06.02.2022 - 23:43 Uhr
Serenissima
1114 Rezensionen
Serenissima
Top Rezension
23
Ich wollte, ich könnte wie Orpheus singen ...
„… dem es einst gelang, Felsen zum Weinen zu bringen – durch seinen Gesang …“
Nein, keine Angst: ich werde nicht wie Orpheus singen, nicht einmal wie Reinhard Mey, der sich einst darüber Gedanken machte, wie es wäre, wenn …
Ich kann nicht singen und auch nicht reimen; wenn ich verschiedene Statements hier lese, bin ich immer ganz hingerissen, werde ganz klein und bescheiden.
Bei mir reicht es nur zu schnöden Worten, um meine Eindrücke von einer göttlichen Duftkreation zu vermitteln.
So muss ich mich auch bei „Vaniglia Speziata Calda“ vom Massimiliano Torti Il Profumiere auf das beschränken, was ich kann.
Es folgt also kein Opus, kein großer Gesang – nur eine profane Ansammlung von Worten.
Ich erwähnte bereits, dass ich vor Weihnachten in Serafinas reichhaltiger Sammlung stöberte und dabei auch auf zwei Kreationen dieses Duftkünstlers Massimiliano Torti/Il Profumiere traf.
Hatte mich doch schon Hals über Kopf in „Amyas Marakesh“ verliebt; wären diese Düfte über das Internet zu beziehen: dieser wäre längst bei mir eingezogen!
So war natürlich meine Neugier geweckt und auch „Vaniglia Speziata Calda“ landete auf meinem Wunschzettel und neulich Abend auch auf meiner Haut.
Was für ein sinnesreicher Abend; was für eine Nacht …
(Ich liebe „Nacht-Düfte“!)
Eine der hier sehr häufig anzutreffenden Äußerungen ist: „Was soll ich sagen …“
Nun, bei „Vaniglia Speziata Calda“ fehlten auch mir anfangs die Worte – was breitete sich so genussvoll erst auf meinem Handgelenk, später auch um mich herum aus?
Ich wollte nicht denken; ich wollte nur genießen!
Nicht nur warme Vanille ist es, das merke ich sofort; durfte ich doch Vanille in den letzten Jahren in vielen ihrer Formen kennenlernen.
Von luftig elfenleicht hingehaucht, wie viele der Kreationen von Sylvaine Delacourt, bis gefühlt „schwer vom Löffel tropfend“ (wie meine geliebte „Vanille Absolument“ von L’Artisan Parfumeur).
Hier treffe ich einen wahrhaft göttlichen Vanilleduft, in dem es eine Wonne ist zu versinken, von ihm umhüllt zu werden und ihm zu folgen: Wohin auch immer!
Sie simmert träge und sämig in einem großen Kupferkessel vor sich hin, cremig-weiß und voll von süßen sündigen Aromen, die sie zuerst bereitwillig aufnimmt, dann geschickt miteinander vermählt und anschließend großzügig als genussreiches Finale offeriert.
Eine warm-würzige und sinnliche Vanille-Komposition entsteht hier.
Die Liebesgöttin Aphrodite höchstpersönlich steht neben dem Kessel und überwacht das Werk von „Il Profumiere“ Massimiliano Torti.
Nicht nur ein flüchtiger Dufthauch soll das werden, sondern eine die Sinne erweckende und diese verführerisch streichelnde Versuchung in Duftform.
Sie nehmen sich Zeit, um diesen Duft zu kreieren und das zahlt sich am Ende auch aus:
„Vaniglia Speziata Calda“ ist außergewöhnlich.
Außergewöhnlich reichhaltig, außergewöhnlich warm, außergewöhnlich süß und würzig!
„Gewürzte warme Vanille": dieser Name ist Programm!
Reife saftig-süße Orangen sind gewürzt: gespickt mit ganz altmodischen Küchengewürzen wie Nelke und etwas Muskatnuss: die so beliebten Weihnachtsorange steht hier Pate!
Nur einfach diese so präparierte Frucht zum satten Vanilleduft-Auftakt, nicht mehr und nicht weniger.
Die Sinne, die schließlich gestreichelt und verwöhnt werden sollen, erwachen; sie räkeln sich bereits unter diesem Arrangement.
Nun bleibt diese würzige Frische auch die einzige Zutat, die nicht zur „süßen Sünde“ verführt.
Karamell in hellem milchigen Braun, feiner Zucker, grobkörniger Rohrzucker und Banane vereinen sich mit Kokosmilch; die schon vorher dickflüssige Vanilleduftmischung wird noch schwerer und reichhaltiger, noch cremiger. Sie blubbert jetzt gemütlich vor sich hin.
Sogar die mir sonst recht schnell lästig werdende Pudernote entzückt hier, ebenso eine großzügige Gabe aromatischer Tonkabohne, begleitet von Moschus.
Was geschieht nur mit mir?
Welche Magie entfaltet dieses Vanillewesen?
Alles, was süß ist und wärmt, ist hier vereint und lädt balsamisch zum kuscheligen Genießen ein.
Nichts ist überdosiert, alles hält raffiniert die Balance, trotz der warmen Süße, so dass Sandelholz in seiner eigenen Würzigkeit, auf mich immer mit kleinen Widerhaken versehen und leicht störrisch wirkt, tropfenweise beigefügt werden kann, während Aphrodite leise lächelnd die gesamte Melange leise vor sich hinsingend rührt und rührt: Welchen Duftzauber fügt sie noch bei?
Hier noch eine Kleinigkeit, dort noch ein paar geflüsterte Worte.
Endlich ist sie zufrieden mit dieser hier entstandenen göttlichen Sinnesgabe:
Singende Vanille-Engelchen fliegen und verteilen Sternenstaub!
Langanhaltend ist dieses fast übersinnliche Duftvergnügen; eine wirbelnde Orgie in Vanille auf ganz spezielle Art.
Orpheus hätte bei diesem Zauberwesen viel Zeit es in schönen Versen und Reimen zu besingen, während ihn eine warme Würzvanille-Duftwolke schmeichelnd umweht.
Und hier dürfte er sich sogar umdrehen und ihr nachspüren, während sie entschwebt.
Denn zurück bleibt eine zärtliche Umarmung, ein feiner schwingender Ton, ein Sich-Erinnern an einen Zauber, der nicht fassbar ist.
„Vaniglia speziata calda“ – welch göttliche Vanille!
Und mit Reinhard Meys Worten möchte ich diese 750. Duft-Rezension dann auch schließen:
„Kein Fels ist zu mir gekommen
Mich zu hören, kein Meer
Aber ich habe Dich gewonnen
Und was will ich noch mehr?“
Ich bedanke mich herzlich für diese Bühne hier!
Nein, keine Angst: ich werde nicht wie Orpheus singen, nicht einmal wie Reinhard Mey, der sich einst darüber Gedanken machte, wie es wäre, wenn …
Ich kann nicht singen und auch nicht reimen; wenn ich verschiedene Statements hier lese, bin ich immer ganz hingerissen, werde ganz klein und bescheiden.
Bei mir reicht es nur zu schnöden Worten, um meine Eindrücke von einer göttlichen Duftkreation zu vermitteln.
So muss ich mich auch bei „Vaniglia Speziata Calda“ vom Massimiliano Torti Il Profumiere auf das beschränken, was ich kann.
Es folgt also kein Opus, kein großer Gesang – nur eine profane Ansammlung von Worten.
Ich erwähnte bereits, dass ich vor Weihnachten in Serafinas reichhaltiger Sammlung stöberte und dabei auch auf zwei Kreationen dieses Duftkünstlers Massimiliano Torti/Il Profumiere traf.
Hatte mich doch schon Hals über Kopf in „Amyas Marakesh“ verliebt; wären diese Düfte über das Internet zu beziehen: dieser wäre längst bei mir eingezogen!
So war natürlich meine Neugier geweckt und auch „Vaniglia Speziata Calda“ landete auf meinem Wunschzettel und neulich Abend auch auf meiner Haut.
Was für ein sinnesreicher Abend; was für eine Nacht …
(Ich liebe „Nacht-Düfte“!)
Eine der hier sehr häufig anzutreffenden Äußerungen ist: „Was soll ich sagen …“
Nun, bei „Vaniglia Speziata Calda“ fehlten auch mir anfangs die Worte – was breitete sich so genussvoll erst auf meinem Handgelenk, später auch um mich herum aus?
Ich wollte nicht denken; ich wollte nur genießen!
Nicht nur warme Vanille ist es, das merke ich sofort; durfte ich doch Vanille in den letzten Jahren in vielen ihrer Formen kennenlernen.
Von luftig elfenleicht hingehaucht, wie viele der Kreationen von Sylvaine Delacourt, bis gefühlt „schwer vom Löffel tropfend“ (wie meine geliebte „Vanille Absolument“ von L’Artisan Parfumeur).
Hier treffe ich einen wahrhaft göttlichen Vanilleduft, in dem es eine Wonne ist zu versinken, von ihm umhüllt zu werden und ihm zu folgen: Wohin auch immer!
Sie simmert träge und sämig in einem großen Kupferkessel vor sich hin, cremig-weiß und voll von süßen sündigen Aromen, die sie zuerst bereitwillig aufnimmt, dann geschickt miteinander vermählt und anschließend großzügig als genussreiches Finale offeriert.
Eine warm-würzige und sinnliche Vanille-Komposition entsteht hier.
Die Liebesgöttin Aphrodite höchstpersönlich steht neben dem Kessel und überwacht das Werk von „Il Profumiere“ Massimiliano Torti.
Nicht nur ein flüchtiger Dufthauch soll das werden, sondern eine die Sinne erweckende und diese verführerisch streichelnde Versuchung in Duftform.
Sie nehmen sich Zeit, um diesen Duft zu kreieren und das zahlt sich am Ende auch aus:
„Vaniglia Speziata Calda“ ist außergewöhnlich.
Außergewöhnlich reichhaltig, außergewöhnlich warm, außergewöhnlich süß und würzig!
„Gewürzte warme Vanille": dieser Name ist Programm!
Reife saftig-süße Orangen sind gewürzt: gespickt mit ganz altmodischen Küchengewürzen wie Nelke und etwas Muskatnuss: die so beliebten Weihnachtsorange steht hier Pate!
Nur einfach diese so präparierte Frucht zum satten Vanilleduft-Auftakt, nicht mehr und nicht weniger.
Die Sinne, die schließlich gestreichelt und verwöhnt werden sollen, erwachen; sie räkeln sich bereits unter diesem Arrangement.
Nun bleibt diese würzige Frische auch die einzige Zutat, die nicht zur „süßen Sünde“ verführt.
Karamell in hellem milchigen Braun, feiner Zucker, grobkörniger Rohrzucker und Banane vereinen sich mit Kokosmilch; die schon vorher dickflüssige Vanilleduftmischung wird noch schwerer und reichhaltiger, noch cremiger. Sie blubbert jetzt gemütlich vor sich hin.
Sogar die mir sonst recht schnell lästig werdende Pudernote entzückt hier, ebenso eine großzügige Gabe aromatischer Tonkabohne, begleitet von Moschus.
Was geschieht nur mit mir?
Welche Magie entfaltet dieses Vanillewesen?
Alles, was süß ist und wärmt, ist hier vereint und lädt balsamisch zum kuscheligen Genießen ein.
Nichts ist überdosiert, alles hält raffiniert die Balance, trotz der warmen Süße, so dass Sandelholz in seiner eigenen Würzigkeit, auf mich immer mit kleinen Widerhaken versehen und leicht störrisch wirkt, tropfenweise beigefügt werden kann, während Aphrodite leise lächelnd die gesamte Melange leise vor sich hinsingend rührt und rührt: Welchen Duftzauber fügt sie noch bei?
Hier noch eine Kleinigkeit, dort noch ein paar geflüsterte Worte.
Endlich ist sie zufrieden mit dieser hier entstandenen göttlichen Sinnesgabe:
Singende Vanille-Engelchen fliegen und verteilen Sternenstaub!
Langanhaltend ist dieses fast übersinnliche Duftvergnügen; eine wirbelnde Orgie in Vanille auf ganz spezielle Art.
Orpheus hätte bei diesem Zauberwesen viel Zeit es in schönen Versen und Reimen zu besingen, während ihn eine warme Würzvanille-Duftwolke schmeichelnd umweht.
Und hier dürfte er sich sogar umdrehen und ihr nachspüren, während sie entschwebt.
Denn zurück bleibt eine zärtliche Umarmung, ein feiner schwingender Ton, ein Sich-Erinnern an einen Zauber, der nicht fassbar ist.
„Vaniglia speziata calda“ – welch göttliche Vanille!
Und mit Reinhard Meys Worten möchte ich diese 750. Duft-Rezension dann auch schließen:
„Kein Fels ist zu mir gekommen
Mich zu hören, kein Meer
Aber ich habe Dich gewonnen
Und was will ich noch mehr?“
Ich bedanke mich herzlich für diese Bühne hier!
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