Invictus Victory 2021

Chnokfir
17.09.2021 - 10:08 Uhr
10
Sehr hilfreiche Rezension
8
Preis
4
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
6
Duft

Allenfalls Teilnahmeurkunde

An "Invictus" kommt man aktuell kaum vorbei. Ob man nun Kinder in der geworbenen Zielgruppe 15-25 um sich hat oder aber Kollegen, jeder zweite Azubi, Praktikant oder Werkstudent riecht nach ähnlichen Duftakkorden. Und bei Paco Rabanne reitet man natürlich diese Zeitgeist-Welle weiter, bis sie bricht ... oder der Mensch, der dies eben nun mal riechen muss. Alle Jahre wieder beglückt man uns entweder mit einer "Sammler-Edition" des triumphalen Flakons oder mit einem Flanker. Nun verspricht man uns eine besonders intensiv würzige Abwandlung des "Klassikers", der den Träger endlich den Ends... ,#pfui, den endgültigen Sieg beschert. Nachdem der Vorgänger bereits alle Panties gedroppt hat, will man nun endlich auch die Highscore an erhaltenen Komplimenten knacken.

Schwarz kommt der bekannte Karton nun um die Ecke, schwarz ist auch der Inhalt. Nix mehr von wegen Bling-Bling. Dezent schwarz erscheint der Pokal, erinnert doch mehr an einen alten, ausgebrannten Zylinderkopf. Wäre da nicht das dezente goldige "V", das allseits bekannte Zeichen des Sieges. Wer den liebgewonnen silbernen Flakon abgefeiert hat, der wird auch hier wieder seine Freude haben. Schwer ist es ja, der Pokal, da dürften die Plastik-Anbauteile um den Zerstäuber herum aber gerne auch etwas solider gearbeitet sein, dann würde der Gesamteindruck wieder stimmen.

Ein Drücker auf den Zerstäuber und alle Erwartungen werden erfüllt. Ein bekannter maritimer Akkord aus Zitrus, Lavendel und Pfeffernoten erzeugt die gewohnte Frische, leider erneut in einer etwas künstlichen Ausbaustufe. Ein grüner Akkord - ist es Lavendel? - versucht sich in den Vordergrund zu spielen, gar nicht mal so verkehrt, kann sich aber bedauerlicherweise nicht durchsetzen. Denn nach einer knappen Stunde schieben auch schon die süsslichen Noten nach, Vanille und Tonka sind unerbittlich. Es wird süss, klebrig und das für mich auch wieder in einer synthetischen Art, wie man sie leider von günstigen Lufterfrischern aus der Drogerie und Duftbäumchen fürs Auto zur Genüge kennt. Hier kippt mir "Invictus Victory" in eine unangenehme Richtung ab, die sich über Stunden manifestiert. Nach knappen 10-12 Stunden zieht sich der Duft in die Haut zurück und wenn man dem Drydown nachschnuppert, wird man erstaunt feststellen, dass neben der abklingenden Süsse noch etwas angenehm Würziges schlummert, was vorher nicht wahrnehmbar und schon gar nicht benennbar war. Schade eigentlich, jetzt, wo es langsam anfängt spannend und schön zu werden, ist es auch schon wieder zu Ende. Auch in zwei weiteren Test-Sessions komme ich dem nicht auf die Spur. Ist es der Weihrauch-Akkord, den ich vorher nicht wahrnehmen konnte? Keine Ahnung.

Während aktuell viele Designer-Düfte mit sehr dezenter Haltbarkeit und Abstrahlung für Unmut Sorgen, ist "Invictus Victory" hier auf der Siegerstrasse. Gute 10-12 Stunden strahlt er seine Süssen Noten sehr deutlich und vehement ab und auch am kommenden Morgen sind noch fragmentarische Reste zu erschnüffeln. Das ist heutzutage schon einmal nicht zu verachten.

Maritime Frische-Noten und überbordende Süsse, das Geheimnis des Erfolges bei der aktuellen Zielgruppe. Es wird geliefert und das wird gefeiert. Dafür einen Pokal! An älteren Semestern sehe diesen Duft eher nicht. Man ist weder auf diese plakativen Duftnoten aus, noch auf einen Pokal fürs Regal. Da muss Platz sein für ganz andere Statussymbole.

Bei mir kann "Invictus Victory" erneut keinen Sieg einfahren. Auch für eine Ehrenurkunde wird es nicht ganz reichen. Aber kaum habe ich seinerzeit mein Abitur abgelegt, wurden Teilnahmeurkunden eingeführt. Ja, neben all dem Edelmetall ist für einen schwarzen Pokal eine Teilnahmeurkunde wohl OK. Auf deren Rückseite kann man dann ja eine Strichliste mit den eingeheimsten Komplimenten machen oder die Nummern der Damen notieren, wenn die einen nicht gleich in Ihre Kemenate zerren.
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