Nivea 2015

Version von 2015
Jambo
30.10.2015 - 16:29 Uhr
66
Top Rezension
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft

Das Leben in der Reflektion des Sternenhimmels

Vorwort:

Ich hatte mir den heutigen Tag vorgemerkt, da ich unbedingt das EDT haben wollte. Daher bin ich nach der Arbeit zum Nivea Haus in Berlin gegangen, um mir das begehrte Stück zu kaufen. Ich hatte ehrlich gesagt mit Andrang gerechnet, da ich dachte dass der Hype gefühlt groß war. Aber ich war der einzige Kunde im Laden und die Mitarbeiter dort schienen sich zu freuen, dass sich jemand für das EDT interessiert. ;-)

Jedenfalls habe ich dann auch nicht lange rumgefackelt und ohne zu riechen direkt ein Stück mitgenommen. Der Preis schien mir allerdings doch etwas hochgegriffen - 24 Euro für 30 ML ist finde ich für ein Nicht-Designer Eau de Toilette schon nicht wenig. Aber wer Nivea mag, sich für die Welt der Düfte interessiert und die Chance hat, beides zu verbinden, interessiert sich im ersten Moment nicht für solche Nebensächlichkeiten ;-) Zu Hause hab ich dann voller Vorfreude die Verpackung geöffnet und meine Haut beglückt.

Zum Parfüm:

Jetzt also zum Spannenden: Wie riecht das Parfüm? Es riecht ganz klar, eindeutig und unmissverständlich nach Nivea-Creme. Keine Entwicklung, keine Herznote, keine Basisnote, von 0 auf 100 Nivea. Geradlinig wie ein Windkanal und ohne Kompromisse riecht hier ein EDT nach der kultigen Creme.

Ist das eine Überraschung? Vermutlich...nicht?! Ich muss eingestehen, dass ich gehofft hatte, hier auf ein EDT zu treffen, dass einen Hauch von Nivea-Creme hat und ansonsten in eine cremige, eventuell pudrige Richtung geht. Ein sanfter Wegbereiter, der immer wieder seine Herkunft andeutet, aber ansonsten einen eigenen Charme hat. Aber nix da - 100% Nivea. Dabei hat mich die Intensität schon etwas getroffen - zwei kleine Sprüher reichen nämlich aus um meine gesamte Umgebung mit Nivea-Creme einzutauchen. Es haben auf dem Rückweg mehrere Leute ganz klar irritiert in meine Richtung geschaut und sich gefragt, wer da soviel Creme benutzt ;-) Die Sillage ist für ein EDT daher schon sehr erhaben, die Haltbarkeit ebenso. Nach inzwischen drei Stunden rieche ich immer noch klar und eindeutig nach Nivea-Creme, dabei habe ich das EDT wirklich sparsam aufgetragen. Daher sollte man schon etwas aufpassen, dass man hier nicht zu überambitioniert rangeht, denn sonst riecht man den ganzen Tag nach 50ml Nivea-Creme auf der Haut. Im ersten Moment ist es für manche vielleicht ein schöner Gedanke, die ganze Zeit nach Nivea zu riechen, aber bei der Intensität wird es nach 30 Minuten doch ein wenig anstrengend.

Entwicklung: Kopfnote - Nivea. Herznote - Nivea. Basisnote - Nivea ;-)
Sillage: Absolut in Ordnung, für ein EDT fast schon großartig.
Haltbarkeit: Bisher 3 Stunden und ich rieche kompromisslos weiterhin nach Creme.
Flacon: Dezent, aber schön!! Sanfte Linien auf einem weißen Flakon, der in Wirklichkeit schöner aussieht als auf den Fotos.

Abschluss:

Ich bin zu gleichermaßen betört als auch irritiert - ich wollte immer mal ein Parfüm haben, dass nach "Alltag" riecht. Und Nivea-Creme ist für mich ein Teil des alltäglichen Lebens, ein Haushaltsprodukt, dass weder imponiert noch für Überraschungen sorgt. Nichts, über das man diskutiert oder Komplimente bekommt. Etwas, dass man kommentarlos in den Einkaufswagen wirft und einfach benutzt ohne darüber zu reflektieren. Und dennoch hat die Creme etwas faszinierendes an sich, sie strahlt eine derartige Geborgenheit aus, wie nur wenige andere Dinge in meinem Leben. Sie ist ein treuer Begleiter, der einen von der Kindheit über die Jugend bis zum Alter begleitet und immer präsent ist. Es gibt keinen Anlass, wo die Creme unpassend ist und es gibt wohl nicht so viele Menschen, die sich an dem Duft der Creme stören. Allein aus diesem Grund ist es schon seltsam, dass ich hier etliche Zeichen verwende um einen Duft zu beschreiben, der mich unbewusst mein Leben lang begleitet hat.

Man sagt, dass man bei einem Blick in den Himmel in die Vergangenheit schaut. Denn die Reise von Licht, welches von einem weit entfernten Stern ausgestrahlt wird, hat so viel Zeit hinter sich gelassen, dass der Stern in unserem relativen Zeitgefüge schon längst verblasst sein könnte. Um eine vage Brücke zu schlagen: Ich blicke bei diesem Duft auf ein Stück meiner Vergangenheit mit all ihren schrecklichen, schönen, wahnsinnigen und langweiligen Momenten und spüre dennoch bewusst die Gegenwart um mich herum. Die Großartigkeit dieser Feststellung können wenige materielle Dinge auch nur ansatzweise übermitteln, und dass dieses unschuldige weiße Stück ein derartiges Gefühlserlebnis in mir weckt, hätte ich nicht geglaubt.
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