Terre d'Iris 2005

Peanut
17.12.2019 - 08:02 Uhr
22
Top Rezension
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

Es ist das Fällige, das uns zufällt

Sagte zumindest Max Frisch. Ich bin da ganz seiner Meinung, es trifft auf so Vieles zu: Uns fällt oft das in den Schoß, wofür wir Antennen haben, wofür wir empfänglich sind und wonach wir eher unbewusst denn bewusst suchen.

So fiel mir "Terre d'Iris" scheinbar zufällig in den Schoß, als ich mit der lieben Hermia Parfums tauschte. Ich versprach mir von dem Tauschduft eine sauberpudrige, kühle Iris, denn sauber mag ich Düfte immer noch am liebsten. Was bekam ich? Zunächst einmal eine kerlige, strenge Kopfnote, die so weit weg von meinen Hoffnungen zu liegen schien, dass ich dachte "Eine Nummer zu groß für dich: Bleib du mal lieber bei deinen Babypopodüften und bei all dem, was in makeupfarbenen Flakons verkauft wird".

Doch dann ermahnte ich meine eilige Fast-Food-Nase zur Geduld und sprühte mich mit "Terre d'Iris" brav jeden Morgen ein, bis der Groschen ganz laut fiel: Zurück auf Anfang! Eine alte Duftliebe, schmerzlich vermisst, weil nur zu astronomischen Ebaypreisen aus fragwürdigen Beständen zu bekommen, ist mir da ins Haus geflattert: "Secrets d'Essences - Iris Noir". Die Geduld des Wartens auf den richtigen Ersatz, die Geduld mit der maskulinen Kopfnote, die Geduld des Tag-für-Tag-Testens hat sich ausgezahlt. Oder anders gesagt: Der war einfach fällig.

Wer meine schwarze Referenz-Iris nicht kennt, dem sei gesagt: Die Kopfnote wird euch wach und munter machen, denn die Agrumen sind herb. Grün und krautig, kalt und botanisch, bitter und böse. Was aber nach und nach unter diesen Agrumen hervorschielt, ist die dunkle, geeiste Nacht-Iris, wie sie sie seinerzeit der grüne Franzose in Flakons abfüllen ließ. Die eine oder andere Note wird sich unterscheiden, aber der Gesamteindruck des Duftes ist so ähnlich, dass ich von Duftzwillingen sprechen würde. Nicht unbedingt eineiig. Dennoch von verblüffender Ähnlichkeit.

Für mich grandios. Sicherlich aber nicht für jede Nase ein Gewinn. Der Duft ist, ob nun im Vergleich mit meiner alten Liebe oder nicht, sperrig, unrund und seltsam. Vielleicht ist er was für Supergeduldige, vielleicht eher was für Banausen, die Meisterwerke wie "Hiris" nicht kennen -- wie ich. Dennoch: Wenn er überhaupt gefällt, dann aber richtig.
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