The Metallics

Herod 2012

JochenSchw
06.10.2022 - 17:45 Uhr
9
Hilfreiche Rezension
6
Preis
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Mein Problem mit Herod

Vorab: Ich habe gesehen was der Parfumo-Kollege unter mir geschrieben hat, die Pointe versteh und unterstütze ich auch, nur hab ich mit diesem Duft wirklich ganz andere Erfahrungen machen müssen, die ich im Folgenden auch beschreiben werde. Herod habe ich zum ersten mal 2018 gerochen und war damals fast schockverliebt. Ich mag würzige Düfte sehr, pfeffriger Tabak mit Vanille klang genau nach dem, was ich für gewöhnlich für die kalte Jahreszeit aussuche, deshalb habe ich Spicebomb Extreme schon seit langer Zeit. Mit diesen Gedanken habe ich dann Herod probiert, und er war einfach genau so, wie ich es mir nach dem Lesen der Duftnoten vorgestellt habe. er beginnt pfeffrig-süß, für mich ist im Opening tatsächlich eine Ähnlichkeit zu SE da, nur ist beim Herod noch eine leichte rosenartige Note bei. Nach ca 20 Minuten kommt Zimt, Vanille und Zedernholz mit Tabak durch, ab hier ändert er sich für mich kaum noch und wird bloß mit der Zeit schwächer. Genau der Drydown ist aber meiner Meinung nach der beste Teil, es riecht sehr weihnachtlich mit einer gewissen Gourmand-Feeling, auch wenn es hier sehr schwer ist, eine konkrete Speise zu nennen. Von Youtubern und Freunden habe ich schon die unterschiedlichsten Sachen gehört, von Apfelmus mit Zimt, Lebkuchen, Apfelkuchen bis hin zu Nutella, da scheint sich keiner einig zu werden. Ich muss tatsächlich fast alles davon bestätigen, diese zimtige Tabaksüße kann man relativ frei deuten, so geht es aber vielen auch beim Ambre Tabac oder beim Spicebomb Extreme, bei dem mir auch schon gesagt wurde, dass ich entweder nach Lebkuchen oder nach Apfelstrudel rieche. Herod ist in einer ähnlichen Kategorie. für mich jedoch bislang der Beste seiner Art. So weit so gut, jetzt aber zu meinem Problem. Ich habe den Duft erst 2021 erneut gerochen, es war in derselben Parfümerie, ich habe ihn beim vorbeigehen wiedergefunden und mich daran erinnert, wie gut ich ihn damals fand und somit musste er auf die Hand. Nur war ich danach erstmal so überrascht, dass ich überprüfte, ob ich den richtigen Duft erwischt habe. Sehr leicht, die Würze war ungefähr halbiert und der Duft war nach 4 Stunden kaum noch da, nach 5 war er weg. Natürlich dachte ich erstmal "gut, hast ihn jetzt lange nicht gerochen, vielleicht hat sich deine Nase geändert oder du erinnerst dich bloß schlecht dran", demnach habe ich mir eine Probe aus 2018 bestellt und die Düfte verglichen. Der 2081er roch genau so, wie ich ihn im Kopf hatte und hielt auch etwas über 8 Stunden. Da dachte ich mir schon, dass es sich wahrscheinlich um die Reformulierung handelt, die man übrigens ganz einfach daran erkennt, dass der Alkoholanteil erhöht wurde. Ich besitze mittlerweile eine Probe aus 2022 und die ähnelt der 2021er Version sowohl in Performance als auch in Duftcharakter. Ich besitze nun eine Flasche aus 2019, welche praktisch genau so riecht wie der 2018er Herod. Mein größtes Problem mit der ganzen Sache ist, dass der Duft für mich einfach kastriert wurde, was vor Allem bei dem Preis einfach nicht sein kann. Der Duft kostet über 200 Euro, der Duft ist mehr als teuer genug, es ist einfach ne Frechheit den Duft nicht nur zu verwässern, sondern ihn bei der Jagd nach maximalem Gewinn so zu zerstören. Ich werde mir nichts nehr bei Parfums de Marly kaufen, selten hat mich eine Reformulierung so fassungslos gemacht.

H/S: 8&7/10
Die Haltbarkeit ist bezogen auf 2019er sehr solide, etwas über 8 Stunden hält der auf meiner Haut und auf der Kleidung etwas über einen Tag, beschweren kann ich mich hier nicht. Die Sillage ist zwar nicht laut, über 3-4 Stunden projiziert er für nah herumstehende Personen bemerkbar, danach wird er hautnaher. In der 2021er und 22er ist das einfach nicht der Fall, und ja, beide Proben sind original.

Flakon: 8/10
Alle Flakons aus der Serie unterscheiden sich bis auf die Farbe nicht, nebeneinander schauen die auch ganz nett aus. Herod ist in dem einheitlichen braun unauffällig elegant, die Flasche ist hübsch, der Deckel wiegt so viel wie ein durchschnittlicher Pottwal und der Sprüher ist auch nicht übel. Was aber sehr verbesserungswürdig ist, vor allem mit Hinsicht auf den Preis ist die Pappschachtel in der er kommt. Es ist einfache Pappe, ich erwarte bei solchen Düften einfach was optisch und haptisch Besseres, viele deutlich günstigere Düfte haben eine wesentlich schönere Präsentation. Und wenn wir in die gleiche Preiskategorie schauen: Xerjoff ist da meilenweit besser, selbst kleinere Marken wie Andy Tauer haben sich was einfallen lassen, es geht also durchaus besser, die Marken die das nicht machen wollen bloß nicht, was ich bei über 200 Euro nicht verstehe.

Tragbarkeit: 8/10
Solange es nicht warm ist ist dieses Parfüm fast immer und überall tragbar, es ist zwar süß und leicht gourmandig, dafür aber nicht besonders laut oder aufdringlich. Am schönsten kommt er auf jeden Fall im Herbst und Winter rüber, das gilt ja auch für die meisten Tabakdüfte.

Preis: 6/10
Schwer zu bewerten, da die alte Version das Geld zwar schon irgendwo wert war, die neuen Batches sind es aber meiner Meinung nach einfach nicht. Der Flakon entspricht dem Preis, die Verpackung entspricht einem 50 Euro Duft.

Fazit: 8/10
Für mich das gößte Punktedilemma bislang, ich weiß ständig nicht, ob ich die alte oder die neue Version bewerten soll, denn beide würden bis auf den Flakon ganz andere Bewertungen bekommen, während der alte Herod bei Duft eine 9,5 bekommen würde, wäre es beim neuen Herod allerhöchstens eine 7, ähnlich schaut es auch bei Sillage und Haltbarkeit aus, woran am Ende auch die Punktevergabe beim Preis leidet. Es war in seiner Kategorie einer der besten Düfte und eins meiner Lieblingsparfüme überhaupt, durch den Geldgeiz der Marke wurde er für mich aber zerfetzt. Testet die neuen Versionen also unbedingt vor dem Kauf, vielleicht sind die ganz neuen Versionen ja auch wieder etwas besser.
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