28.10.2020 - 15:25 Uhr
NuiWhakakore
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NuiWhakakore
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28
Der schwarze Udo und die lange Nacht
Es ist dunkel und kalt draußen. Sehr kalt, aber eigentlich nicht sehr dunkel. Aus dem Fenster sieht man sternenbeschienen den Schnee. Lichter schlingern über den Himmel in den unglaublichsten Farben, pulsieren dunkel violett, tanzen am Horizont. Aurora borealis. Udo steht auf und macht die Vorhänge zu.
Es ist der Tag vor dem großen Rentierfest. Oder ist die Nacht davor? Weiß man hier um diese Jahreszeit nicht so genau. Und Udo schon gleich gar nicht; er hat in letzter Zeit manchmal Probleme mit dem Gedächtnis. Könnte am Alter liegen, oder am Alkohol, oder an der langen Nacht, die gar nicht so dunkel ist, wie man immer glaubt.
Jedenfalls fiebern alle Bewohner der Gegend schon darauf hin, seit sich die Sonne für die lange Polarnacht verabschiedet hat. Also auf das Rentierfest, nicht die Verwirrung die das Alter, der Schnaps oder die Jahreszeit mit sich bringt. Es geht darum, Rentiere mit Hundeschlitten zusammenzutreiben und in die Winterställe zu bringen. Zumindest ging es darum früher mal. Heute benutzen sie Motorschlitten und die Rentiere sind auch schon lange im Stall und werden für den Anlass extra noch mal raus gescheucht, die blieben vielleicht lieber drin, werden aber nicht gefragt. Soviel zur Tradition. Der Konsum von viel Selbstgebranntem ist aber geblieben und Udo ist da natürlich dabei, wie jedes Jahr.
Wobei er nicht Udo genannt wird, sonder Uddu. Er kann sich nicht mehr genau daran erinnern, wie es dazu kam. Die ihm damals noch unbekannte Sprache und der allgegenwärtige Schnaps könnten eine Rolle gespielt haben. Wenn er so darüber nachdenkt, weiß er auch nicht mehr so genau, warum er überhaupt hierher gekommen ist. Auch hierbei könnte übermäßiger Alkoholkonsum eine Rolle gespielt haben, das ist nicht ausgeschlossen. Wenn man Udo kennt sogar recht wahrscheinlich.
Hier ist er jedenfalls nur der Uddu, Black Uddu. Und zumindest ist klar, woher das Black kommt, denn es ist seine Farbe. Die Haare und der Bart waren früher pechschwarz und seine Lederklamotten sind es, wenn auch etwas abgewetzt, heute noch. Sie knarzen mit dem alten Sessel auf dem er sitzt und seinen Knochen um die Wette. Unklar, wer gewinnt.
Er schaut in die Flammen des Kamins und trinkt Met dazu. Selbstgemacht natürlich, wie das meiste hier. Könnte sich sonst auch keiner leisten.
Die Flammen knistern fröhlich und knabbern an allerlei Hölzern. Zu irgendeinem Zeitpunkt muss er wohl auch Teile seiner Möbel verheizt haben. Dem Tisch fehlt zumindest ein Bein und die Kommode steht auch verdächtig schief. Das schien ihm eine gute Idee, aber im dämmert, dass er das Morgen, nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hat, vielleicht anders sehen wird. Aber immerhin riecht es gut.
Die Luft ist eh erfüllt vom Geruch feiner Harze. Uddu hat vorhin das alte Potpourri ins Feuer gegeben und ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Stand eh bloß rum. Vanilleschoten wahren wohl auch drin. Sehr angenehm und passt hervorragend zum Met. Langsam fallen ihm die Augen zu und er weiß schon, heute wird er wieder von grünen Wiesen träumen. Es dauert freilich noch ein paar Monate, bis hier wieder das Grün einzieht, aber das macht nichts, er hat ja seine Träume bis dahin. Und jetzt ruht er sich aus für den großen Tag morgen…
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Um eines vorweg zu sagen, bei Black Uddu ist nichts rauchiges dabei, der Kamin der Holzhütte funktioniert ganz ausgezeichnet und setzt bloß die Gerüche der verfeuerten Stoffe frei. Und da sind erst mal weiche, balsamische Harze, ebenfalls weiches, nicht definierbares Holz und viel Leder. Nicht alt und abgewetzt, sondern eher neues Wildleder, hellbraun. Ein bisschen cremiger Moschus kommt auch noch dazu und ganz kurz blitzt mal ein Blümchen auf, vielleicht ein Veilchen. Etwas später kommt dann noch Amber und Vanille, letzteres zum Glück nicht allzu dominant. Das ganz ist süß, aber noch erträglich.
Bis hierhin ist alles ganz nett, aber nichts was mir sonderlich gefallen hätte. Nach zweieinhalb Stunden kommt aber etwas Vetiver zum Vorschein und verleiht dem Duft eine leicht krautige Frische, die ihm sehr gut tut. Im weiteren Verlauf ändert sich nicht mehr viel, die Harze und das Leder gehen zurück; Hölzer, Amber und Vanille kommen nach vorne und der Vetiver bleibt als frisches Element erhalten.
Die Haltbarkeit ist ganz gut, die Silage jedoch finde ich problematisch, obwohl ich raumfüllende Düfte nicht mag. Black Uddu wird schon nach einer Stunde recht körpernah, das ist, wie Meggi schon schrieb, wirklich sehr leise. Das wirft für mich die Frage der Verwendbarkeit auf: an einem kalten Herbst- oder Wintertag auf dem Sofa nur für sich selbst, ist er gut geeignet. Wenn man dann noch einen Kamin hat, ist‘s perfekt…
Mit dunkelbuntem Dank an Floyd und Gschpusi!
Es ist der Tag vor dem großen Rentierfest. Oder ist die Nacht davor? Weiß man hier um diese Jahreszeit nicht so genau. Und Udo schon gleich gar nicht; er hat in letzter Zeit manchmal Probleme mit dem Gedächtnis. Könnte am Alter liegen, oder am Alkohol, oder an der langen Nacht, die gar nicht so dunkel ist, wie man immer glaubt.
Jedenfalls fiebern alle Bewohner der Gegend schon darauf hin, seit sich die Sonne für die lange Polarnacht verabschiedet hat. Also auf das Rentierfest, nicht die Verwirrung die das Alter, der Schnaps oder die Jahreszeit mit sich bringt. Es geht darum, Rentiere mit Hundeschlitten zusammenzutreiben und in die Winterställe zu bringen. Zumindest ging es darum früher mal. Heute benutzen sie Motorschlitten und die Rentiere sind auch schon lange im Stall und werden für den Anlass extra noch mal raus gescheucht, die blieben vielleicht lieber drin, werden aber nicht gefragt. Soviel zur Tradition. Der Konsum von viel Selbstgebranntem ist aber geblieben und Udo ist da natürlich dabei, wie jedes Jahr.
Wobei er nicht Udo genannt wird, sonder Uddu. Er kann sich nicht mehr genau daran erinnern, wie es dazu kam. Die ihm damals noch unbekannte Sprache und der allgegenwärtige Schnaps könnten eine Rolle gespielt haben. Wenn er so darüber nachdenkt, weiß er auch nicht mehr so genau, warum er überhaupt hierher gekommen ist. Auch hierbei könnte übermäßiger Alkoholkonsum eine Rolle gespielt haben, das ist nicht ausgeschlossen. Wenn man Udo kennt sogar recht wahrscheinlich.
Hier ist er jedenfalls nur der Uddu, Black Uddu. Und zumindest ist klar, woher das Black kommt, denn es ist seine Farbe. Die Haare und der Bart waren früher pechschwarz und seine Lederklamotten sind es, wenn auch etwas abgewetzt, heute noch. Sie knarzen mit dem alten Sessel auf dem er sitzt und seinen Knochen um die Wette. Unklar, wer gewinnt.
Er schaut in die Flammen des Kamins und trinkt Met dazu. Selbstgemacht natürlich, wie das meiste hier. Könnte sich sonst auch keiner leisten.
Die Flammen knistern fröhlich und knabbern an allerlei Hölzern. Zu irgendeinem Zeitpunkt muss er wohl auch Teile seiner Möbel verheizt haben. Dem Tisch fehlt zumindest ein Bein und die Kommode steht auch verdächtig schief. Das schien ihm eine gute Idee, aber im dämmert, dass er das Morgen, nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hat, vielleicht anders sehen wird. Aber immerhin riecht es gut.
Die Luft ist eh erfüllt vom Geruch feiner Harze. Uddu hat vorhin das alte Potpourri ins Feuer gegeben und ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Stand eh bloß rum. Vanilleschoten wahren wohl auch drin. Sehr angenehm und passt hervorragend zum Met. Langsam fallen ihm die Augen zu und er weiß schon, heute wird er wieder von grünen Wiesen träumen. Es dauert freilich noch ein paar Monate, bis hier wieder das Grün einzieht, aber das macht nichts, er hat ja seine Träume bis dahin. Und jetzt ruht er sich aus für den großen Tag morgen…
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Um eines vorweg zu sagen, bei Black Uddu ist nichts rauchiges dabei, der Kamin der Holzhütte funktioniert ganz ausgezeichnet und setzt bloß die Gerüche der verfeuerten Stoffe frei. Und da sind erst mal weiche, balsamische Harze, ebenfalls weiches, nicht definierbares Holz und viel Leder. Nicht alt und abgewetzt, sondern eher neues Wildleder, hellbraun. Ein bisschen cremiger Moschus kommt auch noch dazu und ganz kurz blitzt mal ein Blümchen auf, vielleicht ein Veilchen. Etwas später kommt dann noch Amber und Vanille, letzteres zum Glück nicht allzu dominant. Das ganz ist süß, aber noch erträglich.
Bis hierhin ist alles ganz nett, aber nichts was mir sonderlich gefallen hätte. Nach zweieinhalb Stunden kommt aber etwas Vetiver zum Vorschein und verleiht dem Duft eine leicht krautige Frische, die ihm sehr gut tut. Im weiteren Verlauf ändert sich nicht mehr viel, die Harze und das Leder gehen zurück; Hölzer, Amber und Vanille kommen nach vorne und der Vetiver bleibt als frisches Element erhalten.
Die Haltbarkeit ist ganz gut, die Silage jedoch finde ich problematisch, obwohl ich raumfüllende Düfte nicht mag. Black Uddu wird schon nach einer Stunde recht körpernah, das ist, wie Meggi schon schrieb, wirklich sehr leise. Das wirft für mich die Frage der Verwendbarkeit auf: an einem kalten Herbst- oder Wintertag auf dem Sofa nur für sich selbst, ist er gut geeignet. Wenn man dann noch einen Kamin hat, ist‘s perfekt…
Mit dunkelbuntem Dank an Floyd und Gschpusi!
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