24.05.2022 - 06:56 Uhr
Intersport
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16
Grapefruit sur l'herbe
Abgesehen vom Aroma der eigentlichen Frucht - begegnete auch mir Grapefruitgeruch durch die Aura der Grapefruit Shampoos die Anfang der 90er Jahre auftauchten - der Symrise Parfumeur Marc vom Ende war es wohl, der maßgeblich diesen Trend verantwortete. Ein Blick in die Datenbank hier zeigt einen rasanten Anstieg an Grapefruit Noten seit '93. Grapefruit, gerne als effektiver Modulator, und bis heute oft in einem Atemzug mit frischen Vétivers genannt. Auch Patricia de Nicolaï verbaute die Note schon früh gerne, Vie de Chateau's tutti-frutti Chypre-Mix (1992) war mit Grapefruit angereichter, auch in Eau d'Été (1997) oder L'Eau miXte (2010), und zuletzt bei Eau de Yuzu (2020). Gerade dieses scheint mir einen direkten, mittlerweile wieder eingestellen Vorgänger zu haben: Balle de Match / L'Eau de Sport (2002).
L'Eau de Sport startet mit einer realistischen Grapefruit Note, aufgeschnittene Frucht, so bitter wie fruchtig, diffus und dezent säuerlich, fast schon hyperrealistisch wiedergegeben: gerade bei Zitrusnoten mag ich einen Grad künstlicher Übertreibung gekoppelt mit Masslosigkeit, der verdeutlicht, dass es sich um Laborzüchtungen handelt. L'Eau de Sport's Grapefruit ist aber auch streng, ernst, kein reiner gute Laune Splash. War L'Eau de Sport Seitenhieb oder mehr Peitschenhieb auf Guerlain's Pamplelune (1999) - wenn ja, dann wohl als Ansage, als Korrektiv: hier ist der 'real deal', ihr wollt Grapefruit, take this.
Die Grapefruit ist dabei von beachtlicher Persistenz. Wo diese Zitrusnote bei vielen Parfums auf Kopfnotiges beschränkt bleibt, zeigt sie hier Langstreckenqualitäten (vielleicht das Sportlichste an diesem Parfum) - die Grapefruit bleibt am Balle de Match. An diesem sturen Plateau scheiden sich bei mir dann aber irgendwann die Geister - wieviel Grapefruit ist bekömmlich, bin ich schon satt, wann folgt eine allergische Reaktion?
Mdm de Nicolaï's Trick diesem Dilemma zu entkommen: der langsame Verlauf, vom grapefruitfarbenen Terrain in dunkles, vielschichtiges und nicht minder seriöses Grünzeug. Grapefruit auf Moos, Grapefruit mit Wacholder gespickt, diese Noten im Volumen dezent, fuer den support dafür essentiell; Vétiver, etwas Patchouli: eine tolle Nicolaï Basis. Bei Zeiten spitzen abgefächerte Facetten aus Vie de Chateau durch, oder lassen bereits Konturen erahnen von dem was Parfums de Nicolaï mit dem hoch-speziellen Vétyver (2004) nochmals in Bestform liefern werden. Leider hemmt die Grapefruitnote das Aufblühen der Basis Abgründe einen Tick zu stark, sie bleibt fast schon aseptisch, poliert und angedeutet - die rauere, gewürzigere Interpretation wie sie im Vétyver vorkommen soll ist da kantiger - aber fuer Grapefruit Afficionados sicher ein willkommenes Limit.
Vor ein paar Jahren wurde L'Eau de Sport eingestellt - bzw. zu Gunsten von Eau de Yuzu aufgelassenen, Yuzu als die neue Grapefruit, die japanische Zitrusfrucht des Jetzt. Obwohl mir der Name Balle de Match besser gefällt - ein Grapefruit Ball, klar, Match - ist ein derartig plakativer Titel wie L'Eau de Sport schon wieder charmant.
L'Eau de Sport startet mit einer realistischen Grapefruit Note, aufgeschnittene Frucht, so bitter wie fruchtig, diffus und dezent säuerlich, fast schon hyperrealistisch wiedergegeben: gerade bei Zitrusnoten mag ich einen Grad künstlicher Übertreibung gekoppelt mit Masslosigkeit, der verdeutlicht, dass es sich um Laborzüchtungen handelt. L'Eau de Sport's Grapefruit ist aber auch streng, ernst, kein reiner gute Laune Splash. War L'Eau de Sport Seitenhieb oder mehr Peitschenhieb auf Guerlain's Pamplelune (1999) - wenn ja, dann wohl als Ansage, als Korrektiv: hier ist der 'real deal', ihr wollt Grapefruit, take this.
Die Grapefruit ist dabei von beachtlicher Persistenz. Wo diese Zitrusnote bei vielen Parfums auf Kopfnotiges beschränkt bleibt, zeigt sie hier Langstreckenqualitäten (vielleicht das Sportlichste an diesem Parfum) - die Grapefruit bleibt am Balle de Match. An diesem sturen Plateau scheiden sich bei mir dann aber irgendwann die Geister - wieviel Grapefruit ist bekömmlich, bin ich schon satt, wann folgt eine allergische Reaktion?
Mdm de Nicolaï's Trick diesem Dilemma zu entkommen: der langsame Verlauf, vom grapefruitfarbenen Terrain in dunkles, vielschichtiges und nicht minder seriöses Grünzeug. Grapefruit auf Moos, Grapefruit mit Wacholder gespickt, diese Noten im Volumen dezent, fuer den support dafür essentiell; Vétiver, etwas Patchouli: eine tolle Nicolaï Basis. Bei Zeiten spitzen abgefächerte Facetten aus Vie de Chateau durch, oder lassen bereits Konturen erahnen von dem was Parfums de Nicolaï mit dem hoch-speziellen Vétyver (2004) nochmals in Bestform liefern werden. Leider hemmt die Grapefruitnote das Aufblühen der Basis Abgründe einen Tick zu stark, sie bleibt fast schon aseptisch, poliert und angedeutet - die rauere, gewürzigere Interpretation wie sie im Vétyver vorkommen soll ist da kantiger - aber fuer Grapefruit Afficionados sicher ein willkommenes Limit.
Vor ein paar Jahren wurde L'Eau de Sport eingestellt - bzw. zu Gunsten von Eau de Yuzu aufgelassenen, Yuzu als die neue Grapefruit, die japanische Zitrusfrucht des Jetzt. Obwohl mir der Name Balle de Match besser gefällt - ein Grapefruit Ball, klar, Match - ist ein derartig plakativer Titel wie L'Eau de Sport schon wieder charmant.
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