Smellie13
31.10.2020 - 10:21 Uhr
27
Top Rezension
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Irisvariation

Wie im Titel schon angedeutet, ist „Iris Shot“ ein sehr facettenreicher Irisduft, er beeindruckt mit einem wandelfähigen Verlauf von karottiger Iris über pudrigen Mandelduft bis zur Wintercreme.
„Iris Shot“ startet also mit einer herrlich trocken-möhrigen Irisnote. Cardamom und Pfeffer steuern eine gewisse würzig-pudrige Note bei. Das erinnert mich in abgeschwächter Form an die Kopfnote von "Iris Torréfié", ist hier aber wirklich wesentlich dezenter.

Bald schon gesellt sich kurz etwas in meiner Nase keksig Riechendes dazu, aus dem sich dann bald immer mehr eine schöne Mandelnote hervor tut.

Ich hätte den Duft dennoch primär nicht als Gourmand eingeordnet. Das kommt vielleicht daher, dass ich eher Bittermandel als Mandel rieche und diese Note mich an Benzaldehyd erinnert, das diesen charakteristischen Marzipangeruch hat. Diese chemisch-synthetische Note bringt für mich wohl automatisch eher ein gewisses Distanzgefühl mit sich anstatt dass ich gerne reinbeißen möchte. Der von Sumi gewählte Begriff „Gourmand Light“ trifft es aber wohl ganz gut.
Ich assoziiere diese mandelige Aldehydnote mit Herbst. Ich finde, dass an sonnigen Herbsttagen manchmal diese Art von Duft in der Luft liegt, falls ihr damit ‘was anfangen könnt.

Wie von Addicta angeführt, wäre in dieser Phase des Duftes der Name Almond Shot ebenso passend. Iris ist in dieser Phase eher Beiwerk im Sinne von kühl-pudriger Untermalung, gibt aber meinem Empfinden nach ihr Zepter nicht wirklich aus der Hand. Es bleibt schon ein Irisduft.

Aus dem Kopf heraus dachte ich, dass der Duft „L’Instant Magic“ ähnlich ist. Beim direkten Vergleich sind die beiden zwar tatsächlich nicht ganz weit voneinander entfernt, „L’Instant Magic“ ist aber auf jeden Fall süßer und etwas lieblicher.
„Iris Shot“ hat zwar auch eine gewisse Süße, allerdings ist sie für meine Begriffe eher dezent. Wenn ich die Süße einzuordnen versuche, ist es keine Zuckersüße, auch keine Honigsüße, sondern es hat etwas leicht Milchig-Süßes, vielleicht so wie bei Kondensmilch. Wobei man mit Kondensmilch wahrscheinlich extrem klebrige Süße verbindet, das meine ich aber nicht, sondern nur die Richtung.

Zur Basis hin nehme ich „Iris Shot“ immer mehr als Cremeduft wahr und zwar ist es eine dicke fette Creme, wie man sie an eiskalten Wintertagen aufträgt, um die Haut zu schützen. Hier kam mir eine mögliche Ähnlichkeit zu „Poudre d’Iris“ in den Sinn. Gegengetestet ist „Poudre d’Iris“ aber „lauter“, einfacher gestrickt und durch die Angelika etwas bitterer.

Auch „Calaluna“ könnte verwandt sein, den habe ich aber leider nicht hier, um zu vergleichen. Aber ich glaube, dass diese milchige Süße ähnlich sein könnte.

Und ich weiß nicht, ob es zu verwegen ist, mit dem großartigen „Armani Privé – Nuances“ zu vergleichen!? Ich sehe da nämlich eine Ähnlichkeit aufgrund dieser sehr fein melodiös abgestimmten Nuancen, die sich auch bei „Iris Shot“ durch den ganzen Duftverlauf ziehen. Wobei ich den Armani eher als Duft für die wärmere Jahreszeit abgespeichert habe und ich „Iris Shot“ eindeutig eher bei kühleren Temperaturen tragen würde.

Die angeführte Zeder kann ich nicht wahrnehmen, der Duft hat für mich nichts Holziges. Eine gewisse Frische durch Vetiver ist in der Basis für mich allerdings ausmachbar, ich denke, dass das zum Eindruck „Winterfrische-Creme“ beiträgt.

Ihr seht also schon, aufgrund der zahlreichen Düfte, die mir als vermeintlich ähnlich in den Sinn gekommen sind, ist „Iris Shot“ kein völlig neues Dufterlebnis. Aber für mich als großen Irisfan lässt er keine Wünsche offen. Er bietet sowohl eine gewisse Eleganz, gleichzeitig hat er auch einen behaglichen Faktor.
Nichts ist aus meiner Sicht zu viel, er ist nicht zu süß, nicht zu würzig und auch nicht zu kühl, wie das bei manchen Irisdüften der Fall ist.
Anderseits ist aber auch nicht zu wenig da, im Sinne von dass der Duft langweilig werden könnte.
„Iris Shot“ bedient also eine recht weite Klaviatur und ich finde, dass die Töne genau richtig getroffen und speziell in der Basis sehr harmonisch miteinander verwoben sind. Und obwohl es kein Hardcore-Kuschelduft ist, assoziiere ich ihn, wie schon gesagt, mit gemütlicher Herbst- und Winterszeit.

Haltbarkeit und Sillage sind gut und für mich völlig ausreichend. Der Flakon spricht mich vom Bild her jetzt nicht so besonders an. Aber nachdem ich mich immer mehr in den Duft verliebe, kann ich mir vorstellen, dass er bei mir einziehen wird. Dann lasse ich mich überraschen, ob er mir in natura eventuell sogar besser gefallen wird.

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