06.12.2020 - 09:30 Uhr

Bobby
31 Rezensionen

Bobby
Sehr hilfreiche Rezension
10
Expedition abgebrochen
Ist es das Wort sibirische Zirbelkiefer, das mich wilde Natur erhoffen lässt? Ist es der Weihrauch, der mich ätherisch-entrückten Rauch vermuten lässt? Ist es das Eichenmoos, das mich herbe Männlichkeit erwarten lässt?
Nichts davon wird jedenfalls eingelöst.
Es ist aber auch manchmal ein Fluch, wie Alltagsgerüche unsere Nase framen: Da wäre zum Beispiel die Zitronen-WC-Reiniger-Falle, die es so schwer macht, bei zitrischen Düften nicht an Reinigungsmittel zu denken, da ist die Kiefernnadel-Badezusatz-Falle, die viele Versuche, natürliche Walddüfte zu gestalten, an Assoziationen zu Badewannengeplätscher scheitern lässt (was natürlich jeweils beides verrückt ist, weil diese Alltagsgerüche der Natur ja wiederum nachempfunden wurden. Etwa so verrückt wie ein Opernbesucher, der in einer Verdioper aufspringt und ruft: "Das ist doch aus der Pizza-Werbung!").
Tribute to cortina jedenfalls scheitert für mich an der Eukalyptus-Bonbon-Falle.
Dieses Scheitern kann man sich in etwa so vorstellen:
Ein Nordpolarforscher verlässt an einem klirrend-kalten sibirischen Wintermorgen hochmotiviert seine Forschungsstation. Der Hund wird an den Schlitten gespannt, es soll auf eine ausgedehnte Expedition gehen, um Gesteinsproben zu nehmen, Messgerät zu warten und das Abschmelzen der Eisdecke durch den Klimawandel an der etwa 20 km entfernten Temperaturstation zu dokumentieren.
Alles ist bereit, der Himmel ist blau, die würzige Frische von Kiefern, Pfeffer und wildem Thymian liegt in der Luft. Es kann losgehen.
Eigentlich.
Denn beim Griff in die Außentasche seiner Funktionsjacke ertastet unser Frischluftfan unerwartet ein klebriges Eukalyptusbonbon.
Ohne nachzudenken wickelt er es aus und schiebt es sich in den Mund.
Ein Fehler, denn durch diese eigentlich beiläufige Handlung wird eine Kausal-Kette in Gang gesetzt, an deren Ende das Scheitern der Expedition stehen wird: Der Mann wird unversehens wieder zum Jungen, weil er sich in seine Kindheit zurückversetzt fühlt, in der seine Mutter immer im Flur auf dem Telefontisch eine Schale mit eben diesen Bonbons platziert hatte. Die Erinnerung kommt unvermittelt und heftig. Tränen steigen ihm in die Augen. Plötzlich ist ihm nicht mehr nach Kälte und Abenteuer, sondern nach Gemütlichkeit, Wärme und Geborgenheit. Ihm ist nicht mehr nach rauem Abenteuer, sondern nach heimischer Behaglichkeit.
Der Hund, obschon protestierend, wird wieder abgeschirrt, unser Forscher knirscht durch den Schnee zurück zur Station. Die Expedition ist abgeblasen. Koalabär statt Eisbär.
Wieder drinnen angekommen (seit Beginn sind gerade einmal 20 Minuten vergangen), empfängt den verhinderten Helden ein zunehmend muffiger Geruch von nassem Hund, ein kampferartiges, unrundes Gemüffel. Dieses legt sich zum Glück bald und es wird, nach Auflegen einiger Holzscheite im offenen Kamin, schließlich ein gemütlicher, durch Tonka und Amber geprägter, leicht süßlicher Duft, der den Raum erfüllt. Aromatisch-ätherische Krautigkeit lässt Hund und Herrchen vorm Kamin von Abenteuern träumen, die ein anderes Mal erlebt werden dürfen. Heute jedenfalls nicht.
Und sonst? Anwendungszeitraum am ehesten Winter, Kostenpunkt 1,50 € pro ml, recht schöner Flakon (der Deckel!), anständige Sillage, geringe Haltbarkeit
Nichts davon wird jedenfalls eingelöst.
Es ist aber auch manchmal ein Fluch, wie Alltagsgerüche unsere Nase framen: Da wäre zum Beispiel die Zitronen-WC-Reiniger-Falle, die es so schwer macht, bei zitrischen Düften nicht an Reinigungsmittel zu denken, da ist die Kiefernnadel-Badezusatz-Falle, die viele Versuche, natürliche Walddüfte zu gestalten, an Assoziationen zu Badewannengeplätscher scheitern lässt (was natürlich jeweils beides verrückt ist, weil diese Alltagsgerüche der Natur ja wiederum nachempfunden wurden. Etwa so verrückt wie ein Opernbesucher, der in einer Verdioper aufspringt und ruft: "Das ist doch aus der Pizza-Werbung!").
Tribute to cortina jedenfalls scheitert für mich an der Eukalyptus-Bonbon-Falle.
Dieses Scheitern kann man sich in etwa so vorstellen:
Ein Nordpolarforscher verlässt an einem klirrend-kalten sibirischen Wintermorgen hochmotiviert seine Forschungsstation. Der Hund wird an den Schlitten gespannt, es soll auf eine ausgedehnte Expedition gehen, um Gesteinsproben zu nehmen, Messgerät zu warten und das Abschmelzen der Eisdecke durch den Klimawandel an der etwa 20 km entfernten Temperaturstation zu dokumentieren.
Alles ist bereit, der Himmel ist blau, die würzige Frische von Kiefern, Pfeffer und wildem Thymian liegt in der Luft. Es kann losgehen.
Eigentlich.
Denn beim Griff in die Außentasche seiner Funktionsjacke ertastet unser Frischluftfan unerwartet ein klebriges Eukalyptusbonbon.
Ohne nachzudenken wickelt er es aus und schiebt es sich in den Mund.
Ein Fehler, denn durch diese eigentlich beiläufige Handlung wird eine Kausal-Kette in Gang gesetzt, an deren Ende das Scheitern der Expedition stehen wird: Der Mann wird unversehens wieder zum Jungen, weil er sich in seine Kindheit zurückversetzt fühlt, in der seine Mutter immer im Flur auf dem Telefontisch eine Schale mit eben diesen Bonbons platziert hatte. Die Erinnerung kommt unvermittelt und heftig. Tränen steigen ihm in die Augen. Plötzlich ist ihm nicht mehr nach Kälte und Abenteuer, sondern nach Gemütlichkeit, Wärme und Geborgenheit. Ihm ist nicht mehr nach rauem Abenteuer, sondern nach heimischer Behaglichkeit.
Der Hund, obschon protestierend, wird wieder abgeschirrt, unser Forscher knirscht durch den Schnee zurück zur Station. Die Expedition ist abgeblasen. Koalabär statt Eisbär.
Wieder drinnen angekommen (seit Beginn sind gerade einmal 20 Minuten vergangen), empfängt den verhinderten Helden ein zunehmend muffiger Geruch von nassem Hund, ein kampferartiges, unrundes Gemüffel. Dieses legt sich zum Glück bald und es wird, nach Auflegen einiger Holzscheite im offenen Kamin, schließlich ein gemütlicher, durch Tonka und Amber geprägter, leicht süßlicher Duft, der den Raum erfüllt. Aromatisch-ätherische Krautigkeit lässt Hund und Herrchen vorm Kamin von Abenteuern träumen, die ein anderes Mal erlebt werden dürfen. Heute jedenfalls nicht.
Und sonst? Anwendungszeitraum am ehesten Winter, Kostenpunkt 1,50 € pro ml, recht schöner Flakon (der Deckel!), anständige Sillage, geringe Haltbarkeit
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