China White 2008 Extrait de Parfum

Fran
06.06.2011 - 12:22 Uhr
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
3
Duft

Kein Zugang

Ich bin ja seit nunmehr zwei Jahrzehnten (Kinder, wie die Zeit vergeht) sehr China-affin - und weiß nicht, was ich mit Nasomattos China White anfangen soll. Mein China-Bild ist natürlich ein sehr persönliches, ein Puzzle aus allen meinen persönlichen Erlebnissen dort. Selbstverständlich habe ich auch all die Sehenswürdigkeiten besichtigt (die man wirklich mal gesehen haben sollte). Aber dann trennen sich auch schon ganz bald meine Eindrücke von denen, die andere, wohl die Mehrheit, dort bekommen haben. Ich hab dort gelebt, gearbeitet, bin todesmutig Rad gefahren, hab auf dem Markt um Preise gefeilscht, hab mit Taxifahrern gestritten, hab in den schmierigsten Garküchen die besten Mahlzeiten genossen, bin im "Hard Sleeper" durch die Wallachei gejuckelt, hab furchteinflößende Inlandsflüge halb ohnmächtig überstanden, hab immer wieder nervtötende behördliche Schikanen diskutiert, hab einen Wandel miterlebt, der seinesgleichen sucht, hab sehr viel Smog eingeatmet und noch mehr Beton gesehen, atemberaubende Architektur bestaunt und last not least unglaublich tolle Menschen kennen gelernt.
"Mein" China ist nicht verklärt und romantisch und dreht sich nur um Erhu-spielende und Qipao-tragende zarte Chinesinnen, die sich am Anblick von Lotus im See im Park ergötzen. Nö. "Mein" China ist ziemlich reell, laut, staubig, schnell, rau irgendwie, kompliziert, dabei auch irgendwie lässig und spannend bis zum geht nicht mehr.
China White ist weder noch. Weder reell, noch verklärt. Vielleicht soll es verklärt sein, aber da gehe ich nicht mit.

Zunächst einmal brauche ich vor allem eine große "Nasendistanz". Zu dicht an der Haut riecht das Parfum sehr scharf, sehr bitter, sehr kratzig. Eine Mischung aus altmodisch, chyprig, aldehydig und Galbanum mit einem kleinen Schuss Aoud, zumindest in meiner Nase. Die "Fahne" allerdings, die ich in einigem Abstand rieche, ist da wesentlich angenehmer. Hell, zart-würzig, pastelliger, trotzdem mit diesem kräftigen Chypre-Charakter. Nicht wirklich mein Geschmack, aber erträglicher als die volle Dröhnung. Hier ist eine Herbheit, die ja auch DonnaOrsini und Taurus schon angesprochen haben (Stichwort "Männerduft"). Die Blumen sind nicht lieblich und zart, und das Holz haut ganz schön rein. Diese "rauchige Note" ist vielleicht auch das unliebsame Gemisch vom Beginn, dass bei mir dominiert. Grau-grün und krautig beinahe, das ist bei mir immer kein Nasenschmeichler. Ich finde den Zugang einfach nicht.

Und selbst wenn Nasomatto mit "China" nicht das Land, die Leute und die Kultur des Reiches der Mitte meinte, sondern - wie es der Flakondeckel vermuten lässt - Porzellan, dann gehe ich da auch nicht mit. Glatt und kühl und zerbrechlich? Nein. Kratzig und würzig und kantig. Wie gesagt, ich finde den Zugang einfach nicht.

Mei wen ti - macht nix.
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