11.03.2013 - 15:19 Uhr
Palonera
467 Rezensionen
Palonera
Sehr hilfreiche Rezension
8
die Bergwanderung
Es war noch früh am Morgen, als sie den Reißverschluß aufzog und die kühle Luft ins Zelt ließ.
So hoch oben im Gebirge waren die Nächte auch im Hochsommer sehr kalt; fröstelnd kuschelte sie sich noch einen Moment lang in ihren Schlafsack und genoß seine Wärme, während die klare Luft den Duft der Pinien und anderer Gewächse in ihre Lungen fluten ließ.
Sie war fast allein auf dem Campingplatz, der mit viel Respekt vor der Natur inmitten des Pinienforstes angelegt worden war – hundert Meter von ihr entfernt stand das Zelt des Pärchens, das erst spät in der Nacht heimgekommen war.
Sie grinste.
Was für ein Gesicht sie wohl gemacht hatten, als sie merkten, daß ihre Vorräte verschwunden waren?
Bestimmt hatten sie sie in Verdacht – noch immer ärgerte sie sich, keine Kamera zur Hand gehabt zu haben, als der Fuchs gestern abend völlig unerwartet herangehuscht war und, ohne sie zu beachten, nach kurzem Stöbern den Beutel mit den Vorräten davongezerrt hatte.
Natürlich waren sie an der Rezeption gewarnt worden, keine Lebensmittel außerhalb des Zeltes aufzubewahren, aber dennoch...
Nach einer schnellen Wäsche schlüpfte sie in Hemd und Hose, schnürte die Wanderschuhe und beschloß, ihr Frühstück weiter oben in der Sonne einzunehmen.
Ein wenig Dunst hing noch zwischen den Bäumen, als sie den Rucksack auf den Rücken schwang und sich auf den Weg machte.
Die Sonne war noch nicht lange aufgegangen, nach und nach erklangen die Stimmen der Vögel, von denen sie nur einige wirklich kannte.
Er hatte viel mehr über die Bergwelt seiner Heimat gewußt, konnte jeden Vogel, jede Pflanze benennen und kannte die entlegensten Pfade.
Und er hatte vor nichts Angst gehabt, nicht einmal, als er zu nah an den Adlerhorst geraten war und die Alten ihn attackiert hatten.
Sie schluckte.
Er war erst sechs Wochen her, der Unfall – der LKW war einfach in ihn hineingefahren, der Fahrer völlig übermüdet gewesen, so hatten die Polizisten es ihr erklärt.
"Tock-tock-tock" – der Ruf eines Spechtes scheuchte sie aus ihren Gedanken.
Langsam wurde der Wald lichter, der Boden steiniger, ihr war vom stetigen Bergaufgehen warm geworden.
Schritt um Schritt bewegte sie sich aus dem Schatten der Bäume heraus in noch mildes Sonnenlicht, das die feinen Spitzen der Gräser silbern schimmern ließ.
Hier und da krallte sich ein einzelner Wacholderbusch in den kargen Boden, die langen Nadeln gegen Angreifer und Beerendiebe ausgestreckt.
Ein paar Meter weiter bog sie um einen großen Felsbrocken, in dessen Windschatten ein weiches Kissen aus Kräutern und Gräsern wuchs.
Mit einem Seufzer streifte sie den Rucksack ab und ließ sich neben ihm ins Gras fallen.
Die Sonne war inzwischen recht hoch gestiegen, kitzelte ihre geschlossenen Augenlider, kroch durch den Stoff ihrer Wanderkleidung.
Warm stiegen ihr die Düfte der Gräser in die Nase, sanft und trocken und beruhigend.
So hatte auch er gerochen, immer – der Duft seiner Haut war einzigartig gewesen, stundenlang hätte sie ihre Nase darin vergraben können.
Ein Tropfen zog seine feuchte Bahn von ihrem Augenwinkel zum Ohr.
Übermorgen würde sie wieder in ihrem Labor stehen.
Dort, wo ihre Erinnerungen zu Parfums geworden waren.
Sein Duft würde das nächste sein.
PS: Einmal mehr - danke, Flori!
So hoch oben im Gebirge waren die Nächte auch im Hochsommer sehr kalt; fröstelnd kuschelte sie sich noch einen Moment lang in ihren Schlafsack und genoß seine Wärme, während die klare Luft den Duft der Pinien und anderer Gewächse in ihre Lungen fluten ließ.
Sie war fast allein auf dem Campingplatz, der mit viel Respekt vor der Natur inmitten des Pinienforstes angelegt worden war – hundert Meter von ihr entfernt stand das Zelt des Pärchens, das erst spät in der Nacht heimgekommen war.
Sie grinste.
Was für ein Gesicht sie wohl gemacht hatten, als sie merkten, daß ihre Vorräte verschwunden waren?
Bestimmt hatten sie sie in Verdacht – noch immer ärgerte sie sich, keine Kamera zur Hand gehabt zu haben, als der Fuchs gestern abend völlig unerwartet herangehuscht war und, ohne sie zu beachten, nach kurzem Stöbern den Beutel mit den Vorräten davongezerrt hatte.
Natürlich waren sie an der Rezeption gewarnt worden, keine Lebensmittel außerhalb des Zeltes aufzubewahren, aber dennoch...
Nach einer schnellen Wäsche schlüpfte sie in Hemd und Hose, schnürte die Wanderschuhe und beschloß, ihr Frühstück weiter oben in der Sonne einzunehmen.
Ein wenig Dunst hing noch zwischen den Bäumen, als sie den Rucksack auf den Rücken schwang und sich auf den Weg machte.
Die Sonne war noch nicht lange aufgegangen, nach und nach erklangen die Stimmen der Vögel, von denen sie nur einige wirklich kannte.
Er hatte viel mehr über die Bergwelt seiner Heimat gewußt, konnte jeden Vogel, jede Pflanze benennen und kannte die entlegensten Pfade.
Und er hatte vor nichts Angst gehabt, nicht einmal, als er zu nah an den Adlerhorst geraten war und die Alten ihn attackiert hatten.
Sie schluckte.
Er war erst sechs Wochen her, der Unfall – der LKW war einfach in ihn hineingefahren, der Fahrer völlig übermüdet gewesen, so hatten die Polizisten es ihr erklärt.
"Tock-tock-tock" – der Ruf eines Spechtes scheuchte sie aus ihren Gedanken.
Langsam wurde der Wald lichter, der Boden steiniger, ihr war vom stetigen Bergaufgehen warm geworden.
Schritt um Schritt bewegte sie sich aus dem Schatten der Bäume heraus in noch mildes Sonnenlicht, das die feinen Spitzen der Gräser silbern schimmern ließ.
Hier und da krallte sich ein einzelner Wacholderbusch in den kargen Boden, die langen Nadeln gegen Angreifer und Beerendiebe ausgestreckt.
Ein paar Meter weiter bog sie um einen großen Felsbrocken, in dessen Windschatten ein weiches Kissen aus Kräutern und Gräsern wuchs.
Mit einem Seufzer streifte sie den Rucksack ab und ließ sich neben ihm ins Gras fallen.
Die Sonne war inzwischen recht hoch gestiegen, kitzelte ihre geschlossenen Augenlider, kroch durch den Stoff ihrer Wanderkleidung.
Warm stiegen ihr die Düfte der Gräser in die Nase, sanft und trocken und beruhigend.
So hatte auch er gerochen, immer – der Duft seiner Haut war einzigartig gewesen, stundenlang hätte sie ihre Nase darin vergraben können.
Ein Tropfen zog seine feuchte Bahn von ihrem Augenwinkel zum Ohr.
Übermorgen würde sie wieder in ihrem Labor stehen.
Dort, wo ihre Erinnerungen zu Parfums geworden waren.
Sein Duft würde das nächste sein.
PS: Einmal mehr - danke, Flori!
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