Habanita 1924 Eau de Toilette

Version von 1924
Habanita (1924) (Eau de Toilette) von Molinard
Flakondesign René Lalique
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7.8 / 10 240 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Molinard für Damen, erschienen im Jahr 1924. Der Duft ist orientalisch-würzig. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Die Produktion wurde offenbar eingestellt.
Aussprache
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Duftrichtung

Orientalisch
Würzig
Ledrig
Animalisch
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
BergamotteBergamotte HimbeereHimbeere OrangenblüteOrangenblüte PfirsichPfirsich
Herznote Herznote
HeliotropHeliotrop FliederFlieder IrisIris RoseRose Ylang-YlangYlang-Ylang JasminJasmin
Basisnote Basisnote
VanilleVanille MoschusMoschus AmbreinAmbrein BenzoeBenzoe russisches Lederrussisches Leder ZedernholzZedernholz
Bewertungen
Duft
7.8240 Bewertungen
Haltbarkeit
9.4180 Bewertungen
Sillage
8.6152 Bewertungen
Flakon
7.8148 Bewertungen
Eingetragen von DeGe53, letzte Aktualisierung am 28.02.2024.
Wissenswertes
Bei seiner Einführung 1921 war Habanita ursprünglich zur Beduftung von Zigaretten gedacht und wurde später als reguläres Parfum auf den Markt gebracht.

Rezensionen

27 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Medusa00

802 Rezensionen
Medusa00
Medusa00
Sehr hilfreiche Rezension 38  
Weckt die Bestie in dir!!!!
(Mein Kommi bezieht sich auf das Vintage)

Zugegeben, ich habe mir Habanita blind gekauft. Ich dachte, ich habe Boudoir das (Ur) Poison, Passion und noch andere krasse Düfte, mir kann gar nichts passieren. ABER, als ich Habanita auftrug, bin ich erstmal aus den Latschen gekippt......................................................................
Als ich wieder bei klarem Verstand war, mußte ich einsehen, daß Boudoir gegen Habanita eine langweilige Brühe, Poison nur ein laues Lüftchen und Passion nur ein Lacher ist.
(Ich trage ihn jetzt und mein Kopfkino rattert) Die Frau, die ihn auflegt, macht eine sofortige Metarmorphose durch und verwandelt sich vom netten, soliden Frauchen in ein Mischwesen aus Catwoman, Wehrwölfin und schwarzer Witwe. Der Auftakt ist der Wahnsinn und läßt keine anderen Assoziationen bei mir zu. Zitrisch, Himbeeren groß wie Äpfel, saftiger Pfirsich. Tonnen von Orangenblüten.
Das Kopfkino rattert weiter. Das Mischwesen, die männerverschlingende Bestie, kann Mauern hochklimmen wie eine Spinne, über Dächer rennen, wie ein Katze und Männerfleisch erschnuppern, wie eine Wölfin.Männer, falls Ihr nachts bei offenem Fenster schlaft und plötzlich schwere, wabernde Flieder- Iris- Rosen- und Ylang-Ylang Düfte zu Euch reinwehen. Dann kommt das nicht aus Eurem Garten SIE ist unterwegs! Fenster schließen, wenn Ihr die Nacht überleben wollt. Oder offen lassen, die wildeste Nacht Eures Lebens verbringen und dann sterben.
Nachdem sie sich das Blut von den Lippen gewischt hat, wird sie kuscheliger und weicher. Es wird Morgen, die Wehrwölfin ist weg, die schwarze Witwe gesättigt. Catwoman will kuscheln mit einem aufregendem Mann und zieht alle Register aus warmen Amber, weichem Wildleder. Aber nie vergessen, Männer, wenn sie im Morgengrauen in Eurem Bett landet, sie riecht wohlig und warm, hat sich aber die Krallen an einem Zedernbaum geschärft. Traut ihr niemals, sie ist
schön und schnurrt, aber behaltet sie nie solange, bis es wieder dunkel wird.

Männer, vor einer Frau, die diesen Duft trägt, fürchtet Euch, fürchtet Euch fürchterlich! Und nun auch vor mir...... Buhhh!
20 Antworten
10
Haltbarkeit
10
Duft
Clover

6 Rezensionen
Clover
Clover
Top Rezension 32  
Wölfin, Göttin, wilde Frau
Gestern war es genau zwei Wochen her, dass ich zeitgleich! zwei verschiedene Versionen dieses extrem aufregenden Duftes in Form von Pröbchen bei mir zu Hause willkommen heißen durfte: Tausend Dank, liebe Odeur, für die aktuelle Habanita, und an die wunderbare LaTanguera herzlichen Dank für die Vintage–Version, die (wie schon beschrieben) tatsächlich nochmal eine ganz andere Liga darstellt.

Aber der Reihe nach.
Ich sprühe die Lady also auf, links neu, rechts alt. Mein Freund sitzt mit diesem „gleich dreht sie wieder durch“-Gesichtsausdruck daneben und beobachtet mich, während ich zaghaft zu schnuppern beginne. Ehrfürchtig, klar. Geht ja hier nicht um irgendein neues Mode-Wässerchen, sondern um die große Habanita- eine, die immerhin des Öfteren in einem Atemzug mit Shalimar genannt wird. Der Sache muss ich nachgehen.

Was passiert?
Bereits im allerersten Moment ist mir klar: Das hier ist echt. Wahr und dicht und schonungslos. Passende Assoziationen sind sofort präsent, Habanita überwältigt mich geradezu mit ihrer Dominanz und Intensität, und erst mit der Zeit schaffe ich es, der Sache ein wenig auf die Spur zu kommen: In der Kopfnote tritt eine dunkle Himbeere auf, flankiert von einer Note überreifen Pfirsichs (so reif, als wäre gerade jetzt der perfekte und zugleich auch allerletzte Moment, ihn zu genießen) und begleitet von einer geradezu hypnotisch schönen Orangenblüte, tief und vollmundig, völlig ohne Kitsch. Naja, Kitsch würde wahrscheinlich auch sehr zeitnah zugrunde gehen angesichts dessen, was man von Beginn an spüren kann: Einen Abgrund. Endlos, dunkel und voller Geheimnisse nähert er sich mit jeder Sekunde. Oder nähere ich mich? Erst jetzt begreife ich jedenfalls, dass da aktuell noch mehr präsent ist, als ich zunächst wahrnehmen konnte: Leder, und Eichenmoos! Tiefe und Rauch. Das Ganze ist hintergründige, tiefe Weiblichkeit ohne jeden Barbie-Effekt; wie in einem Vulkan brodelt hier die pulsierende Essenz von furchtloser, wilder Sinnlichkeit und durchdringt die gesamte Komposition mit der unwiderstehlichen Kombination von Empfindsamkeit und Stärke. Was für eine Erfahrung! Da sind süffige, in dichter Pracht stehende Blüten; besonders Jasmin und Flieder nähern sich angstfrei dem heißen Herz der wilden Frau, während Heliotrop und Ylang Ylang, bereits dem Bann ihrer Intensität erlegen, selbstvergessen eine dunkle und süße Melodie anstimmen . La Tanguera schrieb ja schon, die Herznote von Habanita würde an das Räuchern von Harzen und Hölzern erinnern- dem möchte ich unbedingt zustimmen. In der Vintage-Version ist das Rauch-Aroma von noch hinreißenderer Üppigkeit und Opulenz; bei beiden jedoch verbreitet Benzoeharz eine trockene, herbe Süße, die durch die Iriswurzel noch unterstützt wird. Diese Art der trockenen Hitze macht das Ganze regelrecht explosiv und vermittelt wilde Entschlossenheit und ungezähmte, jederzeit entflammbare Sinnlichkeit.

Die Zigeunerin, die wir hier erleben dürfen, hat schwarze Augen und tanzt in wilder Ursprünglichkeit ums Feuer. Ihr Begehren ist ungestüm und tief, die Leidenschaft kommt aus dem Innersten ihrer Seele. Wenn Sie jemandem aus der Hand liest, sagt sie schonungslos alles, was sie sieht- selbst das, was man lieber nicht hören möchte. Sie sieht ins gleißende Licht, ohne zu blinzeln und fühlt sich geborgen im finstersten Wald. Sie hat alles gesehen und ihr ist kein Gefühl fremd, aber sie ist nicht abgestumpft, sondern emphatisch und voller Weisheit. Sie schert sich nicht um Konventionen, sondern hört immer auf den Ruf der Natur und den Schlag ihres eigenen Herzens. Sie erklimmt die Berge der Euphorie und durchwandert Täler tiefster Trauer. Sie ist absolut furchtlos, ihr Lachen ist kehlig und ihre Stimme rauchig und sanft. Sie ist uralt und ewigjung, Mutter und Tochter, Schamanin und Geliebte, Kriegerin und Trösterin. Ihre Zeit ist das Jetzt. Nichts entfernt sie von sich selbst, sie schöpft ihre Kraft aus dem ursprünglichen Sein. Ja, da ist Sehnsucht, sogar Gier- meiner Empfindung nach jedoch nicht nach dem, was war oder sein wird, sondern nach dem Leben selbst!

Ich fühle hier eine tiefe, ungezähmte Freude; eine Einladung, das auszuschöpfen, was jeder einzelne Moment zu bieten hat. Das eigene Potential zu nutzen und aus vollem Herzen und ganzer Seele alles zu geben, ohne Rücksicht auf Verluste oder den „guten Ruf“. Man selbst zu sein, die eigenen Abgründe zu begrüßen und es zu wagen, sie sich zu eigen zu machen. Das Wagnis einzugehen, ganz zu werden. Die Essenz des Lebens zu spüren. Ohne jede Selbstvergessenheit das eigene Sein auszuleuchten. Bewusstheit zuzulassen, bis an die Schmerzgrenze- um am Ende gemeinsam mit der wilden Frau um das Feuer des Lebens zu tanzen, bis es zu Rauch wird.

Am Ende schmiegt sich Habanita mit sanft ledriger, vanillig-süßer Moschuspudrigkeit an meine Haut und bleibt noch eine ganze Weile bei mir, bevor sie sich schließlich mit einem Augenzwinkern verabschiedet. Ich glaube, sie ahnt wohl, dass ich ihrem Temperament nicht jeden Tag folgen kann… Trotzdem hallt mir der Klang ihres tiefen Lachens noch in den Ohren, und mir ist klar: Jede Tür, die ich ihr öffne, öffne ich auch manch unbeachtetem Teil von mir selbst.
Anmerkung:
Eine Ähnlichkeit zwischen Habanita und Shalimar sehe ich persönlich –wenn überhaupt- nur in der bei beiden sehr selbstverständlichen und gleichzeitig mystischen Sinnlichkeit, die sich für mich aber auf völlig verschiedenen Gefühlsebenen manifestiert. Wenn Habanita eine Wölfin ist, die in nächtlicher Jagd ihrem Instinkt und der wilden Sehnsucht ihres Herzens folgend eine absolute Unmittelbarkeit und Entschlossenheit auslebt (und diesen Schritt ins Unbekannte auch von ihrem Träger erwartet), erscheint Shalimar für mich als Katze. Sie ist sanfter und anmutiger, aber ebenfalls tief in ihren Instinkten verwurzelt. Sie leitet mich nicht, ist aber bereit, mich auf sanften Pfoten lautlos zu begleiten. Sie zwingt mich nicht zur Offenbarung, aber sie ist schnurrend bei mir, wenn ich auf etwas stoße, das mich schaudern lässt…und wenn nötig, hat auch sie messerscharfe Krallen.
19 Antworten
10
Haltbarkeit
9
Duft
MariellaMmmh

215 Rezensionen
MariellaMmmh
MariellaMmmh
Top Rezension 29  
Achtung: Freilaufende, mutierte Blumenfee
Auch mein Kommentar bezieht sich auf die Vintage-Version, die mir die liebe Medusa ins Haus flattern ließ. An dieser Stelle noch mal vielen lieben Dank - Flasche ist bestellt... ;-D

Tja was soll ich sagen und wo soll ich anfangen. Manche von euch waren ja live und in Farbe dabei, als Habanita an meine Haut durfte. Ich kann es jedem Heuschnupfen-Geplagten empfehlen - die Nase ist für Stunden frei.

Ich war nach Mudusas Kommi sehr sehr gespannt auf den Stoff. Ich hatte ehrlich gesagt auch etwas Angst. Aber was tut man nicht alles für Parfumo, wa?

Hm. Und nun zum Duft-Erlebnis. Ich würde sagen, es ist ein bisschen wie mit den Jedi-Rittern. Die Macht des Duftes, die erotische Oppulenz ergfreift einen und zieht einen in seinen Bann. Man muss sehr stark sein, sich nicht auf die dunkle Seite zu begeben. Ich kann gar nicht rausfiltern, was ich da gerochen hab denn ich war sehr schnell sehr berauscht und erotisiert. Man man man...
Ein Mal die Grenze der schwarzen Magie überschritten, gibt es kein zurück. Und ja, Medusa hat Recht: Männers, passt auf. Wenn eine Frau diesen Duft trägt, dann müsst ihr vorsichtig sein.

Nun, da ich während des Testens nicht so ganz beisammen war, da in meinem Blut Rotwein zirkulierte, habe ich keine Kontrolle über die Geschehnisse gehabt. Ich hoffe ich habe keinen damit verärgert - wenn ja, tut es mir leid.
Ich werde den Umgang üben, damit Habanita etwas Gutes in der Welt bewirken kann. Und damit mein Mann sich nicht wieder im Schlafzimmer verschanzt - ach was erzähl ich da, die flüchtigst angenagelten Bretter konnten mich nicht aufhalten.

Schuld hat sowieso Medusa.
21 Antworten
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Michelangela

85 Rezensionen
Michelangela
Michelangela
Top Rezension 22  
„Ein Klassiker mit verruchtem Charme und unerbittlicher Ausdauer”
Es ist unheimlich schwer vorbehaltlos einen treffenden Kommentar zu schreiben. Oft liegen Steine in Form von "übler Nachrede", "falschen Erwartungen" oder auch "überschwänglichem Lob" über das betreffende Parfum auf dem Weg des Kommentators und erschweren somit schon das objektive Zusammenkommen mit jenem Duft. Das Innere im Auge des Kommentators bleibt uns verborgen und wir können uns nur selbst ein Bild vom Geschriebenen machen und unserer Fantasie (soweit wir genug Potenzial zutage bringen)ein paar prächtige Flügel verleihen.
~
Genauso ergeht es mir mit Habanita, denn schon allein der Name HABANITA stiftet Verwirrung in mir....
Was soll Habanita wirklich bedeuten? Ich lese immer wieder etwas von einer rassigen Zigeunerin, kann dieses Bild aber nicht nachvollziehen. Bunte Kleider, eine gewisse Wildheit und Mythen über Mythen begleiten diesen Duft. Woher kommt diese Assoziation? Ist es nur Fantasie? Oder handelt es sich tatsächlich um einen geschichtlichen Hintergrund des Duftes?
Ich habe meine sieben Sinne zusammengepackt und mich auf die Suche nach der mysteriösen Herkunft dieser Zigeunerin gemacht!
~
Wir schreiben das Jahr 1921! Molinard bringt eine Duftmischung aus Vetivier und Vanille auf den Markt, die einzig und allein dazu gedacht ist, Zigaretten zu parfümieren; die sogenannte "Garçonnes" zu ihrem Markenzeichen erkoren hatten. Mit einem Glasröhrchen wurde ein winziger Tropfen des Elixiers auf die brennende Zigarette geträufelt, um mit dem entstehenden Rauch einen betörenden Duft zu erzeugen.
Dieses herrliche, durchdringende Aroma erlangte so große Beliebtheit, dass dann auch endlich im November 1926 (erst Jahre später!) das erste Parfum Extrait davon präsentiert wurde. Habanita erschien in einem von René Lalique signierten Kristallzerstäuber.
Von nun an und bis heute erobert Habanita die Herzen der Frauen und ihrer Geliebten in jenem schönen schwarzen Flakon und rühmt sich als eines der am besten haftenden Parfums der Welt.
Natürlich wurde dieser Duft reformuliert, wir schreiben ja schließlich inzwischen das Jahr 2012 und so wie sich unsere Welt innerhalb der letzten knapp 100 Jahre verändert hat, ist es doch recht verständlich, dass selbst auch einige Düfte angepasst werden "müssen". Verbote verschiedener Inhaltsstoffe haben unsere Parfumeure vor schwere Aufgaben gestellt und bestimmt auch so manchen passionierten Liebhaber verzweifeln lassen. Die uhr dreht sich unaufhaltsam weiter, wer bestehen will, wird sich dem Lauf der Zeit wohl auch beugen müssen…
Doch mal ganz ehrlich: Trinkt heute noch jemand Coca Cola mit Kokain drin??? Nein! Das wurde schließlich auch zu unserem "Besseren" reformuliert ->, wenn man das überhaupt so bei einem Getränk wie Coca Cola sagen kann....
~
Luca Turin beschreibt beispielsweise in seinem Buch "Perfumes the Guide", dass inzwischen die südfranzösische Parfumhochburg Grasse zum größten Teil nur noch billige und schlichte Massenware produziert, die an Ort und Stelle in den Fabrikshops verkauft wird. Nur noch sehr wenige "Werke" entsprechen wirklicher Parfumeurskunst und ragen somit aus der Billigmasse heraus. Eine dieser Ausnahmen ist: Habanita von Molinard, ein sehr schöner, aufregender und wirklich gut angepasster Klassiker aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts.
~
Habanita beginnt blumig oppulent, bekanntlicherweise ja ganz mein Ding. Es ist aber keine stechende oder frische Blüte, sondern von Anbeginn eine Cremigkeit in all der Blütenpracht zu vernehmen. Sozusagen ein "geschmierter" Wumms mit extra Sahne. Ein wenig bitter wirkt die Kopfnote durch Galbanum, doch keinen Moment unangenehm oder störend, denn sie wechselt dann sehr schnell in das zunehmend weiche Herz von Habanita, das blumig-trocken und auch schon etwas holzig-erdig wird. Jasmin, Rosen, Ylang Ylang und Heliotrop entwickeln eine geschmeidige und sehr erotisierende Duftaura, die sich üppig um die Trägerin legt. Nach einer wirklich bewundernswerten Ausdauer der Herznote schmiegt sich eine dunkel-samtige Basis aus trockenen Hölzern an, die über etliche Stunden in einer Hülle aus Vanille, Patchouli und dem leichten Nachruf von Vetivier ruhen. Wird Habanita abends aufgetragen ist sie selbst morgens in zerwühlten Laken und Kissen noch deutlich zu vernehmen. Der Haltbarkeit ist somit wirklich große Anerkennung zu zollen!
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Das Bild einer Zigeunerin oder derartige Visionen sind mir im gesamten Duftverlauf nicht begegnet, aber auch das magere Model ala Kate Moss, dass von einer Vorkommentatorin beschrieben wurde, ließ nicht bei mir blicken.
Meine Habanita ist eine Stadtnomadin und treibt sich auch mal gerne in dunklen verrauchten Clubs rum, mag Jazz und tanzt von Salsa bis Disco alles, was ihre Leidenschaft nicht zügelt. Sie trinkt dann einen Scotch auf Eis, raucht gerne Zigarillos und wenn sie lacht... dann hört man sie auch. Sie ist rassig, sexy, zeitlos und sie hat kein greifbares Alter.
Habanita passt ebenso in Jeans und Trägertop sowie zur üppig wohlgeformten Silhouette in einem figurbetonten Kleid. In Dessous oder gar nackt dürfte sie wohl unwiderstehlich sein.....
So sehe ich in Habanita einen weiblichen, opulenten Duft, der zwar verrucht aber auch sehr weich und geschmeidig wirkt. Ich denke, dass auch besonders Raucherinnen diesen Duft gut tragen können.
Tatsächlich ist Habanita kein Duft für schüchterne, zurückhaltende Damen und erstrecht nicht dazu geeignet, im Büro die Konzentration auf zu erledigende Arbeiten zu fördern... -
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Sie ist die Verkörperung der leidenschaftlichen Frau, auch ohne Rüschenrock und Korsett. Denn selbst die Zigeunerinnen der Neuzeit tragen ihr Haar gezähmter und das Outfit angepasst. Die Zeiten der stets weiterziehenden Wohnwagen und Zelte der Sindi und Romas sind vorüber und tanzende Schönheiten ala Esmeralda sehen wir nur noch in Filmen wie: "Der Glöckner von Notre Dame".
In meinen Augen gehört Habanita zu jenen Klassikern, die bis heute ein ganz gewisses Etwas in sich bewahren. Reformulierung hin oder her! Hier trifft sich gekonnt ein Hauch verruchter Lebedame gepaart mit klassischer Eleganz. Korsett und Rüschenrock wurden durch fließendes Jersey ersetzt, die Zigeunerin ist eine moderne Frau mit einem Hauch nostalgischer Verführung. Dieser Eindruck wird immer noch in jenem wunderschönen Flakon im Originaldesign von René Lalique eingefangen.
Da ich das Original von anno dazumal nicht kenne, hab ich auch nichts, dem ich nachtrauern könnte. Die neue Habanita ist gestern per Post bei mir eingetroffen und ich kann gar nicht genug von ihr bekommen. Eine Steigerung dieses Duftes ist meinethalben nicht nötig, könnte vielleicht daran liegen, dass ich wahrhaftig schon verdorben und verrucht genug bin.
Sag mir, was Du trägst und ich sag Dir wer Du bist. Ich bin zeitweise sehr gerne eine Habnita :-)

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Über das Parfumhaus Molinard:
Molinard ist eines der bedeutendsten Parfumhäuser, bereits 1849 in Grasse gegründet. Es gehört zu den ältesten Parfumhäusern und ist noch immer in Familienbesitz. Königin Victoria von England ernannte MOLINARD zum königlichen Hoflieferanten: Unter dem Druck Napoleons III. eröffnete MOLINARD in Paris eine Dependance, um die stetige Versorgung des kaiserlichen Hofes zu sichern.
1921 war ein kreatives Jahr und Molinard startete zwei Produkte, die heute noch beliebt sind: erstens die berühmte Habanita "Parfüm für Zigaretten", das im Jahre 1924 "das hartnäckigste Parfüm der Welt" wurde und zweitens wurde erstmals ein festes "Concreta" (pflanzliches Blumenwachs) direkt als Parfum verwendet. Damit erschuf Molinard das SOLID-PARFUM!
In Grasse, Nizza oder Lille kann man Molinard besuchen und sich einen umfassenden Eindruck über 160 Jahre Parfumeriekunst machen...
8 Antworten
7.5
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
DuftJunkie

31 Rezensionen
DuftJunkie
DuftJunkie
Hilfreiche Rezension 24  
Der Doppelmord Und Das Geständnis
-
Die Raucherin:
Cherilyn ist eine Frau Ende 20 und lebt mit ihrem Mann in New Orleans. Eines Tages sehen Sie wie eine dunkel gekleidete Frau in eine große Limousine steigt, von der sie später erfahren, daß sie eine Wahrsagerin ist. Sie hat sogar den Beinamen "Königin des Schicksals".
Weil Cherilyn, wie viele andere Menschen auch, sehr interessiert an ihrem Schicksal ist, sucht sie diese Wahrsagerin mit ihrem Mann auf. Sie beschließen, daß Cherilyn die Dienste der Wahrsagerin für einige Zeit in Anspruch nimmt. Bei dem Gespräch fällt Cherilyn der Duft in den Geschäftsräumen der Zigeunerin auf. Da sie selbst starke Raucherin ist, kann sie nicht genau sagen, ob es ein Parfum ist oder einfach nur ein wohlriechendes Räucherwerk. Dieser Duft hat etwas dunkles und mysteriöses an sich. Ja sogar etwas tabakartiges glaubt Cherilyn wahrzunehmen. Es könnte ja sein, daß die Dame ebenfalls starke Raucherin ist.

Die Wahrsagerin:
Diese Dame stellt sich im weiteren Verlauf als Nichtraucherin heraus. Aber das ist Cherilyn auch egal; denn ihre Beraterin hat ganz andere Besonderheiten. Diese Zigeunerin scheint tatsächlich hellsehen zu können. Bei jeder Séance erkennt Cherilyn, wie viel diese Frau über sie und auch ihren Mann weiß. Zum Teil Dinge, die nur ihr Mann und sie eigentlich wissen dürften. Auch wenn der immerwährende rauchig-süße Duft des Räucherwerks ihr langsam missfällt, denkt sich Cherilyn, daß diese Zigeunerin wirklich ihr Geld wert ist. Da sieht sie schon mal über diesen durchdringenden Duft hinweg, auch wenn sie manchmal das Gefühl hat, dieser Duft würde sie regelrecht verfolgen. Denn mittlerweile glaubt sie, diesen Duft auch andernorts zu riechen; im Kino, beim Shopping oder sogar bei sich selbst zu Hause. Aber solche geheimnisvollen Vorkommnisse sind normal, wenn man sich von einer hellsehenden Zigeunerin in Sachen Schicksal beraten läßt.

Das Parfum:
Am 20. Mai 1974, an ihrem 28. Geburtstag muß Cherilyn sich näher mit diesem Duft beschäftigen. Obwohl sie den ganzen Tag jenen ominösen Räucherduft nicht wahrgenommen hat, ist sie doch beunruhigt als ihr Mann spät von der Arbeit nach Hause kommt und einen Hauch des Duftes in der Wohnung verbreitet. In der Nacht kann sie kaum schlafen, weil sie immerzu an den Duft denken muß. Wenn es tatsächlich so ist, daß ihr Mann diesen Duft mitgeschleppt hat, dann war er vielleicht auch bei der Wahrsagerin. Denkbar wäre es, daß auch er ihre Hilfe braucht, weil er auf der Arbeit ziemlichen Stress hat und in letzter Zeit viele Überstunden schieben mußte. Sie entschließt sich mitten in der Nacht ihren Freund Cio anzurufen. Der kennt sich mit Düften nämlich ein bisschen aus und ist vor einiger Zeit nach Frankreich gegangen um seine Duftkenntnisse weiter auszubauen. Er frühstückt gerade, als Cherilyn ihm vom Duft erzählt und ihn hastig fragt, ob er solch einen Räucherduft kennt. Er sagt, daß er sich mit Räucherwerk nicht gut auskennt, aber daß er ein Parfum kennt, das ähnlich riechen könnte, nämlich: "Habanita".

Der Doppelmord:
Nach dem Gespräch mit Cio ist Cherylin so verwirrt, daß sie am folgenden Abend die Wahrsagerin aufsucht. Die ist gerade dabei, ihr 'Geschäft' zu verlassen, als Cherylin sie abfängt und um eine dringende Sitzung bittet. Nach einer Extra-Vergütung sagt die Dame, Cherilyn soll zu der Privatadresse fahren und dort auf sie warten. Als sie sich vor dem Haus der Wahrsagerin treffen, führt die Dame Cherilyn in einen dunklen Raum, wo sie Kerzen anzündet und die Séance eröffnet. Dann legt sie Karten, woraus hervorgeht, daß Cherilyn von ihrem Mann betrogen wird. Verwirrter als vorher begibt sich Cherilyn nach Hause, wo sie sich plötzlich an den Parfum-Flakon erinnert, den sie beim Hinausgehen aus dem Haus der Wahrsagerin auf einer kleinen Kommode gesehen hatte:
HA
BA
NI
TA
Voller Wut und mit einem Gewähr im Gepäck fährt sie wieder zu der Privatadresse der Wahrsagerin und erwischt ihren Mann mit ihr in flagranti. Sie drückt zweimal ab und wird später ohne Gegenwehr festgenommen. Sie legt ein umfassendes Geständnis ab.

Das Geständnis:
Die Schicksals-Dame von New Orleans bürstete ihre Katze in ihrer schwarzen Limousine. Auf dem Rücksitz waren Kratzer als Zeichen der Männer, die ihr Schicksal für sie gewonnen hatte.
Ich konnte nicht durch das getönte Glas sehen. Sie sagte: ”Nach Hause, James“, und er trat auf's Gas. Ich folgte ihr zu einem verdunkelten Raum. Sie nahm mein Geld und sagte: “Ich werde bald bei dir sein”
Die dunkle Dame lachte und tanzte und zündete Kerzen an, eine nach der anderen. Tanzte zu ihrer Zigeuner-Musik bis ihr Gebräu fertig war. Die Lady vollzog schwarze Magie bis die Uhr zwölf schlug. Sie erzählte mir mehr über mich als ich selber wusste und zog zwei Karten: eine Königin und eine Drei. Und sie murmelte ein paar Worte, die mir so seltsam vorkamen. Dann deckte sie einen zwei-äugigen Buben auf! Was sollte das wohl bedeuten? Meine Augen sahen rot, doch die Karten blieben schwarz.
Sie sagte: "Der Mann, den du liebst hat eine heimliche Beziehung zu jemandem, der dir sehr nahe ist. Mein Rat ist, dass du diesen Ort verlässt, niemals zurückkehrst und vergisst, dass du mein Gesicht je gesehen hast.
Also lief ich nach Haus und kroch in mein Bett. Ich konnte nicht schlafen wegen all der Dinge, die sie gesagt hatte. Doch dann erinnerte ich mich an ihr seltsames Parfum; und daran, wie ich es in meinem eigenen Zimmer einmal gerochen hatte!
Also schlich ich zurück und erwischte sie mit meinem Mann. Sie lachten und küssten sich ... bis sie das Gewehr in meiner Hand sahen.
Das nächste an was ich mich erinnere ist, dass sie tot auf dem Boden lagen. Diese dunkle Frau würde nie wieder eine Karte aufdecken.

Die Auflösung:
Alles an dieser Geschichte ist natürlich frei erfunden, oder fast. Fast, bis auf das Geständnis. Dieses Geständnis existiert nämlich tatsächlich. Es wurde sogar seit 1974 tausendfach vorgetragen. Und zwar von einer gewissen Cherilyn Sarkisian, geb. 20. Mai 1946. Einer Frau, die geheimnisvoller ist als die meisten Wahrsagerinnen es jemals sein werden und somit "Habanita" eher verkörpert als die 'Dark Lady' aus New Orleans.

Gewidmet einer der größten Künstlerinnen aller Zeiten (auch wenn ich nicht so sehr ein großer Fan von ihr bin):

Cher
8 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

7 kurze Meinungen zum Parfum
JonasP1JonasP1 vor 2 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Samtige Lederhaut
Goldbrauner Schein
Harziger Atem
Sinnlich-warme Blüten
Fernab
Ziehen zarte Rauchfäden
Orientalisch umfangen
Tief umarmt
41 Antworten
UntermWertUntermWert vor 2 Jahren
9
Duft
harzig-balsamisch, anschmiegsam mit unglaublich viel Tiefsinn
zurückhaltend und doch einnehmend und mystisch
wundervoll nostalgisch
16 Antworten
BastianBastian vor 3 Jahren
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Dezentes Leder

Die Früchte dringen immer wieder durch.

Mystisch und Verrucht.

Gleichzeitig Edel,Stilvoll und Sexy.

Artig Abartig genial
19 Antworten
LiefdeluchtLiefdelucht vor 6 Jahren
Vor dieser gnadenlosen Dämonengöttin kniet man nicht nieder, man wälzt sich demütig in ihrer glutheissen Asche, bereit 1000 Tode zu sterben.
0 Antworten
TrolloTrollo vor 1 Jahr
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Vintage (1950er): minimal fruchtig, ausgewogen blumig; warmer, weichharziger, sanfter Orientale; runder und tiefer als das EdC der Zeit
3 Antworten
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Diskussionen

Themen zum Parfum im Forum
ChuChuChuChu vor 9 Jahren
Damen-Parfum
Molinard HABANITA - wird das EDT eingestellt?
Ich kannte zuerst das EDP und habe dann später eine Abfüllung des EDT bekommen. Für mich gibt es wirklich keinen nennenswerten Unterschied.Ich glaube auch nicht, dass an der Rezeptur großartig etwas geändert...

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