Tivellon
29.04.2012 - 07:41 Uhr
16
Top Rezension
4
Preis
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
1
Duft

Vor sich hingärendes Obststilleben mit Kindergalle

Sehr fruchtig. Üppig fruchtig. Im ersten Moment noch mit etwas Frische behaftet, die sich bei mir jedoch schnell wieder verflüchtigt. Für meine Nase entwickelt sich da ein überreifes Obststilleben in schwüler, brütender Sommernachmittagshitze.

Wie ein Obstkorb auf dem Familienküchentisch, der längst vor sich hingärt. Die Hitze hat alle vertrieben, es ist mucksmäuschenstill... bis auf eine penetrant brummende Fliege, die nicht mehr ganz konzentrische Kreise fliegt und... eine kleine Kinderhand, die sich aufgrund mangelnder Restkörpergröße ein wenig blind über den Tisch hinweg ihren Weg ins Obstkörbchen tastet.

Nun ein kurzes Geschmatze.

– Fliege –

Wilde Würgegeräusche.

- Fliege -

Plötzlich eruptionsartig ein nasses Platschen auf dem Küchenfußboden, ein kleines Schniefen.

- Fliege –

Dann lauthalsiges „Mama“-Geschreie und kleine Stummelbeinchen, die aus der müffelnden Küche fliehen.

- Fliege –

Und nun bleibt genau das zurück, was ich rieche: Ein ausgegöbeltes Mus aus zu reifen, dumpfen Beeren, Bananen und Mango, vermischt mit bitterer Kindergalle.

Beeren machen sich irgendwie nicht gut auf meiner Haut. Multiple Rouge von Humiecki & Graef riecht bei mir auch verboten. Aber an ein fröhliches Multi-Kulti NY-Straßengetümmel (so die von mir interpretierte Intention von Masaki Matshushima zu diesen Duft) erinnert mich dieses Parfum leider gar nicht. Es sei denn, die reiern gerade alle und bewerfen sich zudem mit gammeligem Obst. (o;

***

Zum Glück - und das ist das mich mit am meisten Faszinierende an Parfums - ist das Duftempfinden bei jedem anders und jeder Duft geht mit seinem Träger eine individuelle Symbiose ein.
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