Nach zweimaligem Testen konnte ich letzten Samstag einfach nicht mehr widerstehen.
Meant to be Seen, der Neue von Nishane musste bei mir einziehen. Schon beim ersten Sprühen wusste ich: Das ist kein gewöhnlicher Duft.
Der Auftakt ist für mich ein echtes Highlight. Eine starke, glasklare Iris dominiert sofort das Geschehen und verleiht dem Duft diesen ganz besonderen, nischigen Charakter. Ich liebe diesen Moment, in dem die Iris diesen trockenen, leicht pudrigen, fast papierartigen Eindruck hinterlässt. Wie der Geruch einer frisch gedruckten Tageszeitung oder eines angespitzten Bleistifts. Wunderschön, einzigartig und für mich sofort fesselnd.
Doch diese besondere Kopfnote hält leider nicht allzu lange. Nach kurzer Zeit treten die zitrischen und floralen Noten von Bergamotte und Veilchen stärker hervor, bevor Ambrettolid ins Spiel kommt, ein bekanntes Molekül, das man aus Düften wie
Fleur de Peau Eau de Parfum oder
Moscow Mule kennt. Eigentlich bin ich kein großer Fan dieser Note, aber hier funktioniert sie überraschend gut. Vielleicht liegt es an der feinen Balance zwischen der zarten lieblichen Süße des Veilchens, der frischen Bergamotte und der leicht animalischen Zibetnote. Zusammen ergibt das eine faszinierende, intime Hautnote, die nicht aufdringlich ist, sondern perfekt für den Alltag.
Auch die Assoziation zu
Tilia wird in dieser Phase spürbar. Diese cleane Reinheit durch Moschus und Blüten lässt einen an Tilia denken, ohne aber so laut und strahlend zu sein.
Nach etwa einer Stunde beginnt der Duft, seine Wärme zu entfalten. Das Ambrettolid tritt in den Hintergrund, und
Meant to be Seen entwickelt sich in eine cremigere, holzigere Richtung. Die Sesamnote kommt hervor und verleiht eine leichte Nussigkeit, während Veilchen und Frische weiterhin mitschwingen. In dieser Phase erinnert mich der Duft tatsächlich ein wenig an
Bal d'Afrique Eau de Parfum. Er wird cremiger, lieblicher, fröhlicher, ja irgendwie sonnig und unbeschwert.
Die Basis hält erstaunlich lange, bleibt hautnah, aber konstant präsent. Auf Kleidung rieche ich sie selbst am nächsten Tag noch.
Was
Meant to be Seen für mich besonders macht, ist seine Vielschichtigkeit und sein wunderschöner Verlauf.
Er startet elevated, nischig, klar und trocken.
Wird dann molekülig, hautnah, animalisch anziehend und warm.
Und endet schließlich cremig, holzig, nussig und lieblich-fröhlich.
Ein Duft, der sich wandelt und trotzdem in jeder Phase tragbar ist. Ein Duft muss nicht laut sein, um wahrgenommen zu werden.
Dass dieser Duft als Mainstream bezeichnet wird, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Für mich ist er ein Duft mit Persönlichkeit, ein leises Statement... besonders, elegant und doch nahbar und alltagstauglich.