14.02.2021 - 04:52 Uhr
Duftrebellen
12 Rezensionen
Duftrebellen
Sehr hilfreiche Rezension
8
Von alten Buchseiten, Moder, Kot & Verfall
Unscheinbar erhebt sich die Außenfassade einer in Nebel gehüllten Bibliothek. Die Architektur lässt auf das mittlere 19. Jahrhundert schließen. Langsam aber steten Schrittes schreitet der unbedarfte Jüngling die Treppenstufen hinauf - 20 Schritte später befindet er sich auf der Pforte zum Eingang. Ein altes, mit unzähligen Schrammen verziertes Eingangstor zeugt von einer langen und erbarmungslosen Zeit. Geschichten, die mit Fingernägeln, spitzem Werkzeug oder auch Messern & Scheren eingraviert wurden, lassen darauf schließen, dass diese Bibliothek Jahrhunderte überdauert hat und auch die nächsten Jahrtausende fortbestehen wird.
Der junge Knabe öffnet mit einem zittrigen aber wohl überlegtem Schwung das Tor und findet vor seinen Füßen zerrissene, lose, leicht im Luftzug eines zerbrochenen Fensters flatternde Buchseiten, die nur das bestätigen, was das Eingangstor angekündigt hat: Die Vergänglichkeit, die mit aller Macht versucht, den Tod zu überwinden.
Eingefangen in diesem Moloch aus Staub, Exkrementen längst verstorbener Tiere und einem Hauch bitterer, fiebererzeugender Atmosphäre, die den Atem immer wieder und wieder stocken lässt, schaut sich der Junge um.
Keuchend von dieser kaum aushaltbaren Animalik, findet er zwischen dem Geruch immer wieder den einen Tunnel, der ihn geradeaus gehen lässt. Auf der Suche nach dem Unbekannten. Auf der Suche nach etwas, von dem er immer geträumt hat, aber sich durch unzählige Wolken wühlend niemals die Gelegenheit hatte, danach greifen zu können.
Eine Leidenschaft, ein Gefühl von Glück - nichts davon ist in dieser alten Bibliothek greifbar. Er durchforstet weiter und weiter alte Pergamente mit Schriftzeichen, die er nicht zu verstehen vermag. Doch trotzdem faszinieren ihn diese Lettern, in unverständlicher Sprache überliefert. Der Geruch, der ihm bei jedem einzelnen durchblättern entgegenkommt, versprechen nichts anderes als diese Gebrechlichkeit des Vergangenen. Das, was einst war, verleiten ihn dazu, inne zu halten. Den Moment der Vergangenheit in das jetzt und hier zu transportieren. Er wirft die Pergamentrollen auf den Boden. Der süßlich, modrige Geruch, der aufgewirbelt wird, steigt langsam kriechend in seine Nase. Ein Gefühl überkommt ihn. Ein Gefühl, das er immer wieder versucht hat zu finden. Ein Funken Licht, ein Hauch von Glückseligkeit - Ein Blitz in seinen Hirnwindungen, der ihn Grinsen lässt.
In sich selbst gefangen in einem Gebäude, das die Vergangenheit, das Jetzt und die Zukunft verbindet, weiß er nun: "Ich bin daheim."
- - -
Ein hervorragender Duft, der die Szenerie einer alten, verlassenen Bibliothek in all ihrer modrigen, ledrigen, animalischen & staubigen Facetten wunderschön abbildet. Zibet sorgt für den animalischen - in Kombination mit den Hölzern - exkrementalen Charakter, der mitnichten schlecht ist, sondern sich schön in das Gesamtkonzept einfügt. Weihrauch sorgt für eine gewisse Stickigkeit, die mich an Räume voller Staub und Moder erinnern lassen. Das Highlight sind aber all die anderen Duftstoffe, die im Verbund eine Geschichte von alten Büchern, Mauerwerken und Einsamkeit erzählen. Wahrlich der beste Bibliotheksduft, der meinen geliebten Memoirs of a Trespasser vom Thron stoßen wird.
Schwer und unnachgibig legt sich der Duft auf die Haut und sorgt für ein wahres Spektakel für Tagträumer und alle, die einer werden wollen - man muss sich nur darauf einlassen.
Der junge Knabe öffnet mit einem zittrigen aber wohl überlegtem Schwung das Tor und findet vor seinen Füßen zerrissene, lose, leicht im Luftzug eines zerbrochenen Fensters flatternde Buchseiten, die nur das bestätigen, was das Eingangstor angekündigt hat: Die Vergänglichkeit, die mit aller Macht versucht, den Tod zu überwinden.
Eingefangen in diesem Moloch aus Staub, Exkrementen längst verstorbener Tiere und einem Hauch bitterer, fiebererzeugender Atmosphäre, die den Atem immer wieder und wieder stocken lässt, schaut sich der Junge um.
Keuchend von dieser kaum aushaltbaren Animalik, findet er zwischen dem Geruch immer wieder den einen Tunnel, der ihn geradeaus gehen lässt. Auf der Suche nach dem Unbekannten. Auf der Suche nach etwas, von dem er immer geträumt hat, aber sich durch unzählige Wolken wühlend niemals die Gelegenheit hatte, danach greifen zu können.
Eine Leidenschaft, ein Gefühl von Glück - nichts davon ist in dieser alten Bibliothek greifbar. Er durchforstet weiter und weiter alte Pergamente mit Schriftzeichen, die er nicht zu verstehen vermag. Doch trotzdem faszinieren ihn diese Lettern, in unverständlicher Sprache überliefert. Der Geruch, der ihm bei jedem einzelnen durchblättern entgegenkommt, versprechen nichts anderes als diese Gebrechlichkeit des Vergangenen. Das, was einst war, verleiten ihn dazu, inne zu halten. Den Moment der Vergangenheit in das jetzt und hier zu transportieren. Er wirft die Pergamentrollen auf den Boden. Der süßlich, modrige Geruch, der aufgewirbelt wird, steigt langsam kriechend in seine Nase. Ein Gefühl überkommt ihn. Ein Gefühl, das er immer wieder versucht hat zu finden. Ein Funken Licht, ein Hauch von Glückseligkeit - Ein Blitz in seinen Hirnwindungen, der ihn Grinsen lässt.
In sich selbst gefangen in einem Gebäude, das die Vergangenheit, das Jetzt und die Zukunft verbindet, weiß er nun: "Ich bin daheim."
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Ein hervorragender Duft, der die Szenerie einer alten, verlassenen Bibliothek in all ihrer modrigen, ledrigen, animalischen & staubigen Facetten wunderschön abbildet. Zibet sorgt für den animalischen - in Kombination mit den Hölzern - exkrementalen Charakter, der mitnichten schlecht ist, sondern sich schön in das Gesamtkonzept einfügt. Weihrauch sorgt für eine gewisse Stickigkeit, die mich an Räume voller Staub und Moder erinnern lassen. Das Highlight sind aber all die anderen Duftstoffe, die im Verbund eine Geschichte von alten Büchern, Mauerwerken und Einsamkeit erzählen. Wahrlich der beste Bibliotheksduft, der meinen geliebten Memoirs of a Trespasser vom Thron stoßen wird.
Schwer und unnachgibig legt sich der Duft auf die Haut und sorgt für ein wahres Spektakel für Tagträumer und alle, die einer werden wollen - man muss sich nur darauf einlassen.
3 Antworten