18.11.2013 - 17:02 Uhr
Palonera
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Palonera
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23
"Zu Risiken und Nebenwirkungen..."
Ich war vorgewarnt gewesen.
Von Senf auf Schokotorte, von verätzten Nasenschleimhäuten und Kopfschmerzen, von der Ohnmacht nahen Sozialgefährten hatte ich gelesen und von Gedankengängen in Richtung Heroin.
Ich wußte, daß Ellen Covey es ihrer Klientel nicht leicht machte mit ihren Düften, daß Überraschungen und unerwartete Wendungen zum Konzept gehörten, daß die Nische in der Nische sich ihre Liebhaber mit Bedacht aussuchte.
Und dennoch hatte ich mir in den Kopf gesetzt, "Kyphi" nicht im stillen Kämmerlein zu testen, nicht klammheimlich und nur für mich allein, sondern im Kontext einer Jahreshauptversammlung mit anschließendem Outdoor-Programm.
Ein langer Nachmittag in Gesellschaft vieler Menschen, die vielleicht die Nase rümpfen würden, die mich in Zukunft von ihren Gästelisten streichen und mir nicht vorhandene Sozialkompetenz bescheinigen würden.
Ich konnte nicht ganz bei Trost sein.
Klein, unscheinbar und schon deutlich geleert ist das Teströhrchen mit der hellgelben Flüssigkeit.
Ich weiß, man soll nicht nur nach dem Äußeren gehen, zuviel Wagemut hat sich schon häufig gerächt.
Ich bin mutig, ich wage die obligatorische Drei-Tropfen-Dosis rechts und links hinter den Ohren und auf dem Handgelenk und erwarte, daß es mir nun den Boden unter den Füßen wegzieht.
Der Boden bleibt, wo er ist, stattdessen entströmt meiner Haut ein medizinisch-kampferartiger Geruch, der mich umgehend an Erkältungsbalsam und ähnliche Aromen denken läßt – das ist nicht unangenehm, aber auch nicht gerade das, was ich von der Kopfnote eines Parfums erwarte.
Wenig später mengen sich trockene Gewürze unter, die sich für mich nicht eindeutig identifizieren lassen, und bereiten den Weg für halbtransparenten, dunklen, doch nicht übermäßig kühlen Weihrauch, der den Charakter des Duftes nun zielstrebig aus der Apotheke herauszuführen sucht.
Ganz gelingt es ihm nicht – wie ein roter Faden zieht sich eine ätherisch-mentholische Komponente durch "Kyphi", die ich mir nicht so recht erklären kann.
Ob es am Kalmus liegt?
Ich habe keine Ahnung, wer oder was Kalmus sein könnte, frage Wikipedia um Rat – und erfahre Erleuchtung.
Kalmus wird dort als Sumpfpflanzenart beschrieben, deren fleischige Wurzel kampferartig riecht und die als traditionelle Medizinpflanze in der asiatischen Medizin gilt.
Ihr ätherisches Öl wird auch in der Herstellung von Magenbitter verwendet, selbst in Coca-Cola ist laut Wikipedia Kalmus-Tinktur enthalten.
Das klingt gesund und erklärt meine Wick-Vaporub-Assoziation – doch was Wikipedia sonst noch über Kalmus zu berichten weiß, blende ich besser aus, um mir nicht womöglich Sorgen um die Legalität meines Handelns machen zu müssen.
"Zu Risiken und Nebenwirkungen..." - Sie wissen schon!
Stattdessen begrüße ich auf meiner Haut eine alte Bekannte, die "Coveyade", die sich ab einem bestimmten Punkt in bisher jedem getesteten Duft der Olympic Orchids eingestellt und Ellen Coveys Handschrift für meine Nase so unverwechselbar gemacht hat: das leicht ölig wirkende Odeur eines Dritte-Welt-Ladens, eher atmosphärisch denn olfaktorisch dominant.
Auf dieser Basis zeigt "Kyphi" noch ein paar unerwartete Facetten, blitzt für Augenblicke im Hintergrund eine zitrusähnliche Frische auf, werden ein paar Hölzer gefällt und eine Bienenwabe vorbeigetragen, deren Spur gerade noch erahnbar ist.
Die ganze Zeit hindurch behält "Kyphi" auf meiner Haut seinen kampferig-grünen, leicht geharzten Grundzug – ein für mich durchaus angenehmes Aroma, das ich allerdings nicht ohne weiteres als Parfum deklariert hätte und von dem ich mir gut vorstellen kann, daß es für viele Nasen gewöhnungsbedürftig ist und spontane Sympathie nur in Ausnahmefällen auslöst.
Als Räucherwerk oder meditativen Zwecken dienender Raumduft hätte "Kyphi" möglicherweise bessere Chancen auf einen größeren Freundeskreis – doch nach zweitägigem Test darf ich erfreut konstatieren, daß mir niemand die Freundschaft gekündigt hat, mein Partner noch immer mein Partner ist, ich im Bus keinen Radius von drei Metern um mich herum bilde und auch sonst nichts geschehen ist, das ernsthaften Anlaß zur Sorge gäbe.
Das mag auch daran liegen, daß "Kyphi" bei aufgetupfter Dosierung dreier Tropfen im Haus eine gemäßigte Sillage aufweist und in der Kälte des Novembernachmittags nur noch sehr nah an der Haut wahrnehmbar ist.
Während die meisten Düfte von Ellen Covey ohne große Veränderung und Verminderung bis zum folgenden Morgen bei mir blieben, wird "Kyphi" im Laufe der Tragezeit deutlich luftiger und weicher, bis nach längstens acht Stunden nur noch ein sehr schwacher, ätherischer Hauch zurückbleibt.
Von Senf auf Schokotorte, von verätzten Nasenschleimhäuten und Kopfschmerzen, von der Ohnmacht nahen Sozialgefährten hatte ich gelesen und von Gedankengängen in Richtung Heroin.
Ich wußte, daß Ellen Covey es ihrer Klientel nicht leicht machte mit ihren Düften, daß Überraschungen und unerwartete Wendungen zum Konzept gehörten, daß die Nische in der Nische sich ihre Liebhaber mit Bedacht aussuchte.
Und dennoch hatte ich mir in den Kopf gesetzt, "Kyphi" nicht im stillen Kämmerlein zu testen, nicht klammheimlich und nur für mich allein, sondern im Kontext einer Jahreshauptversammlung mit anschließendem Outdoor-Programm.
Ein langer Nachmittag in Gesellschaft vieler Menschen, die vielleicht die Nase rümpfen würden, die mich in Zukunft von ihren Gästelisten streichen und mir nicht vorhandene Sozialkompetenz bescheinigen würden.
Ich konnte nicht ganz bei Trost sein.
Klein, unscheinbar und schon deutlich geleert ist das Teströhrchen mit der hellgelben Flüssigkeit.
Ich weiß, man soll nicht nur nach dem Äußeren gehen, zuviel Wagemut hat sich schon häufig gerächt.
Ich bin mutig, ich wage die obligatorische Drei-Tropfen-Dosis rechts und links hinter den Ohren und auf dem Handgelenk und erwarte, daß es mir nun den Boden unter den Füßen wegzieht.
Der Boden bleibt, wo er ist, stattdessen entströmt meiner Haut ein medizinisch-kampferartiger Geruch, der mich umgehend an Erkältungsbalsam und ähnliche Aromen denken läßt – das ist nicht unangenehm, aber auch nicht gerade das, was ich von der Kopfnote eines Parfums erwarte.
Wenig später mengen sich trockene Gewürze unter, die sich für mich nicht eindeutig identifizieren lassen, und bereiten den Weg für halbtransparenten, dunklen, doch nicht übermäßig kühlen Weihrauch, der den Charakter des Duftes nun zielstrebig aus der Apotheke herauszuführen sucht.
Ganz gelingt es ihm nicht – wie ein roter Faden zieht sich eine ätherisch-mentholische Komponente durch "Kyphi", die ich mir nicht so recht erklären kann.
Ob es am Kalmus liegt?
Ich habe keine Ahnung, wer oder was Kalmus sein könnte, frage Wikipedia um Rat – und erfahre Erleuchtung.
Kalmus wird dort als Sumpfpflanzenart beschrieben, deren fleischige Wurzel kampferartig riecht und die als traditionelle Medizinpflanze in der asiatischen Medizin gilt.
Ihr ätherisches Öl wird auch in der Herstellung von Magenbitter verwendet, selbst in Coca-Cola ist laut Wikipedia Kalmus-Tinktur enthalten.
Das klingt gesund und erklärt meine Wick-Vaporub-Assoziation – doch was Wikipedia sonst noch über Kalmus zu berichten weiß, blende ich besser aus, um mir nicht womöglich Sorgen um die Legalität meines Handelns machen zu müssen.
"Zu Risiken und Nebenwirkungen..." - Sie wissen schon!
Stattdessen begrüße ich auf meiner Haut eine alte Bekannte, die "Coveyade", die sich ab einem bestimmten Punkt in bisher jedem getesteten Duft der Olympic Orchids eingestellt und Ellen Coveys Handschrift für meine Nase so unverwechselbar gemacht hat: das leicht ölig wirkende Odeur eines Dritte-Welt-Ladens, eher atmosphärisch denn olfaktorisch dominant.
Auf dieser Basis zeigt "Kyphi" noch ein paar unerwartete Facetten, blitzt für Augenblicke im Hintergrund eine zitrusähnliche Frische auf, werden ein paar Hölzer gefällt und eine Bienenwabe vorbeigetragen, deren Spur gerade noch erahnbar ist.
Die ganze Zeit hindurch behält "Kyphi" auf meiner Haut seinen kampferig-grünen, leicht geharzten Grundzug – ein für mich durchaus angenehmes Aroma, das ich allerdings nicht ohne weiteres als Parfum deklariert hätte und von dem ich mir gut vorstellen kann, daß es für viele Nasen gewöhnungsbedürftig ist und spontane Sympathie nur in Ausnahmefällen auslöst.
Als Räucherwerk oder meditativen Zwecken dienender Raumduft hätte "Kyphi" möglicherweise bessere Chancen auf einen größeren Freundeskreis – doch nach zweitägigem Test darf ich erfreut konstatieren, daß mir niemand die Freundschaft gekündigt hat, mein Partner noch immer mein Partner ist, ich im Bus keinen Radius von drei Metern um mich herum bilde und auch sonst nichts geschehen ist, das ernsthaften Anlaß zur Sorge gäbe.
Das mag auch daran liegen, daß "Kyphi" bei aufgetupfter Dosierung dreier Tropfen im Haus eine gemäßigte Sillage aufweist und in der Kälte des Novembernachmittags nur noch sehr nah an der Haut wahrnehmbar ist.
Während die meisten Düfte von Ellen Covey ohne große Veränderung und Verminderung bis zum folgenden Morgen bei mir blieben, wird "Kyphi" im Laufe der Tragezeit deutlich luftiger und weicher, bis nach längstens acht Stunden nur noch ein sehr schwacher, ätherischer Hauch zurückbleibt.
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