnete Fenster dringt, passt so gar nicht zu seinen trüben Gedanken: lieblich, sanft und würzig, leicht nach feuchter Erde, nach den ersten Boten des Herbstes. Angewidert schließt er das Fenster.
Er öffnet die unterste Schublade des Schreibtisches. Da liegt er, silbrig glänzt die vernickelte Oberfläche, das Perlmutt des Griffs schimmert elegant. Schwer liegt er in der Hand, der alte Revolver seines Vaters, sechs Kammern gefüllt mit Tod oder vielleicht auch Erlösung. Der Hahn rastet ein, mit einem einladenden Klicken. Ist das die Lösung?
Er legt ihn zurück und öffnet das Fenster. Er will noch einmal die milde Luft genießen. Man wird sehen, was die Zukunft bringt. Die unterste Schublade ist nie verschlossen.
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Aristokrat vom MGO ist zum Glück nicht nur für Aristokraten. Er hat aber durchaus etwas distinguiertes und nobles, wobei ich diese Eigenschaften der Aristokratie damals und vor allem auch heute ausdrücklich nicht zusprechen möchte.
Dieser Aristokrat erschien zwar 2016, ist dabei aber so klassisch gestaltet, dass er durchaus auch 100 Jahre älter sein könnte, zumindest vom (Duft-) Prinzip. Er stellt die Rosengeranie in den Mittelpunkt, auch wenn ab und an eine kleine Rose erahnbar ist. Zusammen mit etwas Muskat bildet sie den Ausgangspunkt: sanft, lieblich, leicht frisch und angenehm (zurückhaltend) würzig. Eine leichte Süße schwingt mit und etwas dezent harziges. Unterstützung kommt bald durch frischen, hellgrünen Vetiver und später noch einer leicht erdigen Noten vom Patch, der auch eher hell gestaltet ist. Erst in der Basis wird der Duft herber, wobei das auch nur eine Momentaufnahme ist, da gleichzeitig etwas Vanille und Harz gegen hält (ich erkenne hier kein Ambra, sondern Amber). Wie der gesamte Duft ist auch die Vanille hier dezent eingesetzt und stört mich damit ausnahmsweise nicht. Sie wird im weiteren Verlauf zwar noch etwas deutlicher, hält sich aber im Rahmen.
Rosengeranie ist eine der wenigen Blumen die ich mag, jedoch lieber in der herb-würzigen Variante wie beispielsweise in Marlborough von Trumper. So wie hier (lieblich-blumig, sanft-würzig) und dann noch mit Vanille-Amber-Basis dürfte sie mir eigentlich nicht gefallen. Das mir der Aristokrat trotzdem gefällt, liegt an der Qualität der Komposition von Hr. Staudt: dicht und doch klar, filigran, leicht und angenehm zurückgenommen. Damit ist der Duft für meine Begriffe auch das ganze Jahr über tragbar. Ob er auf Dauer bleiben wird? Man wird sehen, was die Zukunft bringt.
Er öffnet die unterste Schublade des Schreibtisches. Da liegt er, silbrig glänzt die vernickelte Oberfläche, das Perlmutt des Griffs schimmert elegant. Schwer liegt er in der Hand, der alte Revolver seines Vaters, sechs Kammern gefüllt mit Tod oder vielleicht auch Erlösung. Der Hahn rastet ein, mit einem einladenden Klicken. Ist das die Lösung?
Er legt ihn zurück und öffnet das Fenster. Er will noch einmal die milde Luft genießen. Man wird sehen, was die Zukunft bringt. Die unterste Schublade ist nie verschlossen.
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Aristokrat vom MGO ist zum Glück nicht nur für Aristokraten. Er hat aber durchaus etwas distinguiertes und nobles, wobei ich diese Eigenschaften der Aristokratie damals und vor allem auch heute ausdrücklich nicht zusprechen möchte.
Dieser Aristokrat erschien zwar 2016, ist dabei aber so klassisch gestaltet, dass er durchaus auch 100 Jahre älter sein könnte, zumindest vom (Duft-) Prinzip. Er stellt die Rosengeranie in den Mittelpunkt, auch wenn ab und an eine kleine Rose erahnbar ist. Zusammen mit etwas Muskat bildet sie den Ausgangspunkt: sanft, lieblich, leicht frisch und angenehm (zurückhaltend) würzig. Eine leichte Süße schwingt mit und etwas dezent harziges. Unterstützung kommt bald durch frischen, hellgrünen Vetiver und später noch einer leicht erdigen Noten vom Patch, der auch eher hell gestaltet ist. Erst in der Basis wird der Duft herber, wobei das auch nur eine Momentaufnahme ist, da gleichzeitig etwas Vanille und Harz gegen hält (ich erkenne hier kein Ambra, sondern Amber). Wie der gesamte Duft ist auch die Vanille hier dezent eingesetzt und stört mich damit ausnahmsweise nicht. Sie wird im weiteren Verlauf zwar noch etwas deutlicher, hält sich aber im Rahmen.
Rosengeranie ist eine der wenigen Blumen die ich mag, jedoch lieber in der herb-würzigen Variante wie beispielsweise in Marlborough von Trumper. So wie hier (lieblich-blumig, sanft-würzig) und dann noch mit Vanille-Amber-Basis dürfte sie mir eigentlich nicht gefallen. Das mir der Aristokrat trotzdem gefällt, liegt an der Qualität der Komposition von Hr. Staudt: dicht und doch klar, filigran, leicht und angenehm zurückgenommen. Damit ist der Duft für meine Begriffe auch das ganze Jahr über tragbar. Ob er auf Dauer bleiben wird? Man wird sehen, was die Zukunft bringt.
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