25.01.2018 - 14:30 Uhr
Meggi
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21
Sellerie als Bindeglied
Anis – na gut… Ich rieche zunächst eher Fenchel inklusive entsprechender Süße. Sogar der (botanisch verwandte) Sellerie wird problemlos ruchbar und nur langsam driftet die Sache in Richtung Anis. Angenehm frisch ist das und es vermeidet in schöner Balance plakative Ouzo- wie profane Küchen-Assoziationen. Ein winziger Hauch von Zitrusfrucht mag dabei sein, allerdings kaum spürbar, in dieser Kopfnote hat sie wenig zu melden. Die Vokabel „Lakritz“ aus den Angaben spielt wohl nicht bloß mit der Nähe von Anis, Fenchel und Süßholz, sondern ich denke, es ist hier tatsächlich auch Süßholz beteiligt.
Rund eine halbe Stunde vergeht, ehe holzig-würzige Bestandteile durchschimmern. Mir dämmert, dass der Sellerie-Part als Kunstgriff gelten darf, den Duft zu egalisieren. Bei Mistral Patchouli von Atelier Cologne etwa mit seinem im doppelten Sinne starken Anis-Auftakt drängte sich eben deshalb der Gedanke an Ouzo einfach auf. Überdies hatte ich dort am Ende das Gefühl, einem Duftnoten-Quartett zu lauschen, das zwar gleichberechtigt (und geschmackvoll!) gemischt, indes aus sehr individuellen Stimmen zusammengestellt war. Onice hingegen schafft mit dem Sellerie-Gedanken bereits früh ein Bindeglied, das in den holzigeren Verlauf überleitet. Ob italienische Düfte jenes Ineinander-Verschmelzen brauchen?
Am späten Vormittag ist eine sanft verholzte Gemengelage aus warmem Gewürz an der Schwelle zum Pfeffrig-Rauchigen sowie kratziger Rosengeranie erreicht. Eine extravagante florale Aura – ebenso seifig-sauber-metallisch wie üppig-sinnlich - liegt über dem Duft. Sie auf konkrete Zutaten zurückzuführen, misslingt mir selbst dann, wenn ich die Pyramide lese. Mag alles sein, vielleicht manches mehr.
Das Besondere des Beginns ist damit leider verloren gegangen und ‚Onice‘ ist nun doch ziemlich klassisch geworden. Aber unverändert gut! Er offenbart nämlich eine zweite Qualität: Mich in stabiler Würze, garniert weiterhin mit Frische, solide mehrere Stunden durch den Büro-Alltag zu bringen.
Ist erstmal einige Stunden straff am Standard-Tagewerk geschafft, bleibt – eventuell am Nachmittag – ein bisschen Zeit für die Kür: Mal an was Nettem arbeiten (falls möglich), etwas entspannender. Passend dazu kriegt der Duft einen floral-süßen Einschlag. Jasmin und Sandel, ganz sacht bepiekst, wie von einem Nano-Tröpfchen Backaroma-Vanille.
Allmählich, bis in den Abend hinein, kommt der Duft alsdann auf einer endgültig durch und durch cremigen Basis zur Ruhe. Ich rieche hell-sauberen (nicht sterilen!) Moschus, der sich freilich gegen Mittag schon angedeutet hatte. Daneben eine Spur von honighafter Süße. Lässig und gepflegt.
Fazit: Morgens originelle Frische zum Aufwachen, über Tag solide, edle Würze fürs Büro-Schwarzbrot, nachmittags ein Zacken Extravaganz zum Runterkommen, abends cremige Ruhe. Gelungen. Und irgendwie sehr italienisch.
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
Rund eine halbe Stunde vergeht, ehe holzig-würzige Bestandteile durchschimmern. Mir dämmert, dass der Sellerie-Part als Kunstgriff gelten darf, den Duft zu egalisieren. Bei Mistral Patchouli von Atelier Cologne etwa mit seinem im doppelten Sinne starken Anis-Auftakt drängte sich eben deshalb der Gedanke an Ouzo einfach auf. Überdies hatte ich dort am Ende das Gefühl, einem Duftnoten-Quartett zu lauschen, das zwar gleichberechtigt (und geschmackvoll!) gemischt, indes aus sehr individuellen Stimmen zusammengestellt war. Onice hingegen schafft mit dem Sellerie-Gedanken bereits früh ein Bindeglied, das in den holzigeren Verlauf überleitet. Ob italienische Düfte jenes Ineinander-Verschmelzen brauchen?
Am späten Vormittag ist eine sanft verholzte Gemengelage aus warmem Gewürz an der Schwelle zum Pfeffrig-Rauchigen sowie kratziger Rosengeranie erreicht. Eine extravagante florale Aura – ebenso seifig-sauber-metallisch wie üppig-sinnlich - liegt über dem Duft. Sie auf konkrete Zutaten zurückzuführen, misslingt mir selbst dann, wenn ich die Pyramide lese. Mag alles sein, vielleicht manches mehr.
Das Besondere des Beginns ist damit leider verloren gegangen und ‚Onice‘ ist nun doch ziemlich klassisch geworden. Aber unverändert gut! Er offenbart nämlich eine zweite Qualität: Mich in stabiler Würze, garniert weiterhin mit Frische, solide mehrere Stunden durch den Büro-Alltag zu bringen.
Ist erstmal einige Stunden straff am Standard-Tagewerk geschafft, bleibt – eventuell am Nachmittag – ein bisschen Zeit für die Kür: Mal an was Nettem arbeiten (falls möglich), etwas entspannender. Passend dazu kriegt der Duft einen floral-süßen Einschlag. Jasmin und Sandel, ganz sacht bepiekst, wie von einem Nano-Tröpfchen Backaroma-Vanille.
Allmählich, bis in den Abend hinein, kommt der Duft alsdann auf einer endgültig durch und durch cremigen Basis zur Ruhe. Ich rieche hell-sauberen (nicht sterilen!) Moschus, der sich freilich gegen Mittag schon angedeutet hatte. Daneben eine Spur von honighafter Süße. Lässig und gepflegt.
Fazit: Morgens originelle Frische zum Aufwachen, über Tag solide, edle Würze fürs Büro-Schwarzbrot, nachmittags ein Zacken Extravaganz zum Runterkommen, abends cremige Ruhe. Gelungen. Und irgendwie sehr italienisch.
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
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