05.05.2020 - 11:28 Uhr
FvSpee
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FvSpee
Top Rezension
20
Moderner Sommer-Fougère
Der sicherste Weg, Fougère Zero zu hassen, ist, ihn am eingestellten Original-Fougère von Harry Lehmann zu messen. Mit diesem gewaltigen, vor Klassizität berstenden, staubtrockenen Duftmonument, dem nicht nur ich hier einen 10-Punkte-Kommentar gewidmet habe, hat "Fougère Zero" weit weniger zu tun als Coca-Cola mit Coca-Cola Zero (wegen der trotzdem irgendwie passenden Anspielung gibt es für den Namen ebenfalls 8 Punkte), nämlich eigentlich fast nichts. Man muss diesen Duft als eigenständigen Duft würdigen. Dann kann man ihn auch mögen.
Der Original-Fougère wurde infolge des ganzen Eichenmoos-Allergie-Dings eingestellt, übrigens nicht nur das EdP, sondern auch das Cologne. Das ist umso betrüblicher, als ich zu spät für einen Hamsterkauf gekommen bin. Stattdessen hat Herr Lehmann nach einigen Wochen oder Monaten des Experimentierens diesen vollständig eichenmoosfreien New Fougère ins Sortiment gehoben, wo er dem Vernehmen nach bei den Kunden auch ganz gut ankommt.
Das hat er durchaus verdient, und bei allem Schmerz über den Exitus des Einzig Wahren Fougère möchte ich hier ein wenig die Werbetrommel rühren für diesen Duft mit nur einem Besitzer (ich), keinem Wunschlistenredakteur und immerhin einer Merkerin (Bravo, AmyAmy!).
Fougère Zero kommt für meine Nase als ein sehr modern interpretierter Fougère ohne Angst vor synthetischen Noten (auch mit aquatischen Anklängen), was rein deskriptiv und nicht abwertend gemeint ist, daher. Der Duft ist - lehmanntypisch - eher linear, eine gewisse Entwicklung kann man aber schon ausmachen.
Den Beginn empfinde ich als ausgesprochen frisch-grün mit den schon erwähnten sich ans Aquatische ranspielenden Tönen. Er ist zwar nicht im eigentlichen Sinne süß, weist aber einige hellgrüne Minzstaubnoten auf, die schon einen ganz leicht süßen Eindruck (hier könnte man an einen guten Pfefferminzkaugummi oder an den entfernten Duft von Menthe à L'Eau, der von einem Pariser Bistrotisch herüberweht, denken) vermitteln. Das macht den Duft, obwohl ich es generell nicht so mit dieser Jung-Alt-Kiste habe, meines Erachtens auch dezidiert jungmännerkompatibel.
Anders als das kompakte, massive Ur-Fougère ist "Zero" zwar voluminös und raumgreifend und hat auch eine gewisse Masse ("leicht" würde ich ihn also nicht nennen), dabei aber luftig aufgelockert. Wäre es ein Gourmand, würde ich an diese fluffige Schokolade mit Luftblasen denken; da wir uns mit Fougère im Wald-Genre befinden, sage ich mal: locker aufgeschüttetes, etwas feuchtes, aber trotzdem ein bisschen durcheinanderwirbelndes, Gras, Farnzeug und Laubwerk.
Mit der Zeit wird Fougère Zero etwas trockener und klassischer, aber nach einigen Stunden, vielleicht vier oder fünf, ist der Spaß dann hier auch vorbei. Die neue Rezeptur musste anscheinend nicht nur aufs Moos, sondern auch auf einige Fixative verzichten.
Mich erinnert Fougère Zero ein wenig an zwei andere rezente Lehmänner, nämlich einmal (vor allem wegen des "Minzstaubeffekts") an den hier wenig Fans aufweisenden "Jubiläum 90", und sodann an "Mirage", dies primär wegen der im besten Sinne modern wirkenden, sehr besonderen synthetischen Frische, die ich dort als "ätherisch" beschrieben habe. Mirage kommt ja nun auch hier im Parfumo-Forum gut an, und das würde ich, obwohl ich Mirage noch je eine Nasenspitze einzigartiger, geheimnisvoller und ausgewogener finde, auch diesem Duft gönnen.
Die Rezension kommt passend zur herannahenden Sommersaison (ungeachtet des Umstands, dass es draußen regnet und man seit einer Woche eigentlich wieder die Heizung andrehen möchte, zweifle ich nicht daran, dass wir bald wieder 40 Grad haben werden): Denn ebenso wie Mirage (oder auch wie Esterel, aber ganz anders als der Fougère-Urahn) handelt es sich hier um einen sonnenklaren Hochsommerduft mit integriertem kraftvollen Erfrischungs-Kick.
EDIT (aus Anlass von Konsaliks Replik): Da mir kein anderer "Zero" von HL bekannt ist und ich diesen hier nicht auf der Internetseite von Parfum-Individual finde (was aber nichts heißen muss, da die Angebotsliste dort notorisch unzuverlässig ist), ist es auch nicht auszuschließen, dass dieser Duft schon wieder eingestellt ist. Das hätte den Nachteil, dass ich gerade Werbung für einen Duft gemacht habe, den man nicht mehr kaufen kann. Aber den Vorteil, dass ich jetzt im Besitz einer Art "Blauen Mauritius" wäre!
Der Original-Fougère wurde infolge des ganzen Eichenmoos-Allergie-Dings eingestellt, übrigens nicht nur das EdP, sondern auch das Cologne. Das ist umso betrüblicher, als ich zu spät für einen Hamsterkauf gekommen bin. Stattdessen hat Herr Lehmann nach einigen Wochen oder Monaten des Experimentierens diesen vollständig eichenmoosfreien New Fougère ins Sortiment gehoben, wo er dem Vernehmen nach bei den Kunden auch ganz gut ankommt.
Das hat er durchaus verdient, und bei allem Schmerz über den Exitus des Einzig Wahren Fougère möchte ich hier ein wenig die Werbetrommel rühren für diesen Duft mit nur einem Besitzer (ich), keinem Wunschlistenredakteur und immerhin einer Merkerin (Bravo, AmyAmy!).
Fougère Zero kommt für meine Nase als ein sehr modern interpretierter Fougère ohne Angst vor synthetischen Noten (auch mit aquatischen Anklängen), was rein deskriptiv und nicht abwertend gemeint ist, daher. Der Duft ist - lehmanntypisch - eher linear, eine gewisse Entwicklung kann man aber schon ausmachen.
Den Beginn empfinde ich als ausgesprochen frisch-grün mit den schon erwähnten sich ans Aquatische ranspielenden Tönen. Er ist zwar nicht im eigentlichen Sinne süß, weist aber einige hellgrüne Minzstaubnoten auf, die schon einen ganz leicht süßen Eindruck (hier könnte man an einen guten Pfefferminzkaugummi oder an den entfernten Duft von Menthe à L'Eau, der von einem Pariser Bistrotisch herüberweht, denken) vermitteln. Das macht den Duft, obwohl ich es generell nicht so mit dieser Jung-Alt-Kiste habe, meines Erachtens auch dezidiert jungmännerkompatibel.
Anders als das kompakte, massive Ur-Fougère ist "Zero" zwar voluminös und raumgreifend und hat auch eine gewisse Masse ("leicht" würde ich ihn also nicht nennen), dabei aber luftig aufgelockert. Wäre es ein Gourmand, würde ich an diese fluffige Schokolade mit Luftblasen denken; da wir uns mit Fougère im Wald-Genre befinden, sage ich mal: locker aufgeschüttetes, etwas feuchtes, aber trotzdem ein bisschen durcheinanderwirbelndes, Gras, Farnzeug und Laubwerk.
Mit der Zeit wird Fougère Zero etwas trockener und klassischer, aber nach einigen Stunden, vielleicht vier oder fünf, ist der Spaß dann hier auch vorbei. Die neue Rezeptur musste anscheinend nicht nur aufs Moos, sondern auch auf einige Fixative verzichten.
Mich erinnert Fougère Zero ein wenig an zwei andere rezente Lehmänner, nämlich einmal (vor allem wegen des "Minzstaubeffekts") an den hier wenig Fans aufweisenden "Jubiläum 90", und sodann an "Mirage", dies primär wegen der im besten Sinne modern wirkenden, sehr besonderen synthetischen Frische, die ich dort als "ätherisch" beschrieben habe. Mirage kommt ja nun auch hier im Parfumo-Forum gut an, und das würde ich, obwohl ich Mirage noch je eine Nasenspitze einzigartiger, geheimnisvoller und ausgewogener finde, auch diesem Duft gönnen.
Die Rezension kommt passend zur herannahenden Sommersaison (ungeachtet des Umstands, dass es draußen regnet und man seit einer Woche eigentlich wieder die Heizung andrehen möchte, zweifle ich nicht daran, dass wir bald wieder 40 Grad haben werden): Denn ebenso wie Mirage (oder auch wie Esterel, aber ganz anders als der Fougère-Urahn) handelt es sich hier um einen sonnenklaren Hochsommerduft mit integriertem kraftvollen Erfrischungs-Kick.
EDIT (aus Anlass von Konsaliks Replik): Da mir kein anderer "Zero" von HL bekannt ist und ich diesen hier nicht auf der Internetseite von Parfum-Individual finde (was aber nichts heißen muss, da die Angebotsliste dort notorisch unzuverlässig ist), ist es auch nicht auszuschließen, dass dieser Duft schon wieder eingestellt ist. Das hätte den Nachteil, dass ich gerade Werbung für einen Duft gemacht habe, den man nicht mehr kaufen kann. Aber den Vorteil, dass ich jetzt im Besitz einer Art "Blauen Mauritius" wäre!
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