17.05.2017 - 18:44 Uhr

Maxi3000
18 Rezensionen

Maxi3000
Sehr hilfreiche Rezension
11
Mister Miyake, Sie sind raus.
Zum ersten Mal seit längerer Zeit habe ich mich an einen absoluten Blindkauf gewagt. So umfangreich die Datenbanken der einschlägigen Parfumseiten im Netz auch sein mögen – zu gewissen Düften fließen die Informationen auch im World Wide Web nur äußerst spärlich. „Art Homme“ vom japanisch-französischen Designer Masakï Matsushïma ist da so ein Kandidat. Ärgerlich, denn seit ich ihn beim täglichen Parfumo-Schmökern entdeckt habe, ging er mir nicht mehr aus dem Kopf: der reduzierte, minimalistische Lackflakon! Die sich für mich äußerst verlockend lesende Duftpyramide! Und dann noch der derzeit günstige Preis bei einem Online-Shop. Das Matsushïma schon Björk und Madonna mit seinen Designs versorgt hat, gab natürlich auch noch irgendwie Pluspunkte. Und irgendwann war dann der Widerstand auch zwecklos – 25 Euro auf die Kralle gelegt, ab in den Einkaufskorb und sich überraschen lassen.
Es war ein Kauf, der für mich ein gewisses Risikopotential beinhaltete – denn ein Blick in Masakïs Duftportfolio weist ihn als Spezialisten für frisch-fruchtige, aquatische Düfte aus. Studiert man die Duftpyramiden der Herrendüfte, so fällt auf, dass viel mit Zitrus (insbesondere Grapefruit), sauberem Moschus sowie luftig-fernöstlichen Spirenzchen wie Yuzu, Tee oder Lotus gearbeitet wird. Und das ist ja nun mal so gar nicht mein Fall. „Art Homme“ verspricht der holzig-würzige Ausreißer aus dieser Linie zu sein. Ein bisschen nervös war ich beim Öffnen des Duftpakets dennoch. Beim Aufsprühen stellte ich mich sogar schon ein wenig auf Issey Miyake für Arme ein – wässrig, duschgelig, spitz. Doch es sollte anders kommen.
Naja gut, fast: den Auftakt macht tatsächlich ein dicker Schwall Mandarine. Nicht ganz natürlich geraten, mit leicht aquatischen Anklängen, aber dank einiger pfeffriger Tupfer glücklicherweise jeglicher Duschdas-Assotiation unverdächtig. Jener angewürzte Zitruskopf zieht sich nach einiger Zeit etwas zurück, hält sich während des restlichen Duftverlaufs als Unterbau aber konstant im Rennen.
Im Herz gibt es dann vor allem Orangenblüte satt, was den Duft sehr cremig werden lässt, fast etwas wie Sonnencreme, was ich – dunkler Lackflakon hin oder her – sehr sommerlich finde. Die Iris sorgt noch für zusätzliche pudrige Nuancen, spielt aber wie der Patchouli im Grunde kaum eine Rolle. Auf jeden Fall sehr schön die einzelnen Duftphasen so gut nachvollziehen zu können; hier wurde nicht wild der Chemiebaukasten durchgewurschtelt, sondern durchaus solide Arbeit geleistet.
Und wer in der Basis schließlich den wertkonservativen Duft eines Fichtennadelbads befürchtet, den kann ich beruhigen: die Fichte tritt nur leicht aus dem Hintergrund heraus und gibt der Gesamtkomposition lediglich einen kleinen ätherischen Hauch. Deutlich dominanter stellt sich für mich eine Note dar, die mich zunächst ins Grübeln brachte: an welches von mir früher besessene Parfum erinnert mich das denn? Nach einigem Überlegen kam mir die Erleuchtung – es ist „Diamonds for Men“ von Giorgio Armani. Kakaobohne, geanu! In der Duftpyramide gar nicht angegeben macht sie hier eine herbe und leicht trockene Figur und lässt zusammen mit Hölzern den bis dato sehr unisexen Dufteindruck nun schlussendlich doch in Richtung männlich pendeln. Richtig „dunkel“ wird „Art Homme“ jedoch zu keinem Zeitpunkt. Dafür bewegt er sich zu sehr im zitrisch-cremigen Spektrum - die holzigen und würzigen Noten sind zur Schattierung da, tragen aber nicht als Fundament.
„Art Homme“ ist ein moderner, dem Mainstream zugewandter Duft, der aber im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen aus der Designerschiene ein absolutes Gespür für Subtilität und Understatement besitzt. Hier ist nichts zu laut, nichts zu stechend, nichts zu übertrieben. „Art Homme“ ist nicht prollig oder aufdringlich, eher komtemplativ und weich, weiß aber trotzdem zu verführen. Er hat definitiv etwas „Japanisches“, aber auf keine exotische, sondern eher auf eine urbane Art und Weise. Als befindet man sich in einem Park in Osaka, eingerahmt von Hochhäusern. Ein toller Allrounder-Duft, der eigentlich zu jeder Jahreszeit und jedem Anlass passt und für mich auch ein echter Preis-Leistungs-Tipp ist.
Mein Kompliment an Mister Matsushïma.
Mister Miyake, Sie sind raus.
Es war ein Kauf, der für mich ein gewisses Risikopotential beinhaltete – denn ein Blick in Masakïs Duftportfolio weist ihn als Spezialisten für frisch-fruchtige, aquatische Düfte aus. Studiert man die Duftpyramiden der Herrendüfte, so fällt auf, dass viel mit Zitrus (insbesondere Grapefruit), sauberem Moschus sowie luftig-fernöstlichen Spirenzchen wie Yuzu, Tee oder Lotus gearbeitet wird. Und das ist ja nun mal so gar nicht mein Fall. „Art Homme“ verspricht der holzig-würzige Ausreißer aus dieser Linie zu sein. Ein bisschen nervös war ich beim Öffnen des Duftpakets dennoch. Beim Aufsprühen stellte ich mich sogar schon ein wenig auf Issey Miyake für Arme ein – wässrig, duschgelig, spitz. Doch es sollte anders kommen.
Naja gut, fast: den Auftakt macht tatsächlich ein dicker Schwall Mandarine. Nicht ganz natürlich geraten, mit leicht aquatischen Anklängen, aber dank einiger pfeffriger Tupfer glücklicherweise jeglicher Duschdas-Assotiation unverdächtig. Jener angewürzte Zitruskopf zieht sich nach einiger Zeit etwas zurück, hält sich während des restlichen Duftverlaufs als Unterbau aber konstant im Rennen.
Im Herz gibt es dann vor allem Orangenblüte satt, was den Duft sehr cremig werden lässt, fast etwas wie Sonnencreme, was ich – dunkler Lackflakon hin oder her – sehr sommerlich finde. Die Iris sorgt noch für zusätzliche pudrige Nuancen, spielt aber wie der Patchouli im Grunde kaum eine Rolle. Auf jeden Fall sehr schön die einzelnen Duftphasen so gut nachvollziehen zu können; hier wurde nicht wild der Chemiebaukasten durchgewurschtelt, sondern durchaus solide Arbeit geleistet.
Und wer in der Basis schließlich den wertkonservativen Duft eines Fichtennadelbads befürchtet, den kann ich beruhigen: die Fichte tritt nur leicht aus dem Hintergrund heraus und gibt der Gesamtkomposition lediglich einen kleinen ätherischen Hauch. Deutlich dominanter stellt sich für mich eine Note dar, die mich zunächst ins Grübeln brachte: an welches von mir früher besessene Parfum erinnert mich das denn? Nach einigem Überlegen kam mir die Erleuchtung – es ist „Diamonds for Men“ von Giorgio Armani. Kakaobohne, geanu! In der Duftpyramide gar nicht angegeben macht sie hier eine herbe und leicht trockene Figur und lässt zusammen mit Hölzern den bis dato sehr unisexen Dufteindruck nun schlussendlich doch in Richtung männlich pendeln. Richtig „dunkel“ wird „Art Homme“ jedoch zu keinem Zeitpunkt. Dafür bewegt er sich zu sehr im zitrisch-cremigen Spektrum - die holzigen und würzigen Noten sind zur Schattierung da, tragen aber nicht als Fundament.
„Art Homme“ ist ein moderner, dem Mainstream zugewandter Duft, der aber im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen aus der Designerschiene ein absolutes Gespür für Subtilität und Understatement besitzt. Hier ist nichts zu laut, nichts zu stechend, nichts zu übertrieben. „Art Homme“ ist nicht prollig oder aufdringlich, eher komtemplativ und weich, weiß aber trotzdem zu verführen. Er hat definitiv etwas „Japanisches“, aber auf keine exotische, sondern eher auf eine urbane Art und Weise. Als befindet man sich in einem Park in Osaka, eingerahmt von Hochhäusern. Ein toller Allrounder-Duft, der eigentlich zu jeder Jahreszeit und jedem Anlass passt und für mich auch ein echter Preis-Leistungs-Tipp ist.
Mein Kompliment an Mister Matsushïma.
Mister Miyake, Sie sind raus.
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