Blamage 2014 Extrait de Parfum

FLUidENTITY
20.06.2014 - 17:57 Uhr
13
Top Rezension
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft

Rauchig zwischen Präsenz und Absenz

Habe noch nie einen Nasomatto-Kommentar geschrieben, gut beim Finale mache ich dann doch mal langsam mit. N war für des Fluis Riecher immer ein Mysterium, von den Namen abgeschreckt motzte meine Nase stets und verweigerte den Dienst, wenn ich mit N ankam. Naja gut, scheint wohl höhere Gewalt zu sein, aber bei Blamage war nun auch meine Nase mit an Bord.

WIe steht es nun um den letzten Nasomatto-Duft, der einen Flakon hat, wie man ihn wohl an Genialität selten antrifft. Taugen mir erstmal die anderen Nasomatto-Flakons weniger, schlägt der hier voll ein, scheint wohl an der genialen Kappe zu liegen und an der Farbkombination, die so fad und hell daherkommt, dass er schon erschreckend morbide wirkt. Alle Achtung !

Wir haben nun hier einen Nasomatto-Geniestreich mal ganz anders: Bei Blamage handelt es sich um einen gut haltbaren, matt, stimmlos, rauchig wirkenden Duft, der stets die Balance aus Präsenz und Absenz hält. Das Rauchige ist hier genialerweise nicht nur platt die Duftnote, sondern auch das Auftreten von B. Das "Was" und das "Wie" bedingt sich hier ausdrücklich gegenseitig. Aber dazu nun ausführlicher:

Also der Duft jetzt: Er geht ziemlich stark in die Richtung von "for him" von Narciso Rodriguez würde ich sagen, nur mit einem starken Drive in Richtung Schwermetall. Ja, der Pfeffer mit dem Lavendel tritt ganz schon prominent in den Vordergrund wenn man den genialen Flakondeckel abgemacht und ein bisschen erst auf Streifen, dann auf Haut gesprüht hat. Der Auftakt ist ein bisschen Kakao-lastig muss ich sogar sagen, also so ein Kokoriko-Kakao von Jean Paul Gaultier ist das ein bisschen, dann bahnt sich Rodriguez for him aber ziemlich Schnur-Stracks seinen Weg.

Allerdings nicht so solide wie beim Original R. Dieser ist kolossaler, wuchtiger und voluminöser. Blamage ist nun nicht direkt per se rauchig, hat aber so eine leicht morbide Selbstpräsentation. Also er wirkt wenig in sich selbst gefestigt. Wie eine Seele, die nur halb in ihrem Körper steckt, sondern stattdessen sich irgendwo außerhalb verloren hat. Und ich finde gerade darum geht es hier und das ist sehr sehr gut gelungen. Also auf deutsch: Blamage ist sich wenig selber bewusst, also wenig selbstbewusst. Stattdessen deutet B stets genial die Flucht an. Halb verflüchtigt und halb anwesend in seiner Duft-Seele, es kommt mir so vor, als spüre sich B selber überhaupt nicht. Ein Rodriguez hinter einer Pappmaschee-Maske.

Rauchig? Höchstens ganz am Anfang, aber dieser Rauch ist schon sehr dünn gesponnen und macht nur eine ganz dezente Note aus. Er hat eine angedeutete Flüchtigkeit die ganze Zeit über, und das macht hier den Reiz der Sache aus finde ich.

Und jetzt gehts erst richtig los bei mir. Anstatt in die Verflüchtung zu entgleiten stabilisiert sich B in seiner Präsenz und verdichtet sich. Die Noten bleiben im Prinzip, nur es wird balsamischer und abgedichteter. B schließt die Luken, wie Pappmaschee, das seine Luft rauslässt und plötzlich eine höhere Dichte bekommt. Ich glaube ich habe noch nie einen Duft so dermaßen schlecht, umständlich und unschön beschrieben wie gerade :) nur war dies die einzige Möglichkeit das Ding halbwegs korrekt zu beschreiben.

Naja, Fluis Blamage eben :)
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