Duro 2007 Extrait de Parfum

Yatagan
03.01.2013 - 13:11 Uhr
49
Top Rezension
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
4
Duft

Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.

Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. (Faust Vers 1336)

Faust. Sofort musste ich bei diesem Duft an Goethes Drama denken. Mephisto hätte ihn wohl getragen, vielleicht war es sogar der Hexentrank, der Faust wieder jung machte, damit er Gretchen verführen konnte. Ein böser Duft, ein diabolischer Duft, eigentlich auch kein schöner Duft (denn der Teufel ist niemals schön), aber doch faszinierend (wie es das Böse oft leider so an sich hat). Man bleibt daran hängen, riecht immer wieder an der eigenen Haut, wird verführt, wie von einem Zauber gebannt. Das alles mag erklären, warum ein Duft, der weder harmonisch noch frisch, weder klar noch modern (im Sinne der Post-Postmoderne unseres langweiligen Parfumzeitalters) ist, so viele Menschen dazu bringen kann, für 30ml mehr als hundert Euro zu bezahlen. Und doch bleibt ein Rätsel.

Bei euch ihr Herrn, kann man das Wesen, gewöhnlich aus dem Namen lesen. (Faust Im Studierzimmer)

Duro steht im Spanischen für hart, streng, schwer. Wir assoziieren wohl eher männliche Eigenschaften und sind damit ganz nah am Geheimnis des Duftes. Er ist seit langer Zeit einmal kein androgyner, sondern ein wirklich männlicher Duft, kein frisch eleganter, sondern ein Duft, der an die 80er, an Vor-Vorgänger wie Jacomo de Jacomo (für mich der maskuline Duft schlechthin) erinnert. Gibt es da eine tiefe Sehnsucht bei vielen Männern nach einem männlichen Duft? Oder sind es die Frauen, die so etwas gerne mal an Männern riechen und damit den Dufttrend in diese Richtung wenden? Vielleicht erleben wir ja mit Duro sogar eine Renaissance derartiger Düfte, vielleicht gibt es bald mehr Nachahmer als uns lieb ist? Das also war des Pudels Kern (Faust Vers 1323)

Der Worte sind genug gewechselt, laßt mich auch endlich Taten sehn (Faust Vers 214)

Was riecht denn da nun so männlich? Das Oud allein kann es doch nicht sein, da es kein Alleinstellungsmerkmal für maskuline Düfte ist. Ganz im Gegenteil taucht Oud gerade auch in vielen Unisex- oder Damen-Düften auf, eigentlich überall, wo man es neben diversen anderen Zutaten, die eigentlich doch ausgereicht hätten, noch unterbringen kann. Ich vermute daher als Ursache eher die Harze (die eben herb-männlich sind) und das Leder, das ja von jeher das Charakteristische vieler Herrendüfte ausmachte, das für die klare Kante in diesem Parfum sorgt.

Den Teufel halte, wer ihn hält! Er wird ihn nicht so bald zum zweiten Male fangen. (Faust: Im Studierzimmer)

So mag sich mancher zusprechen, der bisher eher frische, helle Düfte hortete. Doch wer da wen hält, ob der Träger den Duft - oder der Duft den Träger, lässt sich hier gar nicht so leicht klären. In einem hervorragenden Kommentar auf dieser Seite war zu lesen, dass Duro vermöge, seinen Träger zu knechten. Da ist was dran: Hier ist ein Saft, der eilig trunken macht (Faust Vers 732). Und ich muss es wissen, denn mir gefiel dieser Saft zunächst an sich nicht besonders und doch muss auch ich von Zeit zu Zeit immer wieder einen Tropfen nachlegen, war schon mehrfach auf der Homepage von Nasomatto, hatte sogar schon zweimal den Duft in den Warenkorb gelegt - ...und konnte dann gottlob doch noch widerstehen: Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen. (Faust Vers 1112)

Habe nun, ach! Philosophie, // Juristerei und Medizin, // Und leider auch Theologie! // Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. // Da steh ich nun, ich armer Tor! // Und bin so klug als wie zuvor. (Faust Vers 354). Was also tun? Bevor ich mir Duro wirklich zulege, werde ich mich wohl noch einmal durch meine Sammlung von 70er- und 80er-Düften schnuppern, denn da sind so einige dabei, die es mit der Wucht von Nasomattos Flaggschiff aufnehmen können. Ich erwähnte schon Jacomo de Jacomo, sehe vielleicht auch Polo Ralph Lauren im grünen Originalflakon schimmern und erinnere mich an Jules von Dior, der fast schon einem (sanften) Schlag ins Gesicht gleich kommt und nur gelegentlich, dann aber um so lieber, getragen werden kann.

Resümee? Heinrich! Mir graut's vor dir. (Faust Vers 4610)
24 Antworten