27.01.2018 - 14:18 Uhr
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Nachricht auf dem Zettel in der Flasche: Jasminduft für Jasminskeptiker
Wer mich abonniert hat oder auch ohne Abo in der Regel meine Kommentare liest, weiß, dass ich ein Problem mit Jasmin habe. Ich empfinde Jasmin oft als stechend, scharf, bissig, einfach unschön. Ein wenig wie einen Menschen, der stetig Unfrieden stiftet. Verstärkt wird dieser Eindruck oftmals von der Kombination mit Orangenblüte, die ich ebenfalls nicht selten stechend scharf und unangenehm finde. Dabei gibt es von Jasmin natürlich auch Varianten. Es gibt z.B. den betörenden Jasmin, der an eine schwüle Sommernacht erinnert. Auch er sticht und hat das typisch Indolische, aber diese Sorte kann ich persönlich besser leiden. Oftmals ist letzterer aber eingebettet in eine sehr schwere, schwülstige Komposition, und zusammen mit dem Stechenden verdirbt es mir dann auch hier den ganzen Duft.
Irgendwann stellte ich fest, dass Jasmin und Tuberose einander positiv beeinflussen: Tuberose bricht die stechenden Spitzen des Jasmins, der wiederum die überbordende Schwülstigkeit des Tuberose bändigt.
So hatte ich im Laufe der Zeit unmerklich eine kleine Grundregel im Kopf: Düfte mit großgeschriebenem Jasmin, gar in Kombination mit Orangenblüte, aber ohne Tuberose, brauche ich gar nicht zu testen, enttäuschen sie mich doch stets. Düfte mit Jasmin und Tuberose sind, sofern sie andere vielversprechende Inhaltsstoffe haben, immerhin einen vorsichtigen Versuch wert. Damit bin ich bislang gut gefahren.
Und dann kam Message in a Bottle und stellte alles auf den Kopf.
Message in a Bottle/Perfume ist ein Jasminduft. Und es ist intensiver Jasmin, eindeutig Jasmin über viele Stunden im Vordergrund. Aber er ist anders. Er ist nicht stechend, er ist auch nicht schwülstig. Er ist frisch und frühlingshaft fröhlich, von strahlender Leichtigkeit und doch kraftvoll. Dieser Jasmin baut mich auf, er gibt Lebenslust, er beschwert nicht, im Gegenteil er erhebt, er ist erbaulich, er macht riesigen Spaß!
Wie kommt das? Und dann noch in meiner Gefahrenkombination mit Orangenblüte und ohne Tuberose?
Ich vermute zweierlei: Erstens übernimmt hier offenbar Ylang-Ylang den Part der Tuberose. Auch die Magnolie besänftigt vermutlich und trägt Milde bei.
Zweitens glaube ich, dass es sich um einen anderen, selteneren Jasminriechstoff handelt.
Und - dieses Strahlende -ist da vielleicht auch Benzylsalicylat mit drin? Oftmals ist es dieser Stoff, der den Eindruck von Brillianz bei mir bewirkt.
Und dann las ich über Mark Buxton nach, der nach seinem Auftritt bei „Wetten dass...?“ eine Ausbildung bei Haarmann & Reimer angeboten bekam, die später zu Symrise wurden. Ich finde diese Geschichte faszinierend, offensichtlich hat Mark Buxton eine wirklich außergewöhnlich differenzierte olfaktorische Wahrnehmungsfähigkeit.
Für mich ist dies ein Teil der Erklärung, dass es gerade ihm so gut gelungen ist, einen Jasminduft zu schaffen, der eindeutig nach Jasmin duftet, aber ohne das, was mich persönlich immer an Jasmindüften gestört hat.
Der Vollständigkeit halber: Message in A Bottle/Perfume hat eine gute Sillage und Haltbarkeit. Kopf- und Herznote sind, wie beschrieben, von Jasmin, der von Ylang-Ylang und Magnolie wundervoll in Szene gesetzt wird, geprägt. Im Wissen, dass auch Rose mit von der Partie sein soll, kann ich auch eine sehr natürlich wirkende, eher zitrisch geprägte Rose erkennen.
Erst nach etwa 6-8 Stunden geht der Duft in die Basis. Diese ist in meiner Nase am meisten durch Ambrariechstoff geprägt, der mir so gerade eben nicht zu aufdringlich synthetisch anmutet.
Etwas sehr dezent animalisches zieht sich ganz zart und kaum merklich von vorn herein durch den Duft. Dass es in der Basis ein wenig mehr wird, macht sich in meiner Nase hinter dem dominanten Ambra kaum bemerkbar.
Zistrose hätte ich selbst nicht im Duft erkannt, aber als ich es lese, leuchtet es mir sehr ein. Vermutlich trägt auch sie ihren Teil zu dem besonderen, gleichzeitig kräftigen und zart-würzigen, fröhlichen Blütenduft bei.
Ich bin verliebt! In einen Jasminduft!
Danke, Mamski, für diese Erfahrung, die ich dank Deines Wanderpaketes machen durfte!
Nachtrag: Heute stelle ich fest, dass sich auf meiner Kleidung, die ich anhatte, als ich Message in a Bottle trug, noch nach Tagen ein wunderbar feiner, Zistrosenduft findet! Da ist sie also - mit Verspätung, wenn alles andere, das vorher im Vordergrund stand, verflogen ist - doch noch!
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