Paco Rabanne pour Homme 1973 Eau de Toilette

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05.09.2021 - 03:14 Uhr
45
Top Rezension
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft

Paco‘s einziger HERREN-Duft

Mein Anlass zu dieser Rezension ist selbstverständlich zum einen meine Begeisterung für dieses wunderbar männliche 1973er Parfum. Schon seit geraumer Zeit habe ich nämlich vorgehabt ein paar Zeilen zu Paco Rabanne‘s einzigem HERREN-Duft zu verfassen (Herren ist bewusst in Großbuchstaben geschrieben, dazu später noch etwas). Zum anderen aber hat mein letzter Test eines Dufts aus diesem Hause den Stein zum Rollen gebracht, wenn man so möchte. Denn dieser Test war für mich, wie bei eig. (fast) jedem Duft von Señor Rabanne, einfach für die Katz.

(Anmerkung: Hierbei handelte es sich um die Neuerscheinung von diesem Jahr mit dem aberwitzigen Namen „Phantom“ und dem noch genialeren Flakon... Wer meine Meinung zu diesem Duft wissen möchte, bitte einmal unter den zu diesem Duft dazugehörigen Statements nachlesen).

[...]

Nun denn, wer ist dieser Paco Rabanne?

Hinter dem Namen verbirgt sich ein baskischer Modeschöpfer und Designer aus San Sebastián im Norden von Spanien, der mit bürgerlichem Namen Francisco Rabaneda Cuervo heißt und sich mit seinem Unternehmen „Paco Rabanne SAS“ im Jahre 1965 einen Traum von der Selbstständigkeit erfüllte und welches bis heute auf dem Markt ist, wenn auch seit 1987 vollständig dem Kosmetikkonzern „Puig“ gehört.

Geboren im Jahre 1934, also kurz vor dem spanischen Bürgerkrieg von 1936 - '39, wuchs Rabanne aber unter ärmlichen Verhältnissen bei seiner Mutter auf, die zu der Zeit als Schneiderin beim Unternehmen „Balenciaga S.A.“ tätig gewesen war.
Um ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu ermöglichen, floh sie mit ihm nach Ende des Spanischen Bürgerkrieges im Jahre 1939 nach Paris.
„Bessere Zukunft“ muss hier aber natürlich relativ gesehen werden, denn bekanntermaßen wütete bzw. begann weltweit zu dieser Zeit der 2. Große Weltkrieg...

Allen Umständen und Widerständen zum trotz jedoch nutzte Rabanne in Frankreich seine Chance und studierte ab 1952 Architektur. Nebenher ging er seinem Hobby nach und fertigte die für ihn so charakteristisch futuristischen Modeskizzen für bekannte Pariser Häuser an. Begeistern konnte er sich ebenfalls für
den Konstriktivismus und Science Fiction im Allgemeinen.
Nach dem Studium arbeitete er noch als Freiberufler für bspw. Cardin und Givenchy. Die Gründung seiner eigenen Firma folgte dann - wie erwähnt - Mitte der 1960er...

Der internationale Durchbruch jedoch gelang ihm 1968 mit der Kostümgestaltung des Science Fiction-Spielfilms „Barbarella“, bei dem er - u.a. für Oscarpreisträgerin Jane Fonda in der Hauptrolle - den hautengen Catsuit für sie entwarf.

Und neben Yves Saint Laurent gilt er heute nach wie vor als einer der stilprägendsten Designer der 1960er Jahre überhaupt.

[...]

Wenn man sich nun die Düfte Paco Rabanne’s ansieht und vergleicht, stellt man schnell fest, dass dieser 1973er Pour Homme total aus der Reihe tanzt, und zwar im absolut positiven Sinne, wie ich finde.

Und meine folgende Beschreibung bezieht sich auf die neuere Version, denn mein Flakon ist von diesem Jahr.

Dieser beginnt recht krautig-würzig mit deutlich wahrnehmbaren Muskatellersalbei, wozu sich für meine Nase zusätzlich riechender Rosmarin mit einbringt. Dieser sorgt für ein herbes Aroma, was zu Beginn für ein insgesamt tolles herb-frisch-würziges Aroma sorgt. Denn dieses herb-frische Akkord behält der Duft im weiteren Verlauf bei, während das Krautig-Würzige sich schnell zurückzieht.

Denn alsbald der Muskatellersalbei verschwindet, nehme ich Lavendel wahr, aber nur ganz sanft im Hintergrund. Dieser sorgt für einen - für mein Empfinden - zart seifigen Akkord. Nach wie vor dominiert aber für meine Nase der Rosmarin.

Zur Basis jedoch macht dieser Rosmarin Platz für das grüne (Eichen-)Moos, welches ein wesentlicher Charakter dieses Duftes ist. Und zu der grünen Basis lässt sich für mich ein winziger Hauch von süßem Honig im Hintergrund erkennen, welches den Duft wunderbar abrundet.
Moschus oder Amber rieche ich persönlich nicht raus.

[...]

Ich persönlich denke ein Duft dieser Art ist besonderes toll im Frühling und Herbst einsetzbar. Wenngleich man ihn auch (eigentlich) das ganze Jahr über zu jedem Anlass problemlos tragen könnte.

Mit etwa 5h Ausdauer weist mein Flakon über eine durchschnittliche Haltbarkeit auf. Die Sillage ist nur in der ersten Stunde ziemlich raumfüllend wie ich finde, danach wird er zunehmend hautnäher.

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Fazit:

Die allermeisten für meine Geschlechtsgenossen lancierten Parfums aus dem Hause Rabanne‘s beinhalten dominant fruchtig-süße Noten, die wohl vordergründig jüngeres Klientel (U 30) ansprechen sollen. Das sind jedoch genau die Art Düfte, mit denen ich persönlich nie etwas anfangen konnte (auch nicht mit U 30).

Dieser ausdrucksstarke Fougère aber hier trägt zurecht den Beinamen Pour Homme, denn hier ist alles, was das klassische Herrenherz begehrt.

Herb-würzige Kräuter, aromatisch-seifig-moosige Frische.

Ein Duft für mich. Für unverfälschte Klassikliebhaber.

Für alle, die nicht blind irgendwelchen Trends folgen.

[...]

Vielen Dank für‘s Lesen!
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