Helena1411
01.06.2020 - 17:48 Uhr
40
Top Rezension
9
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Ein Tagtraum

Grün.

Grün. Soweit das Auge reicht. Eine Wiese, taufrisch am noch frühen Morgen. Einzelne Wassertropfen funkeln diamantengleich in den ersten noch etwas schüchternen Sonnenstrahlen dieses jungen Tages und erstrahlen in regenbogenfarbenen Prismen über grünes Blattwerk.
Herbe Frische steigt ihr in die Nase, ebenfalls grün, leicht bitter-krautig, fast schon ist die frühmorgendliche, in der Luft liegende Feuchtigkeit zu riechen.
Ihr Blick schweift über die in allen Facetten der Farbe Grün changierende Fläche, die würzige Knarzigkeit einatmend. Aufatmend. Aus tiefstem Inneren.

Die meditative Stille des kühlgrünen Dunstes schwebt über allem. Auch über ihr.

Das eben noch verhaltene, fast schon zögerliche Blinzeln der Sonne wird selbstbewusster, heller, wärmt die noch taubesetzten Düfte des Morgens an, weckt sie aus ihrem grünen Schlummer auf und lässt sie über Wiese, Buschwerk und Baumwipfel in die Lüfte emporsteigen.
Sanfter Blütenhauch mischt sich unter das herbe Grün, lässt dessen leicht knarzige Bitterkeit gleichsam mit der Sonnenwärme zarter werden, lichter und transparenter. Die in den grünlich-schimmernden Morgendunst eingehüllten Eindrücke sowie Gerüche werden klarer, reiner, ohne dabei ihre kristallene Frische einzubüßen. Der verschwommene Eindruck von leichtem Blütenduft ist nun deutlicher wahrnehmbar, vermischt sich mit dem nicht mehr ganz so krautigen Pflanzengrün, bildet eine duftende Symbiose zu einem sonnenbeschienenen Frühlingsmorgen, der die letzten Tautropfen noch abzuschütteln versucht.

Je höher die Sonne das Firmament erklimmt, desto intensiver wird die Blütenwahrnehmung, setzt sich diese gegenüber dem saftigen Grün der ersten Schritte des jungen Tages durch. Und doch bleiben die Blüten zartbesaitet sowie glockenhell, lassen ausreichend Raum zum Atmen, beschweren die Luft in keinster Weise.

Der hauchfeine Klang des Blütenduftes schwebt nun über allem. Auch über ihr.

Sie saugt die Gerüche, Eindrücke, Farben tief, fast schon gierig in sich auf.
Eine grüne Oase. Es atmet sich so leicht.

Das sterile Weiß blendet sie, als sie die Augen öffnet. Die Gerüche von Desinfektionsmitteln beißen in ihrer Nase.

Noch einmal aufatmen.
In der Farbe Grün.
Wie die Hoffnung.
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