27.02.2017 - 15:02 Uhr
FvSpee
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19
Pro Valeria - Eine Verteidigungsrede
Herr Prätor, hohe Richter, hört mich an!
Der edle Name, den Valeria trägt, uralt aus römischem Geschlecht,
schützt sie vor Schmähung und Verspottung nicht.
Wär es nur blanker Hass, Verachtung auch, was ihr entgegenschlüge,
so wollte man es dulden mit Gelassenheit,
wär doch solch offner Abscheu Zeichen jedenfalls von Achtung!
Nicht aber kann ich's tragen, wenn mit gift'gem Pfeil der Nachsicht,
der falschen, man sie straft und sie medioker nennt.
Odeberlinus und Alpicius Magnus immerhin,
wenn auch von wirklicher Begeist'rung frei,
begegnen ihrem Duft noch mit Gewogenheit.
Bertellius indes, Patrizier von Parfumo-Adel,
und auch Grenullius, der mit Witz und Scharfsinn manches Urteil sprach,
die nennen sie „recht nett“ und fahren fort, „so duftet auch manch Römer aus der Plebs,
der bei den Duftöl-Händlern, die für hoi polloi ihr Riechwerk mischen,
für wenige Sesterzen sich versorgt.“
Das, hohe Richter, hat Valeria nicht verdient!
Und wenn kein bess'rer Mann sich findt, der für sie spricht,
dann spreche ich für sie, so gut ich kann.
Ich kenne keinen Duft des breiten vulgus, der Valerien ähnelt,
und gäb' es einen: Spräch dies gegen sie? Wohl kaum!
Wie aber duftet sie nun? Dies bezeuge ich:
Es heißt, ihr Duft sei grün und frisch; doch sollten wir dies recht verstehn:
Vom Moos der feuchten Wälder von Germanien hat sie nichts!
Sie duftet nach den Heideflächen des Imperiums,
wie sie im Süden des Italerlandes sich erstrecken,
und auch erstrecken sich in den Provinzen unsres Reichs,
dort wo manch kampferprobter Legionär sich niederließ,
zum Eh'weib nehmend eine schöne Keltin oder Dakerin.
Die buschbewachsnen, trock'nen Macchien Galliens,
die kargen, kräuterreichen Weiden Lusitaniens,
die endlos weiten, menschenarmen Wiesen Moesiens,
und auch die Fluren in Britanniens Norden, wo die Skoten siedeln.
An diesen Orten wächst ein zähes Buschwerk,
vom Harn der wollereichen Schafe wohl gedüngt,
nicht üppig, prächtig, feuchtwarm wie das Grün des Nils Ägyptens,
tief wurzelnd aber, stark und lebenskräftig,
durchsetzt von manchem Heilkraut und von schlichten Blumen.
Das ist Valerias Duft! Und doch ist er's nicht ganz:
Hinzu tritt eine Süße, wie sie Römern ziemt,
nicht schwülstig wie Arabiens und Persiens Wollust,
nein, eher herb, wie guter würz'ger Honig,
wie trock'ner Wein auch, den mit Harz ein Grieche hat vermischt.
Ein Duft, der seinen Träger dauerhaft begleitet,
bei Aufgang angelegt, ist er beim Sonnenuntergang noch kräftig.
Ein Duft, der einer Senatorengattin steht und einer klugen Sklavin,
der einen Redner auf dem Forum schmückt und einen Kämpfer.
Wer aber allzu jung ist, gänzlich frei von Sorgen,
nur heitere Zerstreuung liebt und leeres Tändeln,
der meide diesen Duft!
Das ist Valeria! Wer sie kränkt, der beleidigt Rom!
Der edle Name, den Valeria trägt, uralt aus römischem Geschlecht,
schützt sie vor Schmähung und Verspottung nicht.
Wär es nur blanker Hass, Verachtung auch, was ihr entgegenschlüge,
so wollte man es dulden mit Gelassenheit,
wär doch solch offner Abscheu Zeichen jedenfalls von Achtung!
Nicht aber kann ich's tragen, wenn mit gift'gem Pfeil der Nachsicht,
der falschen, man sie straft und sie medioker nennt.
Odeberlinus und Alpicius Magnus immerhin,
wenn auch von wirklicher Begeist'rung frei,
begegnen ihrem Duft noch mit Gewogenheit.
Bertellius indes, Patrizier von Parfumo-Adel,
und auch Grenullius, der mit Witz und Scharfsinn manches Urteil sprach,
die nennen sie „recht nett“ und fahren fort, „so duftet auch manch Römer aus der Plebs,
der bei den Duftöl-Händlern, die für hoi polloi ihr Riechwerk mischen,
für wenige Sesterzen sich versorgt.“
Das, hohe Richter, hat Valeria nicht verdient!
Und wenn kein bess'rer Mann sich findt, der für sie spricht,
dann spreche ich für sie, so gut ich kann.
Ich kenne keinen Duft des breiten vulgus, der Valerien ähnelt,
und gäb' es einen: Spräch dies gegen sie? Wohl kaum!
Wie aber duftet sie nun? Dies bezeuge ich:
Es heißt, ihr Duft sei grün und frisch; doch sollten wir dies recht verstehn:
Vom Moos der feuchten Wälder von Germanien hat sie nichts!
Sie duftet nach den Heideflächen des Imperiums,
wie sie im Süden des Italerlandes sich erstrecken,
und auch erstrecken sich in den Provinzen unsres Reichs,
dort wo manch kampferprobter Legionär sich niederließ,
zum Eh'weib nehmend eine schöne Keltin oder Dakerin.
Die buschbewachsnen, trock'nen Macchien Galliens,
die kargen, kräuterreichen Weiden Lusitaniens,
die endlos weiten, menschenarmen Wiesen Moesiens,
und auch die Fluren in Britanniens Norden, wo die Skoten siedeln.
An diesen Orten wächst ein zähes Buschwerk,
vom Harn der wollereichen Schafe wohl gedüngt,
nicht üppig, prächtig, feuchtwarm wie das Grün des Nils Ägyptens,
tief wurzelnd aber, stark und lebenskräftig,
durchsetzt von manchem Heilkraut und von schlichten Blumen.
Das ist Valerias Duft! Und doch ist er's nicht ganz:
Hinzu tritt eine Süße, wie sie Römern ziemt,
nicht schwülstig wie Arabiens und Persiens Wollust,
nein, eher herb, wie guter würz'ger Honig,
wie trock'ner Wein auch, den mit Harz ein Grieche hat vermischt.
Ein Duft, der seinen Träger dauerhaft begleitet,
bei Aufgang angelegt, ist er beim Sonnenuntergang noch kräftig.
Ein Duft, der einer Senatorengattin steht und einer klugen Sklavin,
der einen Redner auf dem Forum schmückt und einen Kämpfer.
Wer aber allzu jung ist, gänzlich frei von Sorgen,
nur heitere Zerstreuung liebt und leeres Tändeln,
der meide diesen Duft!
Das ist Valeria! Wer sie kränkt, der beleidigt Rom!
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