01.02.2017 - 17:59 Uhr
Palonera
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Palonera
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21
Schein und Sein
Gibt es einen Menschen, einen einzigen nur, der auf die Stichworte "Orange" und "Zimt" nicht mit würzigwohligwarmen Assoziationen reagiert, die flammendes Laub enthalten und knisterndes Kaminfeuer, orangerotbraun funkelnden Gewürztee in dampfenden Gläsern, flackerndes Kerzenlicht, früh hereinbrechende Dämmerung und kuscheldicke Flauschpullover?
Der von nelkengespickten Orangenschalen träumt an vorweihnachtlichem Rot und Grün, von warmen Mützen und gefütterten Stiefeln, grinsenden Halloween-Kürbissen und Großmutters Weihnachtsgebäck?
Wer auch immer dieser Mensch sein mag – ich bin es nicht.
All diese Bilder entstanden vor meinem inneren Auge, als mir "Orange-Cannelle" begegnete und nach einem erfreuten "Wie schön, ein Weihnachtsduft!" unverzüglich seinen Weg in mein Zuhause fand.
Einen süßwürzigen Orientalen mit deutlich gourmandiger Richtung erwarteten wir, meine Nase und ich, einen Kältekiller und Seelentröster, tragbar im einstelligen oder besser noch im Minustemperaturenbereich.
Selten war meine Erwartung an einen Duft von derart klaren Bildern geprägt – und selten hatte sie so wenig mit der Realität gemein.
Sehr hell, sehr kühl ist sie, die Mandarine – früh am Morgen ist es und deutlich grün noch hängt sie am Baum, weit entfernt von sonnenreif-praller Süße und halb verborgen im dichten Laub.
Ein Hauch von Orange streift meine Nase – auch sie kühl, herb, noch im Reifen begriffen, der leichte Duft feuchtpatinierter Schalen, kein Saft, kein Fleisch, ätherisch fast und so transparent, daß er jeden Augenblick zu zerreißen droht, der feine Schleier auf meiner Haut.
Zart ist er, sehr zart, kaum wahrnehmbar – sehr nah muß ich ihm kommen, die Nase Zentimeter, Millimeter fast von der besprühten Haut entfernt, sacht einatmend, langsam, ganz langsam, jedem einzelnen Molekül nachspürend, suchend, schließlich findend ganz weit hinten eine Spur von Zimt, trocken und dunkel und gleich wieder fort, eine Ahnung nur.
Mandarine.
Nur noch Mandarine.
Kein Zimt, keine Orange mehr, nur noch Mandarine, noch immer kühl, noch immer nah an meiner Haut, so sehr nah.
Kein Gourmand, kein Orientale, kein Herbst und kein Winter.
Frühling und Sommer und irgendwann eine vage Erinnerung an ein Fruchtsaftgetränk, irgendwo in der fernen Vergangenheit meiner Kindheit, nicht sehr süß, nicht sehr aromatisch, ein heißer Sommertag in irgendeinem Freibad.
Nicht mehr.
Gar nichts mehr.
Nachtrag: Dieser Kommentar wurde zuerst am 20. Mai 2014 unter dem jüngeren Geschwisterduft "Orange Cannelle" veröffentlicht, da zu jenem Zeitpunkt die Les Senteurs-Reihe hier noch nicht vollständig gelistet war.
Ich habe den Kommentar nun korrekt plaziert und ihn an der nunmehr falschen Stelle gelöscht.
Der von nelkengespickten Orangenschalen träumt an vorweihnachtlichem Rot und Grün, von warmen Mützen und gefütterten Stiefeln, grinsenden Halloween-Kürbissen und Großmutters Weihnachtsgebäck?
Wer auch immer dieser Mensch sein mag – ich bin es nicht.
All diese Bilder entstanden vor meinem inneren Auge, als mir "Orange-Cannelle" begegnete und nach einem erfreuten "Wie schön, ein Weihnachtsduft!" unverzüglich seinen Weg in mein Zuhause fand.
Einen süßwürzigen Orientalen mit deutlich gourmandiger Richtung erwarteten wir, meine Nase und ich, einen Kältekiller und Seelentröster, tragbar im einstelligen oder besser noch im Minustemperaturenbereich.
Selten war meine Erwartung an einen Duft von derart klaren Bildern geprägt – und selten hatte sie so wenig mit der Realität gemein.
Sehr hell, sehr kühl ist sie, die Mandarine – früh am Morgen ist es und deutlich grün noch hängt sie am Baum, weit entfernt von sonnenreif-praller Süße und halb verborgen im dichten Laub.
Ein Hauch von Orange streift meine Nase – auch sie kühl, herb, noch im Reifen begriffen, der leichte Duft feuchtpatinierter Schalen, kein Saft, kein Fleisch, ätherisch fast und so transparent, daß er jeden Augenblick zu zerreißen droht, der feine Schleier auf meiner Haut.
Zart ist er, sehr zart, kaum wahrnehmbar – sehr nah muß ich ihm kommen, die Nase Zentimeter, Millimeter fast von der besprühten Haut entfernt, sacht einatmend, langsam, ganz langsam, jedem einzelnen Molekül nachspürend, suchend, schließlich findend ganz weit hinten eine Spur von Zimt, trocken und dunkel und gleich wieder fort, eine Ahnung nur.
Mandarine.
Nur noch Mandarine.
Kein Zimt, keine Orange mehr, nur noch Mandarine, noch immer kühl, noch immer nah an meiner Haut, so sehr nah.
Kein Gourmand, kein Orientale, kein Herbst und kein Winter.
Frühling und Sommer und irgendwann eine vage Erinnerung an ein Fruchtsaftgetränk, irgendwo in der fernen Vergangenheit meiner Kindheit, nicht sehr süß, nicht sehr aromatisch, ein heißer Sommertag in irgendeinem Freibad.
Nicht mehr.
Gar nichts mehr.
Nachtrag: Dieser Kommentar wurde zuerst am 20. Mai 2014 unter dem jüngeren Geschwisterduft "Orange Cannelle" veröffentlicht, da zu jenem Zeitpunkt die Les Senteurs-Reihe hier noch nicht vollständig gelistet war.
Ich habe den Kommentar nun korrekt plaziert und ihn an der nunmehr falschen Stelle gelöscht.
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