Quattroventi - Grecale 2008

Farbenduft
25.05.2017 - 17:04 Uhr
5
Sehr hilfreiche Rezension
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Schnuppern, was der Wind erzählt

Dieser Grecale – das muß ein Wind sein, in dem die kostbare Erinnerung an ein sagenhaftes Land mitschwingt, von dem einst die kühnen Vorfahren mit geblähten Segeln über die Adria kamen. Dieser Grecale erzählt von einem Land, in dem alles so wunderbar ist, daß sogar das Wasser duftet. Er erzählt von Sonnenwärme, die nach Orangen schmeckt und von Luft, die man wie gewürzten Wein trinken kann. Er muß den Hain einer Circe gestreift haben mit Nektar und Früchten und Felder mit glühendroten Nelken. Die Phantasie fliegt davon, die Nase reckt sich in den Wind und will dem Duft folgen, dorthin, von wo all diese Herrlichkeit kommt.

Mir ist Grecale einfach zugeflogen, als ich nur einfach irgendeinen Duft von Paolo Gigli ergattern wollte, nachdem unser Fläschen "Maestrale" leer war. Nun ist auch "Grecale" fast zur Neige, Nachschub ist nicht in Sicht und so will ich das griechische Lüftchen mit einem Kommentar würdigen.

Der irgendwie „griechisch“ klingende Name weckte die Erwartung von etwas Zitrisch-mediterranem. Weit, weit gefehlt! Dann las ich hier bei Florblanca, daß Grecale den kühlen Nordost-Wind bezeichnet, aber auch alles, was man sich unter kühl und nördlich vorstellen würde, führt ganz in die Irre.

Zunächst enthüllt sich eine warme orangen-blumige Duftwolke, bei der schon gleich Würze mitschwingt, wohl von Nelken. An warmen Tagen kommt die Orange manchmal einen Hauch stärker hervor, neckt und macht sich gleich wieder rar. Im Verlauf der ersten Stunde entfaltet sich dann eine betörend würzige Nelke mit Rosengeranie, strahlend und zuversichtlich. Trotz der Oppulenz ist der Duft nicht anstrengend oder laut, sondern er umhüllt und umgibt wie die warme Luft im Süden. Der Duft ist sehr sinnenfroh und selbstbewußt.

Nach und nach wird der Duft ruhiger und sanfter, die Blumen treten zurück. Lavendel ist ganz dezent auszumachen, aber vorherrschend bleiben Nelke und Muskat als warmwürzige Wolke. Diese wird immer milder und haftet wie ein lieber Gruß noch lange. Weihrauch rieche ich garnicht heraus. Ein ganz klein wenig erinnert mich der Duft an Femme de Rochas.

Ich trage Grecale vor allem an warmen Tagen. Dann würde ich auch gern an einem Ufer stehen und schnuppern, was der Wind über das Meer bringt.
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