Patchouli Intense
Patchouli Homme
2009 Eau de Parfum

Kovex
22.05.2021 - 10:30 Uhr
47
Top Rezension
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

Patchouli mal anders

Patchouli Intense ist für mich ein Ausnahmeduft unter den Patchouli-Düften. Denn während die meisten Patchouli-Düfte eine erdige und oftmals auch süßliche Übereinstimmung zeigen, die mitunter etwas schmuddelig wirken und oftmals Assoziationen zu Räucherstäbchen-geschwängerten Hippieläden-Aromen erzeugen, ist der von Patricia Nicolai kreierte Patchouli-Duft von einer erlesenen Eleganz geprägt, die ich bisher so noch nicht kennen gelernt habe.

Bisher kenne ich ca. ein Dutzend ihrer Düfte und wenn ich eine Gemeinsamkeit immer wieder entdecke, ist es genau diese edle und feinsinnige Eleganz die sich in all ihren Düften wieder findet. Dies mag insofern nicht verwundern, da sie als Nichte des legendären Jean-Paul Guerlain in einer Parfüm-Dynastie aufwuchs, die zu Recht auch heute noch zu den etabliertesten Dufthäusern zählt.

Nach ihrer Ausbildung zur Parfumeurin sammelte sie zunächst praktische Erfahrung durch die Zusammenarbeit mit internationalen Parfumeuren im Auftrag namhafter Dufthäuser. 1989 schließlich gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann ihr eigenes Label und gleich eine der ersten Kreationen aus ihrer Hand, New York, wird von dem renommierten Biophysiker und Parfümkenner Luca Turin als einer der größten Düfte der Parfümgeschichte angesehen.

Ich meine, Patchouli Intense steht New York in nichts nach. Heute als Unisex-Duft deklariert sehe ich vor meinem geistigen Auge eine Trägerin im Abendkleid und Stilettos oder ein Träger im feinen maßgeschneiderten Anzug und rahmengenähten Lederschuhen vor mir. Der Duft passt so wenig zu Turnschuhen und Hoodie wie Kaviar zu Tomatenketchup.

Patchouli Intense eröffnet mit einer Kombination aus Lavendel und einem dickflüssigem Orangenkonzentrat, die dazu führt, dass dem Lavendel die typisch krautig-grüne Note entzogen wird und der Orange, die fruchtig-spritzige Zitruslastigkeit genommen wird. Soll heißen, das weder der Lavendel noch die Orange sich leicht zu erkennen geben, sondern im gemeinsamen Zusammenspiel eine Eigenständigkeit erzeugen, die ich in dieser Form noch nicht gerochen habe. Wann immer es mir schwerfällt einzelne Duftnoten auszumachen und zu sezieren, weiß ich, dass hier hohes Verständnis für die Inhaltsstoffe und künstlerisches Meisterhandwerk zusammenfinden, die einen Profi gleichermaßen begeistern wie einen Laien wie mich.

Ich bin ganz ehrlich, hätte ich einzelne Duftnoten in einem Blindtest ausmachen müssen, hätte ich allenfalls noch die Rosengeranie erkannt. Für mich die männlichste aller Blüten, da sie vielmehr aromatisch-würzig in Erscheinung tritt, als blumig zu sein. Eine vermutete Ähnlichkeit zu Rosendüften weist sie ebenfalls nicht auf, wenngleich auch die Rose hier mit verarbeitet wurde, ohne sich offensiv erkennen zu geben. Und das namensgebende Patchouli? Wie eingangs schon erwähnt, keine Erdigkeit für mich, nichts animalisch-verruchtes und vermutlich mehr Fixateur als eine eigenständige dominante Duftnote zu sein.

Die Zusatzbezeichnung „Intense“ scheint mir gerechtfertigt. Patchouli Intense ist ein kräftiger und ausdauernder Duft, den ich eher auf der maskulinen Seite sehe. Dies verwundert insofern nicht, da der Duft bevor er zur EdP Variante verändert wurde, ursprünglich als Eau de Toilette unter dem Namen „Patchouli Homme“ erschien. Dennoch bin ich mir sicher, dass auch sehr viele Damen an dem Duft Gefallen finden könnten.

Für mich ist der Duft ein Meisterwerk, geschaffen für die großen Momente des Lebens, was mich aber nicht davon abhält, ihn immer wieder auch alleine für mich zu genießen.
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