Pollita
10.01.2022 - 04:10 Uhr
40
Top Rezension
9
Preis
6
Flakon
6
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft

Von allen etwas

Dieser Duft lässt mich nicht mehr los. Ich teste ihn seit ein paar Tagen immer wieder und überlege hin und her, ob ich ihn brauche. Dabei wäre dieser Caldo Fruttato niemals auf meiner Merkliste gelandet. Allein der Name spricht mich nicht an. Klingt nach Maltol-Obstsalat, aber hier haben wir tatsächlich etwas ganz anderes.

Eine liebe Parfuma, die ebenso wie ich ein großer Fan von Cašmir von Chopard ist, ließ mir eine Probe von Caldo Fruttato zukommen. Was die Kopfnote angeht, muss ich meinen Vorrednern allesamt zustimmen. Die ist weiß Gott nicht einfach. Säuerlich kommen einem die schwarzen Johannisbeeren entgegen, dazu süß-saures Erdbeerkompott. Nicht das Gute von Oma oder Tante, sondern so ein modernes, gesundes, mit Agavendicksaft Gesüßtes. Doch es dauert nicht lange, da dreht sich dieser Duft und bringt Noten zum Vorschein, die hier nicht einmal gelistet sind. Jasmin und Vanille geben den Ton an, doch hier steckt meines Erachtens noch viel mehr drin als Obst, Zimt und Ylang-Ylang.

Ich rieche warme Harznoten und denke witzigerweise erstmal nicht a Cašmir, sondern vielmehr an Il Profumos Macadam. Ganz so harzig wie mein leider eingestellter Duftschatz von Signorina Casoli ist dieser freilich nicht, aber er hat definitiv ne ordentliche Portion Harze zu bieten. Ich bin mir sicher, hier steckt Myrrhe drin und ebenso eine fein balsamische Ambernote.

Diese wunderschöne Duftentwicklung klappt allerdings, wie so oft, nur auf der Haut. Auf warmer Haut. Teste ich dieses Parfum auf Papier, bleiben die süß-säuerlichen Obstkomponenten im Vordergrund und diese feinen Harze verstecken sich. Auf Papier erinnert er mich tatsächlich auch ein bisschen an die ersten Minuten von Profumum Romas Meringa, bevor die feine, samtige Vanille einsetzt. Im Hintergrund duftet es weihnachlich-würzig. Ich beiße gedanklich in einen Lebkuchen, der richtig schön saftig schmeckt. Das ist natürlich auch fein, aber das wäre mir schon fast wieder zu essbar.

In diesem Moment hat sich der Duft auf der Haut leider schon stark zurückgezogen. Ich kann noch erahnen, wie mein Arm bis vor kurzem geduftet hat. Auch die Sillage dieses Italieners ist eher zurückhaltend. Kein Vergleich mit Cašmir, Macadam, Meringa & Co.

Ja, er hat etwas von so vielen Düften, die ich sehr gerne mag. In der Basis erkenne ich außerdem Gemeinsamkeiten mit Caldo Gourmand aus demselben Haus, der auch für eine Weile Teil meiner Sammlung war und auch ein wenig Dianne Brill vermag ich zu erschnuppern. Erwartet hätte ich allerdings schon ein klitzekleines bisschen mehr Wumms bei so einem Würzling.

Ich werde ihn noch ein paar Tage weitertesten, hier und da mal ein Näschen mitnehmen, und dann mal schauen, ob das etwas mit uns werden kann.

Ganz lieben Dank an Snowy für die Testmöglichkeit.
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