10.04.2021 - 14:37 Uhr
Medusa00
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Medusa00
Top Rezension
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Opulent, skurril, anders...
Vor gefühlten 100 Jahren hatte ich diesen Duft und nun fiel mir ein Mini in den Schoß.
Heidiwitzka! Das ist ein Duft, den frau/man nicht vergißt. Ein typischer 1980iger! Dieses schräge Jahrzehnt mit der schrillen Mode, den auftoupierten Frisuren, Schulterpolstern, Karottenhosen, Spitzensöckchen in Stilettos und Donnerdüften mit meistens einer Sillage von 15 Metern und einer Mindesthaltbarkeit von 42 Stunden und 47 Minuten.
Liebe junge Duftfans, wenn es uns „alten“ Leute hier im Forum nicht gäbe, würdet Ihr von vielen verlorenen Schätzen vielleicht gar nichts erfahren.
Niki de Saint Phalle (1930 -2002) war eine französisch-schweizerische Malerin und Bildhauerin. Einige von Euch kennen vielleicht ihre skurrilen Figuren und Skulpturen. Farbenprächtig und sehr schräg.
Niki hat selber über sich gesagt: "Ich war eine zornige junge Frau, doch gibt es ja viele zornige junge Männer und Frauen, die trotzdem keine Künstler werden. Ich wurde Künstler, weil es für mich keine Alternative gab – infolgedessen brauchte ich auch keine Entscheidung zu treffen. Es war mein Schicksal. Zu anderen Zeiten wäre ich für immer in eine Irrenanstalt eingesperrt worden – so aber befand ich mich nur kurze Zeit unter strenger psychiatrischer Aufsicht, mit zehn Elektroschocks usw. Ich umarmte die Kunst als Erlösung und Notwendigkeit.“ (Quelle Wiki)
Genauso ist dieser Duft: Schräger Einstieg! Sehr minzlastig! Grün-fruchtig! Gewaltig!
Wie ein 1980iger ist er vollgestopft mit allem was der Parfümeur übrig hatte. Unter dem Motto: Immer rein damit!
Trotz Blumenflash keine Süße, nur überbordend, bunt himmelschreiend!
Kurzzeitig erinnert mich Niki an „Chapeau Bleu“ von Marina Picasso. Ähnlich abstrakt und schwer fassbar. Aber Chapeau Bleu ist ein Orientale und Niki nicht.
Erst spät entpuppt er sich als ledriger, tiefer unergründlicher Chypre.
Solche Düfte gibt es heute nicht mehr. Ich werde auch nicht auf die Jagd nach einem größeren Flakon gehen, da die Düfte welche noch im Web rumschweben, mit Gold aufgewogen werden und man sich nie sicher sein kann ein Original oder einen gekippten Vintage zu erwischen
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