25.12.2023 - 08:41 Uhr
ElAttarine
30 Rezensionen
ElAttarine
Sehr hilfreiche Rezension
12
... to open light in the dark
Herbtraurige Bergamotte und melancholische Zitrusschalen verharren unter grauen Wolken. Schwache Veilchen im matten Gras. Intensive Melancholie bleigrauer Tage, die nicht enden, mich irgendwie voranschleppen wie unter einer Glasglocke, abgedichtet, kommt überhaupt noch was durch? Kommt da überhaupt noch etwas? Keine Kraft, irgendwelche Impulse von außen wahr- oder aufzunehmen. --
Nach langer Zeit kommt ein anderer Tag – wodurch auch immer, kann ich erst einmal gar nicht sagen; ich spüre eine Ahnung blassrosafarbener Helligkeit. Eine winzige Ahnung, dass das Leben heller, weniger lastend, würziger, luftiger sein könnte. Ja, es gibt Blüten, unterschiedliche Sorten fächern sich auf, manchmal gibt es sogar Licht. Am Ende ist da ein leises Flüstern, … Ja.
“For the Fragile
Fighting to open
Light in the Dark”
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Orló war 2021 mein erster ziemlich verrückter Blindkauf eines Nischenduftes nach der Lektüre der „Essenzen“-Kolumne von Clemens Brunner (Link siehe unten). Direkt im Mendittorosa-Onlineshop geordert, kam die Lieferung mit einem handgeschriebenen Brief „Orló is with you now…“. Plastikfrei befindet sich der Flakon in einer kleinen Holzkiste, die laut Homepage von Medittorosa auf die Schutzboxen verweist, in denen kostbare Kunstwerke versandt werden. Staunend halte ich meinen Flakon in den Händen. Der Flakon hat eine schöne Holzkappe mit einem Hauch leicht metallisierten Farbauftrags und eine Plakette mit einer von Hand eingravierten Schlange. Flakon samt Plakette sind von verknoteten Schnüren umschlungen.
Die Schlange verweist auf das Gedicht von Sylvia Plath, das dem Parfüm seinen Namen gab: „Edge“, italienisch „Orló“ bedeutet „Rand, Kante, Abgrund“. Sylvia Plath schrieb es wenige Tage vor ihrem eigenen Tod, es ruft den antiken Medea-Mythos auf und verknüpft ihn mit ihrer eigenen Todessehnsucht. Eine Frau an der Kante, am Rand zum Tod.
Auch wenn Sylvia Plath am Ende nicht mehr weiterleben konnte, lässt sich ihre Dichtkunst verstehen als dasjenige, das zwischen ihrer Instabilität und Unsicherheit einerseits und dem Abgrund andererseits stand. Und dem entspricht für mich der Duft:
“In respect for all who fight demons and go to the Edge. […] Who needs more land to expand and to let the light inside.” (Mendittorosa-Homepage)
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Mein Dufteindruck: Am Anfang nehme ich zuallererst viel Alkohol wahr und dann die Zitrusnoten, die aber nicht strahlen, sondern herb bleiben: Bitterorange, herbe Mandarine, Bergamotte. Dazu kommt ein herber Pfirsich. Der Duft bildet während der ersten Zeit eine intensive dichte Wolke, die ich mit der „Glasglocke“ assoziieren kann, die einem anderen Werk von Sylvia Plath den Titel gibt. Orló bildet einen sehr intensiven Innenraum. Das hat durchaus eine anstrengende Seite, es hängt auch von der Dosierung ab. Später geben helle Harze und rosa Pfeffer einen vorsichtigen Impuls, und es wird unsüß-floral. Die Rose blüht, aber sie strahlt nicht fröhlich. Clemens Brunner schreibt hier zu Recht: „Der Duftraum beginnt sich zu weiten.“ Unsüße Magnolie, Orangenblüte, und ganz vorsichtige Rose machen das Bouquet aus. Den manchmal genannten Cuminschwitz bekomme ich überhaupt nicht. Nach 6 Stunden schließlich nehme ich vor allem noch zarte florale Noten wahr (Ylang und Neroli, erstaunlicherweise immer noch unsüß), und weiter bleibt die Bergamotte dabei.
Dieser Duft setzt gewisserweise den Stil der 60er/70er Jahre fort, für mich ist das positiv altmodische Duftkunst.
https://www.perlentaucher.de/essenzen/anne-sophie-behaghels-parfum-orlo-fuer-mendittorosa.html
Nach langer Zeit kommt ein anderer Tag – wodurch auch immer, kann ich erst einmal gar nicht sagen; ich spüre eine Ahnung blassrosafarbener Helligkeit. Eine winzige Ahnung, dass das Leben heller, weniger lastend, würziger, luftiger sein könnte. Ja, es gibt Blüten, unterschiedliche Sorten fächern sich auf, manchmal gibt es sogar Licht. Am Ende ist da ein leises Flüstern, … Ja.
“For the Fragile
Fighting to open
Light in the Dark”
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Orló war 2021 mein erster ziemlich verrückter Blindkauf eines Nischenduftes nach der Lektüre der „Essenzen“-Kolumne von Clemens Brunner (Link siehe unten). Direkt im Mendittorosa-Onlineshop geordert, kam die Lieferung mit einem handgeschriebenen Brief „Orló is with you now…“. Plastikfrei befindet sich der Flakon in einer kleinen Holzkiste, die laut Homepage von Medittorosa auf die Schutzboxen verweist, in denen kostbare Kunstwerke versandt werden. Staunend halte ich meinen Flakon in den Händen. Der Flakon hat eine schöne Holzkappe mit einem Hauch leicht metallisierten Farbauftrags und eine Plakette mit einer von Hand eingravierten Schlange. Flakon samt Plakette sind von verknoteten Schnüren umschlungen.
Die Schlange verweist auf das Gedicht von Sylvia Plath, das dem Parfüm seinen Namen gab: „Edge“, italienisch „Orló“ bedeutet „Rand, Kante, Abgrund“. Sylvia Plath schrieb es wenige Tage vor ihrem eigenen Tod, es ruft den antiken Medea-Mythos auf und verknüpft ihn mit ihrer eigenen Todessehnsucht. Eine Frau an der Kante, am Rand zum Tod.
Auch wenn Sylvia Plath am Ende nicht mehr weiterleben konnte, lässt sich ihre Dichtkunst verstehen als dasjenige, das zwischen ihrer Instabilität und Unsicherheit einerseits und dem Abgrund andererseits stand. Und dem entspricht für mich der Duft:
“In respect for all who fight demons and go to the Edge. […] Who needs more land to expand and to let the light inside.” (Mendittorosa-Homepage)
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Mein Dufteindruck: Am Anfang nehme ich zuallererst viel Alkohol wahr und dann die Zitrusnoten, die aber nicht strahlen, sondern herb bleiben: Bitterorange, herbe Mandarine, Bergamotte. Dazu kommt ein herber Pfirsich. Der Duft bildet während der ersten Zeit eine intensive dichte Wolke, die ich mit der „Glasglocke“ assoziieren kann, die einem anderen Werk von Sylvia Plath den Titel gibt. Orló bildet einen sehr intensiven Innenraum. Das hat durchaus eine anstrengende Seite, es hängt auch von der Dosierung ab. Später geben helle Harze und rosa Pfeffer einen vorsichtigen Impuls, und es wird unsüß-floral. Die Rose blüht, aber sie strahlt nicht fröhlich. Clemens Brunner schreibt hier zu Recht: „Der Duftraum beginnt sich zu weiten.“ Unsüße Magnolie, Orangenblüte, und ganz vorsichtige Rose machen das Bouquet aus. Den manchmal genannten Cuminschwitz bekomme ich überhaupt nicht. Nach 6 Stunden schließlich nehme ich vor allem noch zarte florale Noten wahr (Ylang und Neroli, erstaunlicherweise immer noch unsüß), und weiter bleibt die Bergamotte dabei.
Dieser Duft setzt gewisserweise den Stil der 60er/70er Jahre fort, für mich ist das positiv altmodische Duftkunst.
https://www.perlentaucher.de/essenzen/anne-sophie-behaghels-parfum-orlo-fuer-mendittorosa.html
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