Opera

III-IV Tango 2014

MariellaMmmh
14.01.2021 - 17:02 Uhr
53
Top Rezension
9
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft

Traumnacht

Vom ersten Augenblick an lief es darauf hinaus...

Als sich ihre Blicke das erste Mal trafen, erkannte sie das Begehren in seinem markanten Gesicht und es gefiel ihr. Er sah die Sehnsucht in ihren dunklen Augen, eine Sehnsucht, die er nur zu gern stillen wollte. Er liebte es, sich in diesen Augen voller Feuer und Leidenschaft zu verlieren, in ihr Gesicht zu schauen, umrahmt von ihrer dunklen Haarpracht, ihr gebannt auf die wunderschönen, vollen Lippen zu blicken, wenn sie konzentriert war und ganz unbewusst auf ihre Unterlippe biss. In diesen Momenten hätte er für sie sein Leben gegeben. Sie wiederum genoss es, ihn in ihrer Nähe zu wissen, zu spüren, er wäre immer da, würde sie auffangen, wenn sie stolperte, würde sie halten, wenn sie schwach würde. Seine Kraft und Stärke zogen sie magisch an. Er war glückselig von ihrer ansteckend guten Laune und ihrem Lachen.
Aber noch tänzelten sie nur umeinander rum. Beäugten sich aus der Ferne, während die Leidenschaft sowie die Sehnsucht nacheinander wuchsen. Bittersüßer Schmerz, unerfülltes Verlangen. Die Luft um sie herum war wie elektrisiert.
Irgendwann, als sich ihre Blicke wieder trafen, zischte es regelrecht und die Anspannung war nicht mehr auszuhalten. Wie von Zauberhand geführt gingen sie aufeinander zu. Der Sternenhimmel über ihnen bot genügend Licht und im Wasser glitzerte dieses wie Tausende Diamanten. Eine traumhafte Nacht.
Am Anfang waren ihre Schritte langsam, jedoch unaufhaltsam, dann immer schneller, bis sie ganz nah aneinander standen. Sie war einen Kopf kleiner als er und musste zu ihm heraufblicken. Er schaute runter und kam behutsam noch etwas näher. So konnten sie nun den Atem des anderen spüren, den Herzschlag, sogar das Brodeln des Blutes in den Adern. Zärtlich legte er eine Hand um ihre wohlgeformte Hüfte und nahm mit der anderen ihre Hand. Er führte sie und sie spürte seine Entschlossenheit und klammerte sich an seine starken Schultern. Sie tanzten und tanzten, wurden immer leidenschaftlicher, bis sie sich schließlich ganz verschwitzt komplett einander hingaben.

Sie liebte den Duft, den er ausströmte und versuchte, ihn mit jedem Atemzug zu inhalieren. Ein betörendes, elegantes, würzig-warmes Bouquet aus Blumen und Gewürzen, die präsent und hautnah gleichzeitig waren. Wenn sie ihn küsste, roch sie diese weichen, süßen Noten, in denen sie sich komplett verlieren konnte, die sie jedoch dennoch forderten. Roch er nun süß, herb oder beides?
Letztendlich war es ihr egal, denn er roch so wunderbar, so anders als alles ihr Bekannte, sie wollte den Duft aufnehmen und für immer mit sich tragen. Ein Duft voller Grazie, Anmut, Temperament und Kraft, der die Persönlichkeit des Trägers zu unterstreichen wusste. Sie verlor sich gänzlich im Geschehen und hörte auf, nachzudenken.
Sie liebten sich voller Hingabe, Verlangen und Leidenschaft. Es war, als hätte sie ihr ganzes Leben auf diesen Augenblick gewartet. Ihm schien es, sie sei wie für ihn gemacht, er musste sie nur finden.
Als sie voller Leidenschaft keuchend ihren Kopf in den Nacken legte, während sie sich auf ihre feuerroten Lippen biss, kam auch er zum Schluss. Sie schlief langsam in seinen starken Armen ein, während ihre Glieder immer wieder aufzuckten.

Als sie aufwachte, war sie in ihrem Bett, allein. Die Szenerie der Nacht war gewichen. Sie blinzelte und überlegte kurz: Sie war gestern Abend bei dem Fest am Ufer, wo auch er war. Er. Die Schmetterlinge im Bauch flogen los. Sie lächelte. Der Duft der gestrigen Nacht schien noch in ihrer Nase zu schweben. Instinktiv führte sie ihre Hand zur Nase. Ja! Das ist der Duft. So roch er immer. Nach Tango. Und gestern Abend hatte sie Tango aufgelegt. Und irgendwann, so war sie sich sicher, würde sie mit ihm Tango tanzen. Bis dahin, hatte sie den Duft für sich.
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