02.11.2022 - 03:34 Uhr
Serenissima
1049 Rezensionen
Serenissima
Top Rezension
13
vertraut und doch anders
Durch die Abreise einer Miniatur (ich berichtete in Verbindung mit dem Feenduft „Aniu“ davon) entdeckte ich noch andere vergessene Duftschätze in diesem sympathischen Format.
Der etwas sonderbar anmutende Flacon mit dem großen Kopf und dem stilisierten Gesicht auf der glasähnlichen Verschlusskappe fiel mir ins Auge: Wer bist Du denn?
Das Eau de Parfum „Miguel de Cuevas“ ist ein Duftschatz, der sich mit Geheimnissen umgibt:
Außer, dass es ihn gibt, weiß man nichts von ihm, weder über den Parfümeur noch über den Duft und seine Komponenten.
Nur die Adresse eines Pariser Vertriebs ist zu ermitteln, der Anfang der neunziger Jahre Konkurs anmeldete.
Trotzdem: „Hallo and welcome, Stranger!“
Aber der Duft „Miguel de Cuevas“ ist da, ist sofort präsent: Satt, dunkel, schwer und voll opulenter Würze und Wärme – ein Kind der „Goldenen Parfum-Ära“ der späten Siebziger oder der achtziger Jahre, die so viele Schöpfungen hervorbrachte; viele davon leider bereits wieder vergessen.
Meine Nase und vor allem die Sinne erinnern sich an sehr viel Vertrautes im Kompositionsaufbau, entdecken aber doch eine eigene Persönlichkeit im Duft: Einfach abgekupfert wurde hier nicht!
Auch wenn Hesperidengold aus der immer wieder bemühten Bergamotte und etwas helles Zitronengelb das bekannte Leuchten (Aldehyde sind sicher auch dabei) in das schon anfangs warme Dunkel bringen.
Ein bisschen Obst – reifer, samthäutiger Pfirsich? – ist auch noch dabei.
Man zeige mir einen Duft dieser Zeit, der nicht über diesen oder einen ähnlich aufgebauten Auftakt verfügt.
(Dieser erinnert an die nur acht Noten, mit denen jedes Musikstück beginnen soll.)
Ein besonderer Hinweis auf die Entstehungszeit ist das opulente Nelkengebinde, dem sich sogar die edlen Rosen und der sinnlich-warme Jasmin beugen und hier nur als Begleitung auftreten.
Auch ein „klassischer Blumengarten“ scheint Spalier zu stehen, ohne dass sich jede Blüte und Duftnote einzeln verbeugt, sie treten hier als Einheit auf.
Diese reifen, blumigen Schönheiten lagert auf einem Bett aus dunklem, mit breiten Goldadern durchzogenen Patchouliströmen, die träge und äußerst betörend dahingleiten und sich mit den bekannte Weggefährten Vetiver, feucht und erdig, und den leicht animalischen Aromen von Sandelholz paaren.
Wahrlich nichts Neues: Aber doch immer wieder schön!
Vorausgesetzt, man mag Patchouli und seine mächtigen Duft-Gesellen; wenn nicht, sollte man auch um „Miguel de Cuevas“ einen Bogen machen: Denn sie zeigen deutlich, wer hier das Szepter tragen würde, stünden ihnen nicht die sehr weiblichen, aber trotzdem so betörenden Gartennelken im Weg, die sich inzwischen noch mit den bekannten Küchengewürzen geriebene Muskatnuss, Gewürznelke und wärmendem Zimt zusammentaten: sie trafen sich und harmonierten sofort!
So schwebt eine dunkle würzige Blumenduftwolke, in deren Reichtum das helle Zitrusstrahlen ab und zu aufblitzt, über einer vertraut erdigen und maskulinen Basis.
Ein bisschen Holz scheint auch noch dabei und abschließend die bekannte Moschushaube, die mit leichter Hand alle Duftnoten zusammenhält und so einen Kreis schließt!
Sicher erkenne ich nicht alle Duftnoten, die sich hier zu einem bunten Mosaik zusammenfinden und so ein facettenreiches Ganzes bilden, bei dem sich aber im Duftverlauf die einzelnen „Steinchen“ verschieben und immer wieder neue Bilder und Eindrücke entstehen.
Zeit dazu haben sie, denn dieser Duft ist treu und begleitet viele Stunden lang ohne langweilig zu werden oder auszubleichen.
„Miguel de Cuevas“ ist nicht neu, nicht außergewöhnlich, ein typisches Duftkind seiner Zeit.
Aber gerade jetzt finde ich einen reich duftenden Begleiter durch die nun beginnende dunkle Jahreszeit.
Eine weitere warm-leuchtende Kerzenflamme, die mit eigener Duft-Magie diese zu erwartende Dunkelheit erleuchtet:
Diese Duft- und Lichtinseln schaffenden Duftkunstwerke können sehr wertvoll sein und sollte nicht völlig vergessen werden, nur weil ihr Name nicht bekannt war oder ist.
Sind sie doch für viele von uns die, wenn auch unbekannten Wurzeln, die uns im ständigen Auf und Ab der Trends erden und es so erst ermöglichen, all das, was uns in wechselnden Duftbildern durch das Leben begleitet, überhaupt erst wahrnehmen und genießen zu können.
Ein unbekannter Komponist schuf hier ein mir bisher unbekanntes Opus, dessen satter, voller Klang Schwingungen freisetzt, die ich nicht missen möchte, auch wenn ich leider immer wieder vergesse.
Der Klang der schweren Duftglocke „Miguel de Cuevas“ hat sie rechtzeitig wieder geweckt.
Der etwas sonderbar anmutende Flacon mit dem großen Kopf und dem stilisierten Gesicht auf der glasähnlichen Verschlusskappe fiel mir ins Auge: Wer bist Du denn?
Das Eau de Parfum „Miguel de Cuevas“ ist ein Duftschatz, der sich mit Geheimnissen umgibt:
Außer, dass es ihn gibt, weiß man nichts von ihm, weder über den Parfümeur noch über den Duft und seine Komponenten.
Nur die Adresse eines Pariser Vertriebs ist zu ermitteln, der Anfang der neunziger Jahre Konkurs anmeldete.
Trotzdem: „Hallo and welcome, Stranger!“
Aber der Duft „Miguel de Cuevas“ ist da, ist sofort präsent: Satt, dunkel, schwer und voll opulenter Würze und Wärme – ein Kind der „Goldenen Parfum-Ära“ der späten Siebziger oder der achtziger Jahre, die so viele Schöpfungen hervorbrachte; viele davon leider bereits wieder vergessen.
Meine Nase und vor allem die Sinne erinnern sich an sehr viel Vertrautes im Kompositionsaufbau, entdecken aber doch eine eigene Persönlichkeit im Duft: Einfach abgekupfert wurde hier nicht!
Auch wenn Hesperidengold aus der immer wieder bemühten Bergamotte und etwas helles Zitronengelb das bekannte Leuchten (Aldehyde sind sicher auch dabei) in das schon anfangs warme Dunkel bringen.
Ein bisschen Obst – reifer, samthäutiger Pfirsich? – ist auch noch dabei.
Man zeige mir einen Duft dieser Zeit, der nicht über diesen oder einen ähnlich aufgebauten Auftakt verfügt.
(Dieser erinnert an die nur acht Noten, mit denen jedes Musikstück beginnen soll.)
Ein besonderer Hinweis auf die Entstehungszeit ist das opulente Nelkengebinde, dem sich sogar die edlen Rosen und der sinnlich-warme Jasmin beugen und hier nur als Begleitung auftreten.
Auch ein „klassischer Blumengarten“ scheint Spalier zu stehen, ohne dass sich jede Blüte und Duftnote einzeln verbeugt, sie treten hier als Einheit auf.
Diese reifen, blumigen Schönheiten lagert auf einem Bett aus dunklem, mit breiten Goldadern durchzogenen Patchouliströmen, die träge und äußerst betörend dahingleiten und sich mit den bekannte Weggefährten Vetiver, feucht und erdig, und den leicht animalischen Aromen von Sandelholz paaren.
Wahrlich nichts Neues: Aber doch immer wieder schön!
Vorausgesetzt, man mag Patchouli und seine mächtigen Duft-Gesellen; wenn nicht, sollte man auch um „Miguel de Cuevas“ einen Bogen machen: Denn sie zeigen deutlich, wer hier das Szepter tragen würde, stünden ihnen nicht die sehr weiblichen, aber trotzdem so betörenden Gartennelken im Weg, die sich inzwischen noch mit den bekannten Küchengewürzen geriebene Muskatnuss, Gewürznelke und wärmendem Zimt zusammentaten: sie trafen sich und harmonierten sofort!
So schwebt eine dunkle würzige Blumenduftwolke, in deren Reichtum das helle Zitrusstrahlen ab und zu aufblitzt, über einer vertraut erdigen und maskulinen Basis.
Ein bisschen Holz scheint auch noch dabei und abschließend die bekannte Moschushaube, die mit leichter Hand alle Duftnoten zusammenhält und so einen Kreis schließt!
Sicher erkenne ich nicht alle Duftnoten, die sich hier zu einem bunten Mosaik zusammenfinden und so ein facettenreiches Ganzes bilden, bei dem sich aber im Duftverlauf die einzelnen „Steinchen“ verschieben und immer wieder neue Bilder und Eindrücke entstehen.
Zeit dazu haben sie, denn dieser Duft ist treu und begleitet viele Stunden lang ohne langweilig zu werden oder auszubleichen.
„Miguel de Cuevas“ ist nicht neu, nicht außergewöhnlich, ein typisches Duftkind seiner Zeit.
Aber gerade jetzt finde ich einen reich duftenden Begleiter durch die nun beginnende dunkle Jahreszeit.
Eine weitere warm-leuchtende Kerzenflamme, die mit eigener Duft-Magie diese zu erwartende Dunkelheit erleuchtet:
Diese Duft- und Lichtinseln schaffenden Duftkunstwerke können sehr wertvoll sein und sollte nicht völlig vergessen werden, nur weil ihr Name nicht bekannt war oder ist.
Sind sie doch für viele von uns die, wenn auch unbekannten Wurzeln, die uns im ständigen Auf und Ab der Trends erden und es so erst ermöglichen, all das, was uns in wechselnden Duftbildern durch das Leben begleitet, überhaupt erst wahrnehmen und genießen zu können.
Ein unbekannter Komponist schuf hier ein mir bisher unbekanntes Opus, dessen satter, voller Klang Schwingungen freisetzt, die ich nicht missen möchte, auch wenn ich leider immer wieder vergesse.
Der Klang der schweren Duftglocke „Miguel de Cuevas“ hat sie rechtzeitig wieder geweckt.
12 Antworten