Salsa 2011

Kontext
21.04.2015 - 08:25 Uhr
3
2.5
Sillage
0
Haltbarkeit
2
Duft

Miss Rose und die Benimmbrumme

Auf Salsa wurde ich durch die Kommentare aufmerksam und ließ ihn mir Second Hand schicken, als sich die Gelegenheit bot.
Er ist randvoll, in OVP und wirkt soweit neuwertig.

Vorsichtig ziehe ich die Kappe herunter und beschnüffele den Flakon. Eine Note steigt mir entgegen, nur diese eine: Die Rose. Rose? Als ich den Duft aufsprühe, entfaltet sich zunächst - begleitet von einem kurzen zitrischen Helau, der etwas zu keck in der Nase kitzelt - ein blumig-seifiges Bouquet, das mir in Teilen bekannt vorkommt, das brav, aber dafür selbstbewusst kräftig ist und mit einer Fußspitze schon mit dem Spielfeld potentieller Magendreher flirtet. Ich wäge ab, ob dies das Resultat einer verkeilten Umarmung von Lila und Jasmin sein könnte. Ein paar Minuten später entscheidet Salsa sich dankenswerterweise um und zieht den Fuß langsam etwas zurück. Ich bin erleichtert.

Der Duft beginnt nun etwas weicher zu werden, die adrette Rose tritt nun geziert vor. Gleichzeitig verliert der Duft plötzlich an Intensität. Ich bin unschlüssig, ob mir das nun passt oder nicht, da diese seifige Vorzimmerdame immer noch im Hintergrund herumlungert. Ich schaue missmutig zu ihr herüber und telepathiere ihr in Großbuchstaben, dass sie irgendwie nach altem Poison aka parfuma non grata riecht. Sie zieht zur Antwort die Mundwinkel noch etwas weiter herunter und bleibt demonstrativ sitzen. Na toll.

Ich wende mich wieder der jungen Rose zu, die inzwischen, sanft lächelnd, von einem losen, hell-holzigen Grüppchen Freunde umrahmt wird. Schon besser. Beeren rieche ich zwar nur, wenn ich danach suche (oder bilde sie mir ein), versuche aber ein Gespräch mit der Sandelholzzeder zu beginnen, die einen gebildeten Eindruck macht, und erkundige mich nach dem Tabak. Holzzedersandel lächelt entschuldigend, ja das wisse man hier auch nicht so genau, man sei sich leider noch nicht begegnet, aber auch äußerst gespannt.
In diesem Tonfall höflich-interessierter Konversation plätschert es weiter. Frau Vorzimmerseife hustet ab und zu pikiert und bohrt ihren strafenden Blick in meinen Nacken, ich spüre es, aber diesmal schenke ich keine Aufmerksamkeit mehr. Die Rose verabschiedet sich auf leisen Schwingen und überlässt das restliche Grüppchen einer seichten Idee trockener Kratzigkeit.

Wir bleiben noch beisammen und plaudern, auf den Tabak warten wir jedoch vergebens. Vielleicht war im Hintergrund und zögerte offen dazuzustoßen, vielleicht möchte er nicht an die Madame da hinten geraten; verständlich.

Bei mir verfliegt der Duft, der anfangs so stark auftrat, schließlich überraschend schnell. Auch die Sillage ist, abgesehen vom Start, bei mir und dem vorliegenden Flakon schwach. Ein Männerfang wird das in meinem Fall also so oder so nicht - na immerhin auch kein Männerschreck ;)

Auf die leeren Bänke blickend, die, etwas verschoben und zerrückt, noch von dem Zusammentreffen zeugen, kommt mir schließlich der sonderbare Gedanke, der Duft sei durch mich *hindurchgefallen*.

Ich schmecke dieser Formulierung nach und betrachte nachdenklich die schwarze Evita-Spitze auf der Verpackung.

...
Mit NR For Her kann ich nicht zuverlässig vergleichen, da ich ihn nur aus den olfaktorischen Augenwinkeln kenne. Da mir die seifige Note in Salsa nicht gefällt und Cremigkeit, Wonne, Hitze fehlen, wird der Flakon weiterziehen.
Punkte für die Entwicklung und eine, für sich genommen, hübsche Herz-Basis.
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