18.03.2019 - 11:31 Uhr

SchatzSucher
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SchatzSucher
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Wenn wilde Stiere zu zahmen Ochsen werden
Heut war mir mal wieder danach, Minotaure von Paloma Picasso zu tragen.
Das war damals einer der Düfte, die ich ganz zu Anfang meiner "Duftkarriere" besessen habe. Ich glaube, mich zu erinnern, daß es so ungefähr 2-3 Düfte waren. Sehr übersichtlich im Vergleich zu heute :-D
Der Minotaurus oder auch Minotauros ist eine Figur aus der griechischen Mythologie. Keine Sorge, ich gebe jetzt keine Lektion in Geschichte oder Mythologie.
Ich fand den Namen eigentlich recht passend gewählt, war er zum Zeitpunkt seines Erscheinens ein sehr kraftvoller Vertreter. Ausdrucksstark, ausdauernd, männlich, würzig, mit einem leichten animalischen Unterton.
Aber dieser war nie so heftig, daß er bei mir Fluchtreflexe auslösen würde. Wer mich ein bißchen kennt, weiß um meine Vorbehalte gegenüber animalischen Düften.
Prinzipiell mag ich es ja sonst eher etwas leiser und gesetzter, mit den typischen Ausnahmen, die jede Regel bestätigen. Denn gerade in der kälteren Jahreszeit dürfen Düfte gern mal ein bißchen auf die Pauke hauen, auch wenn sie nicht unbedingt eine Strahlkraft von hier bis an den nächsten Stadtrand haben müssen ;-)
Das Duftportfolio von Paloma Picasso (wessen Tochter das jetzt ist, muß ich ganz sicher niemandem verklickern, oder?) ist recht übersichtlich und Minotaure sollte der einzige Herrenduft bleiben. Ist eigentlich ein bißchen schade, denn unter diesem Namen wurden schöne und interessante Düfte angeboten. Und nur der Signaturduft Paloma Picasso und Minotaure haben es bis in die heutige Zeit geschafft und stehen ein bißchen stiefkindmäßig ein wenig im Abseits.
Ich möchte Minotaure ganz gern als "Schwellenduft" zwischen den sehr opulenten 80er Jahre und den etwas zurückgenommeren aber ebenso spannenden 90er Jahre bezeichnen, denn in der Ur-Version finden sich noch viele Merkmale eines kräftigen 80er Jahre Krachers.
Ein Auftakt mit leicht seifig anmutenden Aldehyden, Kräutern und süßlichen Noten, die wohl durch die nicht näher definierten Früchte dargestellt wird. Das geht schon mal nicht wirklich leise los.
Dann gesellt sich recht rasch ein blumiges Herz dazu, bei dem mir am deutlichsten Geranie und Jasmin auffallen. Auch da wird es erstmal nicht wesentlich leiser. Recht schnell macht sich auch die Basis mit einer süßen Tonka-Vanille-Kombi bemerkbar und unverkennbar auch dieser leicht animalisch angehauchte Ton, der mich eher in die Flucht schlägt, wenn er zu aufdringlich wird. Hier aber sorgt dieser leichte animalische Unterton für eine feine und subtile Raffinesse, die dem Duft einen gewissen Kick verleiht. Moschusnoten zeichnen sich wohl dafür verantwortlich aber vielleicht hat man auch noch einen feinen Hauch Miezekatze hinzugefügt.
Leider vollzieht sich der Duftverlauf in einem regelrechten Schweinsgalopp, daß man Mühe hat, seine Facetten zu erkennen und zu benennen. Das ist sehr bedauerlich.
Ich habe mir Gedanken gemacht, woran das liegen könnte.
Minotaure hat mich ungefähr von 1992 bis 1996 begleitet, bis er dann von anderen Dufteindrücken abgelöst wurde. Und vor ca. 3 Jahren dachte ich mir so "ach Mensch, Minotaure gibt es noch, nimm den doch mal wieder mit, der ist eh gerade im Angebot"
Und da ist mir dieser sehr eilige Verlauf aufgefallen, da hatte ich von Begriffen wie Reformulierung und IFRA-Richtlinien noch überhaupt keine Ahnung.
Bis ich mich dann hier auf Parfumo ein wenig mehr in die Materie einlesen konnte und schlauer geworden mein etwas grauer gewordenes Haupt schütteln konnte.
Das ist dann eine einleuchtende Erklärung für den Verlust von Haltbarkeit und Ausstrahlung.
War die Ur-Version ein richtiger Draufgänger, ein wilder Stier, der gleich drauflos trampelte und schnaubte und eine ordentliche Haltbarkeit von mind. 8 Stunden aufwies, nebst einem ordentlichen Duftschleier, muht der zu einem lieben Öchslein gewordene Stier zu Anfang einmal kräftig auf und dann verläßt ihn recht schnell die Kraft. Nach 3-4 Stunden hat es sich ausgemuht und Projektion ist nur in der ersten halben Stunde zu bemerken.
Ich bin sicher nicht der Mensch, der sich hinsetzt und jede Reformulierung bejammert, doch hier ist es mir sehr deutlich aufgefallen, wie der Duft gelitten hat.
Auch wenn man ihn noch wiedererkennt, wirkt der Duft auf mich ein wenig wie ausgehöhlt oder entkernt.
Habe ich den Duft früher aufgrund seiner Stärke eher in der kalten Jahreszeit gesehen, ist Minotaure in der aktuellen Version auch bei milderen Temperaturen geeignet.
Um einige Erkenntnisse reicher, dank dieser Seite, werde ich die verbleibenden Milliliter im 75 ml Flakon noch verbrauchen und Minotaure dann von Herzen Lebewohl sagen.
Wir haben viel miteinander erlebt, wilde Jahre und viel Spaß. Doch sind wir beide älter und ruhiger geworden und ich konzentriere mich auf andere Düfte. Und so einiges darf auch noch geleert werden...
Nachtrag:
Seit kurzem befindet sich ein Flakon in einer Version von 1994 in meinem Besitz. Die Unterschiede in Präsenz, Haltbarkeit und Ausstrahlung sind beachtlich. Der Duft ist so, wie ich ihn immer in Erinnerung hatte.
In der älteren Version ist wesentlich mehr drin. Für diese Version vergebe ich die Note 9, für die Haltbarkeit 8 und für die Sillage 8.
Das war damals einer der Düfte, die ich ganz zu Anfang meiner "Duftkarriere" besessen habe. Ich glaube, mich zu erinnern, daß es so ungefähr 2-3 Düfte waren. Sehr übersichtlich im Vergleich zu heute :-D
Der Minotaurus oder auch Minotauros ist eine Figur aus der griechischen Mythologie. Keine Sorge, ich gebe jetzt keine Lektion in Geschichte oder Mythologie.
Ich fand den Namen eigentlich recht passend gewählt, war er zum Zeitpunkt seines Erscheinens ein sehr kraftvoller Vertreter. Ausdrucksstark, ausdauernd, männlich, würzig, mit einem leichten animalischen Unterton.
Aber dieser war nie so heftig, daß er bei mir Fluchtreflexe auslösen würde. Wer mich ein bißchen kennt, weiß um meine Vorbehalte gegenüber animalischen Düften.
Prinzipiell mag ich es ja sonst eher etwas leiser und gesetzter, mit den typischen Ausnahmen, die jede Regel bestätigen. Denn gerade in der kälteren Jahreszeit dürfen Düfte gern mal ein bißchen auf die Pauke hauen, auch wenn sie nicht unbedingt eine Strahlkraft von hier bis an den nächsten Stadtrand haben müssen ;-)
Das Duftportfolio von Paloma Picasso (wessen Tochter das jetzt ist, muß ich ganz sicher niemandem verklickern, oder?) ist recht übersichtlich und Minotaure sollte der einzige Herrenduft bleiben. Ist eigentlich ein bißchen schade, denn unter diesem Namen wurden schöne und interessante Düfte angeboten. Und nur der Signaturduft Paloma Picasso und Minotaure haben es bis in die heutige Zeit geschafft und stehen ein bißchen stiefkindmäßig ein wenig im Abseits.
Ich möchte Minotaure ganz gern als "Schwellenduft" zwischen den sehr opulenten 80er Jahre und den etwas zurückgenommeren aber ebenso spannenden 90er Jahre bezeichnen, denn in der Ur-Version finden sich noch viele Merkmale eines kräftigen 80er Jahre Krachers.
Ein Auftakt mit leicht seifig anmutenden Aldehyden, Kräutern und süßlichen Noten, die wohl durch die nicht näher definierten Früchte dargestellt wird. Das geht schon mal nicht wirklich leise los.
Dann gesellt sich recht rasch ein blumiges Herz dazu, bei dem mir am deutlichsten Geranie und Jasmin auffallen. Auch da wird es erstmal nicht wesentlich leiser. Recht schnell macht sich auch die Basis mit einer süßen Tonka-Vanille-Kombi bemerkbar und unverkennbar auch dieser leicht animalisch angehauchte Ton, der mich eher in die Flucht schlägt, wenn er zu aufdringlich wird. Hier aber sorgt dieser leichte animalische Unterton für eine feine und subtile Raffinesse, die dem Duft einen gewissen Kick verleiht. Moschusnoten zeichnen sich wohl dafür verantwortlich aber vielleicht hat man auch noch einen feinen Hauch Miezekatze hinzugefügt.
Leider vollzieht sich der Duftverlauf in einem regelrechten Schweinsgalopp, daß man Mühe hat, seine Facetten zu erkennen und zu benennen. Das ist sehr bedauerlich.
Ich habe mir Gedanken gemacht, woran das liegen könnte.
Minotaure hat mich ungefähr von 1992 bis 1996 begleitet, bis er dann von anderen Dufteindrücken abgelöst wurde. Und vor ca. 3 Jahren dachte ich mir so "ach Mensch, Minotaure gibt es noch, nimm den doch mal wieder mit, der ist eh gerade im Angebot"
Und da ist mir dieser sehr eilige Verlauf aufgefallen, da hatte ich von Begriffen wie Reformulierung und IFRA-Richtlinien noch überhaupt keine Ahnung.
Bis ich mich dann hier auf Parfumo ein wenig mehr in die Materie einlesen konnte und schlauer geworden mein etwas grauer gewordenes Haupt schütteln konnte.
Das ist dann eine einleuchtende Erklärung für den Verlust von Haltbarkeit und Ausstrahlung.
War die Ur-Version ein richtiger Draufgänger, ein wilder Stier, der gleich drauflos trampelte und schnaubte und eine ordentliche Haltbarkeit von mind. 8 Stunden aufwies, nebst einem ordentlichen Duftschleier, muht der zu einem lieben Öchslein gewordene Stier zu Anfang einmal kräftig auf und dann verläßt ihn recht schnell die Kraft. Nach 3-4 Stunden hat es sich ausgemuht und Projektion ist nur in der ersten halben Stunde zu bemerken.
Ich bin sicher nicht der Mensch, der sich hinsetzt und jede Reformulierung bejammert, doch hier ist es mir sehr deutlich aufgefallen, wie der Duft gelitten hat.
Auch wenn man ihn noch wiedererkennt, wirkt der Duft auf mich ein wenig wie ausgehöhlt oder entkernt.
Habe ich den Duft früher aufgrund seiner Stärke eher in der kalten Jahreszeit gesehen, ist Minotaure in der aktuellen Version auch bei milderen Temperaturen geeignet.
Um einige Erkenntnisse reicher, dank dieser Seite, werde ich die verbleibenden Milliliter im 75 ml Flakon noch verbrauchen und Minotaure dann von Herzen Lebewohl sagen.
Wir haben viel miteinander erlebt, wilde Jahre und viel Spaß. Doch sind wir beide älter und ruhiger geworden und ich konzentriere mich auf andere Düfte. Und so einiges darf auch noch geleert werden...
Nachtrag:
Seit kurzem befindet sich ein Flakon in einer Version von 1994 in meinem Besitz. Die Unterschiede in Präsenz, Haltbarkeit und Ausstrahlung sind beachtlich. Der Duft ist so, wie ich ihn immer in Erinnerung hatte.
In der älteren Version ist wesentlich mehr drin. Für diese Version vergebe ich die Note 9, für die Haltbarkeit 8 und für die Sillage 8.
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