12.04.2019 - 10:38 Uhr
Ttfortwo
89 Rezensionen
Ttfortwo
Top Rezension
20
„Meine Fresse!“ - bottled
Mein Vater hat niemals geflucht. Niemals. Er auch keine Schimpfwörter verwendet, noch nicht einmal Kraftausdrücke. Und dennoch war ich dabei, als meinem Vater – überwältigt von der ihm bis dahin unbekannten körperlichen und mentalen Sensation eines gerade durchfahrenen Kirmesachterbahn-Loopings – ein zutiefst verstörtes „meine Fresse!“ entkeuchte.
Ich war von diesem „meine Fresse!“, von diesem einmaligen verbalen Ausbruch meines Vaters, in einem Maße beeindruckt, die heute kaum nachvollziehbar ist und die bis heute wirkt: Meine Sprache, die gesprochene jedenfalls, ist lange nicht mehr so gepflegt salonfähig, wie sie in meinen spracherziehungsnahen Jahren noch war. Ich benutze S* und F* und alle deren fiese Geschwisterchen – vielleicht bedauerlicherweise – modernisch häufig. „Meine Fresse!“ aber habe ich reserviert. Für die wirklich beeindruckenden Momente.
Und so entkeuchte auch mir ein zutiefst verstörtes „meine Fresse!“ beim ersten Nasenzug an Lehmanns Jasmin, denn dieser Jasmin startet extrem authentisch – also: Überwältigend, kopfschmerzgefährlich, betäubend und mit einer dezidierten Popo-Note. Genauso, wie Jasmin in einer Sommernacht riecht, überreif, öggelig-süß und gewaltig raumgreifend, so riecht Lehmanns Jasmin und boy, oh, boy, das ist nicht einfach.
Diese Kopfnote, die macht einsam. Eine olfaktorische Neutronenbombe: Die Häuser stehen noch, aber leben tut auch in größerem Umkreis nichts mehr. Die Sillage: Nahe am Giftgas.
Und ausdauernd ist sie auch noch. Wie oft wünsche ich, eine schöne Kopfnote bliebe – bitte – länger. Hier wünsche ich, sie ginge – bitte, bitte, bitte – jetzt gleich.
Natürlich tut sie das irgendwann, und – wer hätte das gedacht? - auf einmal wird Jasmin wunderschön, anschmiegsam, zartsüß auf die Art, wie klassische Düfte es sein können. Dazu rieche ich Gartennelkenwürze und die kristallene Schärfe der Lilie. Frau Toni, die den Duft auch mal im Verkauf hatte, zählte darüber hinaus Zimt, herben Tee und Magnolie auf. Rieche ich das? Ich weiß es nicht. Was ich weiß: Dies ist einer der voluminösesten und opulentesten Düfte, die ich habe, dicht gepackt und ölig. Es gibt – wundervolle - Düfte, die trollen auf meiner Haut rum, wollen einfach nicht zu mir gehören. Dieser hier verbindet sich mit mir, wird eins, wird „your-skin-but-better“. Stundenlang, mit unerhörter Ausdauer.
Die Basis: Sehr weich, sehr sinnlich, Bienenwachssüße – es könnte Benzoe sein - , mit animalischen Grundtönen. Ich kenne diese Basis von einigen anderen Lehmanndüften, Nelke endet so ähnlich - aber auch mein großer Favorit Vamos.
Wie bewertet man so einen Duft? Herznote 9, Kopfnote 5? Ergibt was? Darf man es einem Soliflor zum Vorwurf machen, wenn er authentisch riecht?
Meine erste Bewertung war 7,5. Das finde ich jetzt ungerecht. Der Duft ist im Grunde phantastisch, ein Knaller. Großes Kino, wie er sich von denkbar authentischstem Jasminstinkegeruch zu einem sinnlichen, jasminbetonten Duftwunder wandelt.
Ich gebe ihm jetzt eine 9. Und was die Kopfnote betrifft: Ihr seid ja gewarnt.
Ich war von diesem „meine Fresse!“, von diesem einmaligen verbalen Ausbruch meines Vaters, in einem Maße beeindruckt, die heute kaum nachvollziehbar ist und die bis heute wirkt: Meine Sprache, die gesprochene jedenfalls, ist lange nicht mehr so gepflegt salonfähig, wie sie in meinen spracherziehungsnahen Jahren noch war. Ich benutze S* und F* und alle deren fiese Geschwisterchen – vielleicht bedauerlicherweise – modernisch häufig. „Meine Fresse!“ aber habe ich reserviert. Für die wirklich beeindruckenden Momente.
Und so entkeuchte auch mir ein zutiefst verstörtes „meine Fresse!“ beim ersten Nasenzug an Lehmanns Jasmin, denn dieser Jasmin startet extrem authentisch – also: Überwältigend, kopfschmerzgefährlich, betäubend und mit einer dezidierten Popo-Note. Genauso, wie Jasmin in einer Sommernacht riecht, überreif, öggelig-süß und gewaltig raumgreifend, so riecht Lehmanns Jasmin und boy, oh, boy, das ist nicht einfach.
Diese Kopfnote, die macht einsam. Eine olfaktorische Neutronenbombe: Die Häuser stehen noch, aber leben tut auch in größerem Umkreis nichts mehr. Die Sillage: Nahe am Giftgas.
Und ausdauernd ist sie auch noch. Wie oft wünsche ich, eine schöne Kopfnote bliebe – bitte – länger. Hier wünsche ich, sie ginge – bitte, bitte, bitte – jetzt gleich.
Natürlich tut sie das irgendwann, und – wer hätte das gedacht? - auf einmal wird Jasmin wunderschön, anschmiegsam, zartsüß auf die Art, wie klassische Düfte es sein können. Dazu rieche ich Gartennelkenwürze und die kristallene Schärfe der Lilie. Frau Toni, die den Duft auch mal im Verkauf hatte, zählte darüber hinaus Zimt, herben Tee und Magnolie auf. Rieche ich das? Ich weiß es nicht. Was ich weiß: Dies ist einer der voluminösesten und opulentesten Düfte, die ich habe, dicht gepackt und ölig. Es gibt – wundervolle - Düfte, die trollen auf meiner Haut rum, wollen einfach nicht zu mir gehören. Dieser hier verbindet sich mit mir, wird eins, wird „your-skin-but-better“. Stundenlang, mit unerhörter Ausdauer.
Die Basis: Sehr weich, sehr sinnlich, Bienenwachssüße – es könnte Benzoe sein - , mit animalischen Grundtönen. Ich kenne diese Basis von einigen anderen Lehmanndüften, Nelke endet so ähnlich - aber auch mein großer Favorit Vamos.
Wie bewertet man so einen Duft? Herznote 9, Kopfnote 5? Ergibt was? Darf man es einem Soliflor zum Vorwurf machen, wenn er authentisch riecht?
Meine erste Bewertung war 7,5. Das finde ich jetzt ungerecht. Der Duft ist im Grunde phantastisch, ein Knaller. Großes Kino, wie er sich von denkbar authentischstem Jasminstinkegeruch zu einem sinnlichen, jasminbetonten Duftwunder wandelt.
Ich gebe ihm jetzt eine 9. Und was die Kopfnote betrifft: Ihr seid ja gewarnt.
10 Antworten