Pardon 2011 Extrait de Parfum

Pardon (Extrait de Parfum) von Nasomatto
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Platz 75 in Parfums für Herren
8.3 / 10 1023 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Nasomatto für Herren, erschienen im Jahr 2011. Der Duft ist holzig-würzig. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Es wird noch produziert. Der Name bedeutet „Entschuldigung”.
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Duftrichtung

Holzig
Würzig
Orientalisch
Harzig
Rauchig

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.31023 Bewertungen
Haltbarkeit
8.7883 Bewertungen
Sillage
8.0879 Bewertungen
Flakon
8.7837 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.3407 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 25.04.2024.

Rezensionen

42 ausführliche Duftbeschreibungen
8.5
Duft
Violett

55 Rezensionen
Violett
Violett
Top Rezension 70  
Kontrollverlust im Supermarkt
Monsier, ich schreibe ihnen diesen Brief , weil die Erinnerung an die Ereignisse im Supermarkt letzten Donnerstag mir keine Ruhe lässt.
Da ich nicht die Möglichkeit habe, mit ihnen darüber zu sprechen, hat eine gute Freundin mir geraten, ihnen einen Brief zu schreiben, in dem alles drin steht, was ich ihnen gerne noch sagen würde.Das könne befreiend für mich sein, hatte sie gemeint. Nun, ich will's versuchen.
Nicht mit Hunger einkaufen gehen, hat meine Oma immer gesagt und da hatte sie recht. Dennoch war ich am letzten Donnerstagabend sehr hungrig, als ich den Supermarkt betrat und hatte es eilig damit, etwas zum Abendessen zu besorgen.
Da standen sie, Monsieur, vor der Bäckertheke
Nicht mehr ,als ein Hindernis zu meinem Ziel in diesem Moment. Nicht alt, nicht jung. Nicht groß, nicht klein. Nicht hübsch, nicht häßlich. Um ehrlich zu sein hatten sie Monsieur, es noch nicht einmal wirklich in mein Bewusstsein geschafft, als ich mich mit einem kleinen' Pardon" an ihnen vorbeidrängelte.
Das heißt, an ihnen vorbei schaffte ich es dann nicht. Schuld daran war ihr Duft, der wirklich äußerst irritierend auf mich wirkte, so daß ich wie angewurzelt neben ihnen stehen blieb. Ein leiser Hauch Blumenduft ging von ihnen aus. Und ehrlich gesagt, Monsieur, sie stanken irgendwie so ein Bisschen nach Schweiß und Rauch und ich möchte , pardon,nicht ausschließen, daß sie ein paar männliche Pheromone ausdünsteten. Dazu gesellte sich ein kuscheliger Wohlgeruch nach Blüten, den ich nicht ganz einordnen konnte.
Es mag ein Hauch Lavendel dabeigewesen sein, im Knopfloch trugen sie eine Aufsehen erregende, prächtige Magnolie, von der ich nicht hätte sagen können, ob sie echt war.

Sie sahen mich etwas irritiert an, als ich so aprupt mit bebenden Nasenflügeln neben ihnen anhielt.Ihr kleiner Mops, den sie mit ihrem charmanten französischen Akzent Conchita nannten ( "Räg diesch niescht auf Conchita"), beäugte mich voll tiefstem Misstrauen und knurrte leise und bedrohlich.
Sie, Monsieur, bestellten dunklen Schokoladenkuchen, den sie sich direkt am Stehtisch neben der Bäckerei genehmigten .Dazu tranken sie einen kleinen Espresso. Unter den argwöhnischen Blicken von Conchita, stellte ich mich so unauffällig wie möglich an den Nebentisch, und gab vor, versonnen in die Ferne zu blicken.Monsieur ,ich kann nun wirklich nichts dafür, daß ihr Hund sich durch mich in seinem Frieden gestört fühlte und einen lauten" Jaul - beller "von sich gab, anders kann man das nicht nennen was er/sie da von sich gab. Alle Umstehenden zuckten zusammen. Auch sie Monsieur, wobei bedauerlicherweise sowohl Schokoladenkuchen, als auch Espresso ungewollt auf ihrem eleganten Jacket landeten. Ärgerlich versuchten sie, sich mit einer Serviette zu reinigen. Es gelang leidlich, der Geruch nach Kaffee und Kakao blieb an ihnen haften... wunderbar... noch besser...
Ich bestellte nichts, und zog es vor, ihnen unauffällig hinein in die Supermarktregale zu folgen, magnetisch angezogen von ihrem Duft nach Schweiß ,Kaffee, Blüten und Schokoladenkuchen,..., Sie kamen vor dem Gewürzregal zum stehen und betrachteten dieses sinnierend. Ich blieb in einiger Entfernung ebenfalls stehen und schaute ebenfalls nachdenklich auf ein Glas Honig .In diesem Moment war ich nur noch Nase...Genau wie Conchita, die mich erneut warnend anknurrte.
Monsieur, sie werden es nicht gerne hören, ich muß gestehen, ihr Hund und ich hegten vom ersten Moment an eine natürliche gegenseitige Abneigung gegeneinander. Das war wohl auch der Grund, warum die Situation nun ein klein wenig....eskalierte. Beim Versuch, mich unauffällig schnüffelnd noch ein klitzekleines Bisschen näher an sie heranzuschieben, stolperte ich unglücklicherweise über Conchitas Hundeleine. Nun gab es für diesen Wolf im Mopspelz kein Halten mehr. Laut "winselbellend", sprang er im Kreis um mich herum und auch um sie Monsieur, der mich erschrocken ansah, bis er uns komplett mit seiner pinkfarbenen Hundeleine eingewickelt hatte. Ich krallte mich noch haltsuchend an das Supermarktregal, und räumte dabei versehentlich ein Tütchen Zimt aus dem Regal, dessen Inhalt sich teilweise nun ebenfalls über ihre geschmackvolle Garderobe ergoss. In einiger Entfernung fiel das Honigglas zu Boden. Pardon, es tut mir so leid ! rief ich, ehrlich bestürzt. Der schrille Klang meiner Stimme versetzte Conchita erneut in Rage, so daß wir, durch eine pinkfarbene Leine verbunden, in ,wie soll ich sagen, unangemessen intimer Nähe auf dem Boden zu liegen kamen, was ihnen Monsieur, sichtlich nicht behagte .Der Hund , gefesselt von seiner eigenen Leine, nun glücklicherweise bewegungsunfähig, daneben.
Monsieur, ich muss ehrlich zugeben, bis die ältere Dame dann auch noch über uns stolperte, und ihr Partner sich zu uns gesellte, war mir die Situation durchaus nicht unangenehm. Im Gegenteil. Mein Kopf lag auf ihrer Brust, die Nase direkt an der Magnolie, die sich tatsächlich als echt entpuppte, ihre duftende Holzkette, die ich erst jetzt bemerkte, Der Hauch von Zimt, Kaffee, Schokolade, dazu noch andere Blüten und Harze ( Monsieur waren sie etwa zuvor im Wald, oder gar in der Kirche gewesen?) Ja, ich war sozusagen im Nasenhimmel. Ich schloss die Augen und atmete ihren wundervollen Duft ein und war möglicherweise etwas weggetreten...ich glaube, ich habe sogar kurz an ihrem Jacket geleckt..
Das dürfte dann auch der Moment gewesen sein, in dem die ältere Dame über uns stolperte, sich aber ebenfalls schnell mit der Situation arrangierte, nachdem sie ihren Duft bemerkte.
So lagen sie Monsieur, sozusagen in jedem Arm eine Dame, eine davon ihr Jacket ableckend, als ihr Partner, der Klaus, auftauchte.
Was tust du hier? rief der etwas feminin wirkende, aber gutaussehende Mann (etwas besser als sie Monsieur, pardon) fassungslos. Ich warte schon seit einer halben Stunde im Auto, Gerard! Du wolltest doch nur Kräuter der Provence holen!
Wer sind die Beiden?? Ich kann das langsam nicht mehr..!
Sie ,Monsieur, riefen:" Abör Klaus, iesch kann dir allös erklärrön, wirkliesch", wobei sie hektisch ,mit einem "Gähen sie, na los! Allez!"versuchten, uns Damen von sich wegzuschieben.
Doch Klaus ließ sich nicht beirren : "Du hast den Nasomatto benutzt, und ich habe dich noch gebeten, das zu lassen! ""Abörr Klaus...iesch konnte dorr niescht ahnönn..."
Ich beschloss, diesen fruchtlosen Wortwechsel zu nutzen, um unauffällig zu verschwinden...Die ältere Dame, Klaus, und vor allem die langsam wieder zu Kräften kommende Conchita, hatten mich aus meiner Hypnose geweckt. Schnell hielt ich mir die Nase zu, um wieder nüchtern zu werden und entschlüpfte den pinkfarbenen Fesseln.
Auf dem Boden sah ich einen älteren Herrn in orgineller Aufmachung und eleganter, aber ziemlich schmuddeliger Kleidung, umwickelt mit einer pinken Hundeleine, eine benebelte alte Dame im Arm, einen äußerst unsympathischen Hund neben sich.... Kurz,der Zauber war verflogen.
Nichts wie weg hier, eine beherzte Flucht war die beste, vielleicht einzige Möglichkeit, ihrer Duftspur zu entkommen.
Nun sitze ich Zuhause und rieche an dem Knopf, den ich aus Versehen von ihrem Hemd abgerissen habe ( Pardon!). Ich hoffe, der Sicherheitsdienst vom Supermarkt war nicht zu streng mit ihnen und Klaus, Monsieur. Ich habe noch gesehen, wie sie beide ins Büro geführt wurden.
Conchita hätte die ältere Dame aber auch wirklich nicht beissen dürfen...
So, nun habe ich mir alles von der Seele geschrieben, Monsieur. Für mein eventuell unpassendes Verhalten ihnen gegenüber - Pardon !
24 Antworten
7
Preis
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
SirLancelot

8 Rezensionen
SirLancelot
SirLancelot
Top Rezension 58  
Pardon, mais je suis déjà!
„Sag mal, du riechst gut.“

Ihre Wange streift die meine, ich spüre die Wärme, fast wie eine Glut, während ihre Nase bereits die Fährte unter mein Ohr aufgenommen hat, das Zentrum erschnuppert, dort, wo zwei Stunden zuvor winzigen Tropfen auf die Haut trafen und diese mit einer dominanten, aber wunderschönen ausdrucksstarken Magnolie tränkten. Ihre Lippen berühren sanft mein Ohrläppchen, streicheln die feinen Härchen und mir wird ganz schön heiß. Um uns herum Schummerlicht, während lauter grooviger Housesound die Unterhaltung fast unmöglich macht.

„Was ist das denn schönes?“

„Pardon.“

„Ich meinte, wie heißt denn dein Parfum?“ lächelt sie mich an.

„Ja, also das heißt Pardon. Das ist von Nasomatto.“

Der Ausdruck in ihren wunderschönen Augen verändert sich, sie mustert mich, scheint sich absolut nicht ganz sicher zu sein, ob ich sie verarsche. Eine Stunde zuvor trafen sich unsere Blicke zufällig in der Schlange vor der Tür. Einlassstop. Bei der Kälte absolut kein Spaß. Aber unsere Blicke trafen sich wieder, immer wieder, wenn ich zufällig hochguckte, sah sie zu mir, diese wunderschöne Frau, die mich immer anlächelte. Und da war dieser magische Moment. Einer dieser wenigen magischen Momente im Leben, in denen das Herz wild klopft, man kurz vor Schwelle steht sich plötzlich zu verlieben, obwohl das nicht geplant ist, obwohl man nur ausging um tanzen zu wollen. Zuvor gab es noch diesen anderen magischen Moment, der, wenn sich die verführerische dunkle, cremige Schokolade auf deiner Haut kompositorisch raffiniert mit dem Oud, dem Sandelholz verbindet, wundervoll eingebettet in Zimt und Vanille, ein paar Tropfen Kakao. Der Moment, in dem ich mich in Pardon verliebte.

Als ich später am Tresen ein Getränk orderte, stand sie plötzlich neben mir, lächelte mich strahlend an, mich, der doch nur tanzen wollte. Unsere Gläser klirrten aneinander, und wir unterhielten uns, so, als ob wir uns ewig kennen würden. So, wie man sich nur unterhalten kann wenn man auf der gleichen Wellenlänge unterwegs ist, wenn es einfach passt, wenn die Chemie so unglaublich stimmig ist. Ich bekam Komplimente, würde ja wie Robert Redford aussehen, einfach super. Naja, dachte ich, das mag bei den augenblicklichen Lichtverhältnissen vielleicht hinkommen. Immer wieder stieg mir diese himmlische Schokolade in die Nase. Ich war regelrecht geflasht, elektrisiert von diesem Duft. Sie flüsterte mir plötzlich ins Ohr, sie wäre Single. Würde sie auch gleich in mich hinein beißen? Ich erwartete ihren Biss regelrecht!

Pardon ist meiner Meinung nach für den Gentleman gemacht. ALZD schreibt, für den Intellektuellen, der durchaus zu starken Emotionen fähig ist und ausgeprägten Tiefgang hat. Als Gentleman, Freunde, kann ich euch leider nicht teilhaben lassen an dem, was sie mir alles ins Ohr flüsterte, aber ich war von ihrer Offenheit. Aber nun war es soweit, die Bombe musste detonieren. „Pardon, ICH bin leider kein Single!“

PARDON. Das dunkle Holz traf sie mit voller Wucht, unvorbereitet. In diesem Moment nimmst du die Musik nicht mehr war, sie ist verstummt, der letzte Ton verklungen, und die Magie verflogen, der Zauberstab zerbrochen. Aber Ehrlichkeit währt nun doch am längsten. Wir haben uns zum Abschied sehr, sehr lange intensiv umarmt, dann trennten sich unsere Wege.

Mit voller Wucht vermag dich auch die Sillage treffen, denn Pardon sollte beileibe vorsichtig dosiert werden und erfordert etwas Fingerspitzengefühl, so wie beispielsweise auch bei seinem Bruder Duro.

Pardon ist Leidenschaft. Mir hat er einen Abend lang eine Achterbahnfahrt voller Emotionen beschert, Engelchen rechts auf der Schulter, Teufelchen links auf der Schulter. Ich bin immer noch geflasht, komplett durcheinander, durch den Wind, das war alles recht viel. Einen Abend, den ich so nicht erwartet habe, der noch lange nicht verarbeitet ist und an den ich wohl noch oft zurückdenken werde. Ich blicke auf den Flakon, diesen schönen Flakon mit seinem dunklen hölzernen Deckel, an dem an einer Seite ein kleines Stück fehlt, das wie heraus- oder abgebrochen aussieht. Pardon, kaputt. Erst wollte ich ihn zurücksenden, aber ein Klick durch die verschiedenen Flakonbilder zeigte mir die Individualität Nasomattos.

Ich werde ihn natürlich nicht zurückschicken, habe aber Respekt vor dem nächsten Mal, wenn ich ihn wieder trage!
10 Antworten
9
Duft
Naaase

109 Rezensionen
Naaase
Naaase
Top Rezension 25  
Pardon, liebes Oud - diesmal nicht die Hauptrolle
Pardon, liebes Oud - diesmal nicht die Hauptrolle !

Also wirklich, ich habe mich wirklich bemüht, für die Besprechung dieses Duftes eine originelle Überschrift zu suchen. Da bietet sich ja auch irgendwie was mit "Entschuldigung" an. Aber viele meiner Vor-Komnentatoren waren bereits -so muss ich einräumen- sehr originell, so dass ich insoweit die Segel streichen muss. Pardon !

Aber, was will uns dieser Name sagen ? Fragen wir doch mal das anscheinend allwissende "Wikipedia": "Pardon" (französisch für „Vergebung“, „Verzeihung“) bezeichnet gleich mehrere Begriffe:
1. Im militärischen Sprachgebrauch die Schonung des Lebens des Gegners
2. Eine satirische Zeitschrift
3. Eine in der Bretagne verbreitete Form der Prozession

Zudem ist -ebenfalls laut Wikipedia-"Pardon" der Familienname (unter anderen) folgender Personen:
1. Heinrich Pardon (1910–1968), deutscher Politiker (SPD)
2. Helmut Pardon (1923–1985), deutscher Politiker (SPD)

Da ich nicht davon ausgehe, dass der Schöpfer dieses Duftes, Alessandro Gualtieri, bekennendes SPD-Mitglied ist und möglicherweise sein ungebremster Schaffensdrang auf dem Gebiet der edlen Düfte eine -zumindest wiederholte- Teilnahme an Prozessionen in der Bretagne nicht zulassen dürfte, gehe ich einfach mal davon aus, dass der große Meister mit dem Namen dieses Duftes tatsächlich "Vergebung" oder "Verzeihung" meinte.

Doch, wer ist denn dieser große Meister, der uns (unter anderen) schon mit Düften wie "Duro" oder "Black Afgano" erfreut hat ?
Alessandro GuaItieri ist bereits nach seinem Selbstverständnis kein Parfumeur des Massengeschmacks. Vielmehr liebt er es, den Rahmen des Gewöhnlichen zu sprengen. Er machte eine Ausbildung in der Duftstoffsparte des deutschen Konzerns Bayer. Da traf er seinen Berufskollegen Arturetto. Von Anfang an verband die beiden die gemeinsame Leidenschaft und der Wille, Grenzen zu überschreiten. Sie arbeiteten bei Duftkonzepten für Romeo Gigli, Versace, Helmut Lang und Diesel zusammen. Die Arbeiten Alessandro Gualtieris -so sein Anspruch- sollen sich stets allen Regeln widersetzen und einen neuen Weg jenseits des Bekannten und Erprobten suchen. Später führte ihn sein Weg nach Amsterdam, Wahlheimat und Sitz seines Parfumateliers Nasomatto. Dort realisiert er seine lange gehegte Vision eines eigenen und absolut neuartigen olfaktorischen Projekts: Eine Parfumkollektion, die die Duftwahrnehmung revolutionieren soll. Im Hinblick auf seine Vorgehensweise wird Alessandro Gualtieri wie folgt zitiert: „Ich beginne mit einer Tätigkeit, aber ab einem gewissen Punkt entwickeln die Dinge eine eigene Dynamik. Es gefällt mir, dass ich die Kontrolle verliere, dass nicht alle Aspekte von meiner Wahl abhängen. Ich möchte etwas Lebendiges kreieren, etwas, das über das Potential verfügt, zu neuen Ideen anzuregen. Ich wünsche mir, dass sich meine Düfte selbst mitteilen und sich nicht nur der Bedeutung unterwerfen, die ich für sie vorgesehen habe.“

Das erscheint jedenfalls ein Vorhaben, für das man nicht um "Vergebung" oder um "Verzeihung" bitten müsste. Doch, was bringt uns dieser Duft ?

Er startet floral. Mir kommt zu Beginn eine sommerliche Blumenwiese in den Sinn. Es ist nicht die krautig-feuchte Variante, sondern eher eine Ansammlung bunter Blumen, die sich duftend im Sommer -auf einer bunten Wiese stehend- der frechen Sonnenstrahlen erfreuen, die sie an ihren bunten Blüten vorlaut kitzeln. Und auf dieser Sommerwiese steht ein stattlicher Baum. Ein Magnolienbaum. Und dieser umschmeichelt meine Nase mit dem betörenden Duft seiner wunderschönen rosa-weißen Blüten. Kräftig, stark, ja fast schon männlich, weht dieser Duft über das Blütenmeer hinweg. Jedenfalls nicht feminin und damit kräftiger als die Magnolie in "Magnolia Nobile" von Acqua di Parma. Ein schöner Beginn. Mal was Anderes...

Oh, auf dieser sommerlichen Blumenwiese wird ja ein Picknick gemacht. Und was gibt es da zu Essen ? Süßigkeiten ! Es gibt Schokolade zu Essen, eine zarte Milchschokolade bester Herkunft. Nicht herb, nicht streng im Geschmack. Eher mit einem höheren Milchanteil. Jedoch gleichzeitig aber auch nicht pappig-süß-überladen. Eine wohlschmeckende Schokolade eben. Aber es gibt auch noch Gebäck. Au fein, etwas mit Vanille-Füllung (Tonkabohne), aber auch Kuchen mit Zimt. Alles schön ineinander verwoben. Nochmals: "Gourmandig", ohne ins "Pappig-Süße" abzugleiten. Ein Gaumen- ... Pardon... ein "Nasenschmaus".

Ich sorge mich gerade, ob das Ganze nun doch vielleicht etwas zu süß werden könnte, und erhebe mich von meiner Picknickdecke. Gehe ein Stück weit in den Wald hinein und treffe dort auf ein paar Hölzer (Sandelholz), die nunmehr die Süße der anlässlich des sommerlichen Picknicks verspeisten Köstlichkeiten in angenehmer Art und Weise doch etwas abmildern. Die Süße der gerade verzehrten Köstlichkeiten bleibt jedoch nach wie vor bestehen, bekommt jedoch eine trockne und leicht würzige Note hinzu. Nach einigen Schritten im Wald stehe ich plötzlich vor einem Adlerholzbaum und ich rieche vorsichtig an seinem Harz, das er im Zuge seiner Verteidigung vor Parasiten gebildet hat. Oh, ah, würzig und kühlend geht dieses kräftig duftende Oud eine Vermählung mit dem trocknen Sandelholz ein und unterlegt die Süße des Picknicks mit einer angenehmen Note. Es ist nicht "Duro's" kompromisslos-strenges Oud oder das orientalisch-gemeimnisvolle Oud des "Black Afgano". Nein, Alessandro Gualtieri hat es in "Pardon" geschafft, sein Oud in einer dritten Variante erscheinen zu lassen: Ein würziges Oud, das diesmal (ganz im Gegenteil zu "Duro") gerade nicht die (alleinige) Hauptrolle spielt bzw. spielen darf. Nein, die Hauptrolle spielen diesmal die süßen Köstlichkeiten des Picknicks. Das Oud von "Pardon" soll vielmehr mit seiner öligen Würze die Süße abmildern. Sehr schön. Sehr facettenreich.

Versonnen denke ich an den zurückliegenden Sommertag und vergesse dabei ganz die Zeit. Nach einigen Stunden geht dann auch schon die wärmende Sommer-Sonne unter und die Nacht bricht herein.

Fazit:
Ein schöner Gourmand, der zwischen den anfänglichen floralen Noten, der kalorienintensiven Herznote und der (sehr angenehm) trocken-würzigen Basis ein gekonntes Spannungsverhältnis aufbaut.
4 Antworten
7
Preis
10
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
MrPink

11 Rezensionen
MrPink
MrPink
Top Rezension 43  
Über die Defloration einer vom Mainstream geprägten Nase
Im Leben haben wir viele "Erste Male" - der erste Kuss - die erste Liebe - der erste Sex - der erste Vollrausch - die erste Prügelei - wann habt ihr zuletzt was zum ersten Mal gemacht?

Diese Frage kann durchaus philosophische Ausmaße annehmen - aber hier möchte ich über meine erste WOW-Erfahrung mit einem Parfum berichten. Und im Gegensatz zu manch anderen "ersten malen" - hat er hier sogar "Pardon" gesagt. ;)

Nun zu der Hintergrundgeschichte - ich war relativ neu in der Parfumwelt und habe zum zweiten mal die Trierer Nischenparfümerie von Edith Lücke besucht. Bis Dato kannte ich Nasomatto kaum bis garnicht - aber die Flakons zogen mich an. Nun stand ich da und griff natürlich direkt zu Black Afgano, den kannte ich immerhin von einigen Youtubern. Aber irgendwie fand ich den langweilig und mir viel zu aschig und süß. Und dann sprach mich eine nette Dame an und sagte mir ich müsse den Pardon probieren. Gesagt getan. Sie sprühte mir Pardon auf einen Duftstreifen... und es war um mich geschehen.

Schokoladiges blumiges Opening - mit leichten Rasierwasservibes. Dann kommt eine erdige Holzigkeit dazu (Patchouli?). Und immer wieder wird der Duft von einer leichten Würzigkeit flankiert (etwas zimtiges und Oud?). Was diesen Duft aber stets in eleganter Manier begleitet ist eine pudrige, frische Cremigkeit die ich so damals noch nie gerochen habe.
Diesen Duft zu riechen in der Parfümerie war ein olfaktorischer Tagtraum.

Es war der erste Duft bei dem ich etwas fühlte, das über "der riecht gut" hinaus ging.

Er war der erste Duft der meine vom Mainstream geprägte Nase restlos begeisterte und zugleich überforderte.

Er war der erste Duft mit einem für mich richtungsweisenden olfaktorisches WOW Erlebnis.

8 Antworten
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 39  
Business Hipster
Pardon, Gualtieris bzw. Nasomattos Holzgourmand - wie könnte man den nicht mögen? Er ist von ausgesuchter Rundheit und Opulenz, einschmeichelnd und doch fordernd, herbsüß und bitterschokoladig. Kakao und Oud und Sandelholz - für Sieger (und solche, die es werden wollen) der ultimative Duftakkord unserer Zeit! Souverän vereint er das Überraschende und Kantige eines Nischenduftes in Form etwas latent metallisch Floralem, das der taktgebenden Holznote beigestellt ist, mit der Berechenbarkeit und Weichheit eines souverän maskulin arrangierten Schokoladendufts, die ihn besonders machen und doch unkompliziert und unter allen Nasomattos zum 'Einsteigerverträglichsten' - zu einem, der keinen stört und den gern zu haben niemandem schwerfällt.

Geht man an einem Werktag morgens, abends oder mittags (also vor oder nach den Officezeiten) durch Frankfurt (oder auch London oder New York City, wobei ich diesen Vergleich gerne vermeide, da er Frankfurt einfach nicht gut bekommt), lässt sich dort bei aufmerksamem Hinsehen eine ganz besondere Spezies Mann beobachten. Inmitten all der graugesichtig-uniformen Anzugträger sind einige, die nämlich im Grunde nicht hierher gehören (wollen) - man erkennt sie an ihren kleinen Freundschaftsbändchen aus Textil (kaum zu sehen neben der Jaeger Le Coultre, handgeknotet von einer Ziegenhirtin in Guatemala), den sorgsam gestutzten Vollbärten (getrimmt mit einem Messer mit Griff aus Büffelhorn von Manufactum) oder ihren überdimensionierten Kopfhörern (darauf das Livetape einer Guerilla-Party in einem besetzten Lagerhaus im Meatpacking District, als der noch nicht im Lonely Planet stand, wobei ich mich immer frage, ob sie doch nicht heimlich Kuschelrock oder Die drei ??? hören). So stehen sie dann in ihren dunkelblauen oder mittelgrauen Anzügen in der U-Bahn und scheinen sich bei den vorbei- oder entgegenkommenden coolen Jungs, die nicht im Anzug sind (wo immer die auch in Frankfurt herkommen und hinwollen mögen), beinahe zu entschuldigen: 'Hey, ich mach' das hier auch nicht lange - also: Pardon!'

Diese Männer (oder Jungs - die Altersspanne reicht von Praktikanten Anfang zwanzig bis zu Vice Presidents Mitte vierzig) verantworten Marketingbudgets und managen Private Equity-Fonds, sind Anwälte oder Berater - und hätten doch viel lieber einen Surfshop am North Shore von O'ahu oder eine Bar in Queens (oder wenigstens in Köln, jedenfalls nicht hier) - aber das wäre ja schade um den Master aus Oestrich-Winkel oder Sankt Gallen, und 'Scheiße, Alter - ich hab' mich an die Kohle echt gewöhnt!' Vom nächsten Bonus geht's dann immerhin mit dem Lonely Planet wieder nach Guatemala - mal schauen, wie's der netten Ziegenhirtin geht.

Fazit: ein Duft für jene, die das Unangepasste, Wilde suchen und dabei doch im Grunde auch nur Weichheit und Schönheit finden wollen. Und he - die Guerilla-Parties damals - das war noch was, ehe der Meatpacking District im Lonely Planet stand!
5 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

158 kurze Meinungen zum Parfum
Eggi37Eggi37 vor 1 Jahr
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Pardon! Bin 10+ Jahre zu spät
Schokolikörpatch
Zitrisch-herbe Harze
Süßlich-pudriger Kakao
Holzige Haus Basis
Winterlich-rauchig-warme Würze
45 Antworten
AxiomaticAxiomatic vor 9 Monaten
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
Schoko-Patchouli lockt kuschelig warm.
Ein Weißblüher haucht Verrat.
Denn in der Dusche lauert Ambrox-Norman.
Non perdono niente! *
55 Antworten
SchalkerinSchalkerin vor 3 Jahren
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Pardon, kurze Frage : Gefall ich Ihnen ?
Joa, schon ganz gut.
Aber so richtig nicht ?
Hm, tja, schon
Aber so ganz besonders ?
Gibt Bessere
24 Antworten
GreenOGGreenOG vor 2 Jahren
8
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Grand Soir und Jubilation XXV ziehen sich kiloweise „Edle Tropfen“ rein, am nächsten Morgen ist MFK schwanger und Amouage sagt: „Pardon“
4 Antworten
SchoeibksrSchoeibksr vor 11 Monaten
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Gefängnisausbruch Patch-Uli bricht durch Holzmauern voller Tollwut mit Augen auf Vanilleschokolade bereit fürs rumharzen & fett werden.
29 Antworten
Weitere Statements

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Diskussionen

Themen zum Parfum im Forum
GuidoSchGuidoSch vor 4 Jahren
Herren-Parfum
Nasomatto Pardon 4ml-Version
Guter Thread,habe das gleiche Problem mit dem Pardon wie der TE.Auch ich finde den Duft an sich hervorragend aber die Sillage und Haltbarkeit für ein Extrait und insbesondere zu dem Preis unterirdisch.Habe...
FarinelliFarinelli vor 11 Jahren
Herren-Parfum
was kommt nach "nasomatto" ?
Nach Nasomatto kommt kaum noch was.Das ist als Startpunkt nämlich ziemlich uneinholbar von anderem: Die Nasomatto-Düfte sind EXTREMknaller. Sie sind superwuchtig, sillageintensiv und ungemein drastisch in der Anmutung.Ganz...
ImelImel vor 10 Jahren
Parfum allgemein
Nasomattos Pardon
Monsieur:Die kurz bevorstehende Preiserhöhung, von der mir in Wien berichtet wurde, ist teilweise schon eingetroffen: bei EN kosten die Nasomattos nun schon 10 € mehr...

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