26.03.2017 - 12:48 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
29
Mission TOPT
Sowjetunion, Ende 1990: Eine Aeoroflot-Maschine aus Berlin war auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo gelandet und spie auch eine Gruppe Jugendlicher auf dem Weg zu einem internationalen Chor-Festival aus. Mit dem Bus ging es noch rund zwei Stunden von Moskau bis Twer, wo wir auf die Gastfamilien aufgeteilt wurden, die uns für eine gute Woche aufnehmen würden.
Als wir endlich aufbrachen, ging es keineswegs direkt „heimwärts“. Mein Gastvater und sein Bruder, gleichfalls einer der Beherbergenden, führten meinem Mit-Sänger und mir zunächst die „Mission TOPT“ vor: Ein wildes Herum-Gegurke, viel rasches Russisch (geiler Zungenbrecher!) und schließlich einige Warterei, denn uns war irgendwann via Gestikulieren bedeutet worden, im Auto zu bleiben, während die beiden Gastgeber verschwanden.
Nach geraumer Zeit tauchten sie wieder auf, in den Armen einen nahezu meterhohen Stapel Pappkartons, ähnlich den Pizza-Verpackungen vom Liefer-Service, nur ungefähr doppelt so hoch. Auf deren Seiten stand jeweils in dicken Lettern das Wort TOPT. Sprich: „Tort“ – wie „Torte“ ohne „e“ und mit gerolltem „r“. Aha. Es hatte Torten gegeben und eine solche Gelegenheit musste wahrgenommen werden, ob man nun Gäste hatte oder nicht.
Die meisten der bestimmt fünfzehn Kartons waren schneller weg, als ihr Inhalt hätte gegessen werden können, sie wurden natürlich ver-tauscht. Lediglich eines jener Vorzeige-Elaborate spätsowjetischer Industrie-Backkunst gab es unter tapferer Beteiligung des kapitalistischen Besuchs zu essen.
Und allein die Tatsachen, dass erstens das gute Stück tagelang ohne Kühlung auskam und ich zweitens ausgerechnet jetzt daran denken musste, mag den geneigten Leserinnen und Lesern einen Anhaltspunkt liefern, wie ich Musc Maori empfinde und wie er mir gefällt.
Die hier bisweilen gerühmte Musc-Maori-Schokolade riecht für mich leider ziemlich billig, geradezu fettig, eher wie miese Kuvertüre. Ich reise erneut gen Russland: Die Schokolade dort – sofern es überhaupt welche gab – hatte einen vergleichbaren, seltsam stumpf-mehlig-schmierigen Beigeschmack. Ich weiß nicht, ob es zugesetzter Zucker war, jedenfalls rieb zudem etwas ganz merkwürdig an den Zähnen. Und es handelte sich nicht um Zahnweiß-Schokolade, da bin ich sicher. Insgesamt war das, genau wie besagte Torten, gar nicht mal übersüß, doch die Süße hatte eine bappig-klebrige und eben fürchterlich billige Art. Mit dieser Erinnerung verbringe ich die Auftakt-Stunde von Musc Maori. Danach: fiese, süße H-Sahne. Dafür habe ich immer Guajak im Verdacht, durfte inzwischen allerdings lernen, dass Sandelholz das wohl auch kann. Was die Sache indes mitnichten angenehmer macht. Ein vanilliger Dreh im Laufe des Vormittags verdrängt das unglücklicherweise nicht, sondern kleckst bloß obendrauf.
Am Nachmittag ist die H-Sahne schlichtweg penetrant. Eine Assoziation zu Buttercreme kann ich zwar verstehen, aber nicht begreifen. Konservierungmittel-gesättigte Also-ob-Buttercreme auf einer TOPT vielleicht? Die übrigen angeblichen Zutaten mögen sich darunter erahnen lassen. Mir fällt das freilich schwer und ändern täte es ohnehin wenig.
Fazit: Ein Schokoladen-Duft? Derlei stelle ich mir anders vor. Musc Maori ist diesbezüglich Lichtjahre entfernt beispielsweise von der Qualität eines L'Heure Défendue von Cartier.
Als wir endlich aufbrachen, ging es keineswegs direkt „heimwärts“. Mein Gastvater und sein Bruder, gleichfalls einer der Beherbergenden, führten meinem Mit-Sänger und mir zunächst die „Mission TOPT“ vor: Ein wildes Herum-Gegurke, viel rasches Russisch (geiler Zungenbrecher!) und schließlich einige Warterei, denn uns war irgendwann via Gestikulieren bedeutet worden, im Auto zu bleiben, während die beiden Gastgeber verschwanden.
Nach geraumer Zeit tauchten sie wieder auf, in den Armen einen nahezu meterhohen Stapel Pappkartons, ähnlich den Pizza-Verpackungen vom Liefer-Service, nur ungefähr doppelt so hoch. Auf deren Seiten stand jeweils in dicken Lettern das Wort TOPT. Sprich: „Tort“ – wie „Torte“ ohne „e“ und mit gerolltem „r“. Aha. Es hatte Torten gegeben und eine solche Gelegenheit musste wahrgenommen werden, ob man nun Gäste hatte oder nicht.
Die meisten der bestimmt fünfzehn Kartons waren schneller weg, als ihr Inhalt hätte gegessen werden können, sie wurden natürlich ver-tauscht. Lediglich eines jener Vorzeige-Elaborate spätsowjetischer Industrie-Backkunst gab es unter tapferer Beteiligung des kapitalistischen Besuchs zu essen.
Und allein die Tatsachen, dass erstens das gute Stück tagelang ohne Kühlung auskam und ich zweitens ausgerechnet jetzt daran denken musste, mag den geneigten Leserinnen und Lesern einen Anhaltspunkt liefern, wie ich Musc Maori empfinde und wie er mir gefällt.
Die hier bisweilen gerühmte Musc-Maori-Schokolade riecht für mich leider ziemlich billig, geradezu fettig, eher wie miese Kuvertüre. Ich reise erneut gen Russland: Die Schokolade dort – sofern es überhaupt welche gab – hatte einen vergleichbaren, seltsam stumpf-mehlig-schmierigen Beigeschmack. Ich weiß nicht, ob es zugesetzter Zucker war, jedenfalls rieb zudem etwas ganz merkwürdig an den Zähnen. Und es handelte sich nicht um Zahnweiß-Schokolade, da bin ich sicher. Insgesamt war das, genau wie besagte Torten, gar nicht mal übersüß, doch die Süße hatte eine bappig-klebrige und eben fürchterlich billige Art. Mit dieser Erinnerung verbringe ich die Auftakt-Stunde von Musc Maori. Danach: fiese, süße H-Sahne. Dafür habe ich immer Guajak im Verdacht, durfte inzwischen allerdings lernen, dass Sandelholz das wohl auch kann. Was die Sache indes mitnichten angenehmer macht. Ein vanilliger Dreh im Laufe des Vormittags verdrängt das unglücklicherweise nicht, sondern kleckst bloß obendrauf.
Am Nachmittag ist die H-Sahne schlichtweg penetrant. Eine Assoziation zu Buttercreme kann ich zwar verstehen, aber nicht begreifen. Konservierungmittel-gesättigte Also-ob-Buttercreme auf einer TOPT vielleicht? Die übrigen angeblichen Zutaten mögen sich darunter erahnen lassen. Mir fällt das freilich schwer und ändern täte es ohnehin wenig.
Fazit: Ein Schokoladen-Duft? Derlei stelle ich mir anders vor. Musc Maori ist diesbezüglich Lichtjahre entfernt beispielsweise von der Qualität eines L'Heure Défendue von Cartier.
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