Vetyver Parfums de Nicolaï

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7.1 / 10 36 Bewertungen

Vetyver ist ein Parfum von Parfums de Nicolaï für Herren. Das Erscheinungsjahr ist unbekannt. Der Duft ist würzig-grün. Es wird noch produziert.

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Duftrichtung

Würzig

Grün

Frisch

Zitrus

Holzig

Duftpyramide

Kopfnote

Zitronen-Petitgrain

Mandarine

Minze

Herznote

Kreuzkümmel

Vetiver

Gewürznelke

schwarzer Pfeffer

Ylang-Ylang

Basisnote

Eichenmoos

Moschus

Tabak Absolue

Tonkabohne Absolue

Parfümeur

Patricia de Nicolaï

Bewertungen

Duft

7.136 Bewertungen

Haltbarkeit

6.630 Bewertungen

Sillage

5.633 Bewertungen

Flakon

6.233 Bewertungen

Eingetragen von Chemist, letzte Aktualisierung am 14.03.2024.

Rezensionen

3 ausführliche Duftbeschreibungen

13.05.2014 - 09:00 Uhr

5
Sillage 5
Haltbarkeit 6
Duft

MisterE
11 Rezensionen

MisterE

Top Rezension

Vetyver

Parfums de Nicolaï ist ja noch ein eher jüngeres französisches Dufthaus mit Wurzeln in der Familie Guerlain. Vor Parfumo war mir die Firma gänzlich unbekannt.

Vetyver ist nach Patchouli der zweite Duft von Parfums de Nicolaï, den ich testen konnte.

Meinen Eindruck zu Vetyver kann ich kurz und knapp zusammenfassen:

Es wirkt, als wären durchaus wertige Inhaltsstoffe verarbeitet worden. Die Haltbarkeit ist ordentlich, die Sillage ist etwas weniger als Durchschnitt.

Soweit eigentlich vielversprechend.

Das gilt auch für die bekannten Komponenten des Duftes. Wenn ich mir die Inhaltsstoffe so ansehe, denke ich mir, der Duft könnte etwas sein.

Leider kam alles ganz, ganz, ganz anders.

Aufgesprüht und mein erster und leider bleibender Eindruck: Da hat jemand Cartiers Declaration in einer Extreme Version mit einer Portion Vetiver gemischt….

Cumin, Kreuzkümmel.

Hier nicht im Detail gelistet.
Er erschlägt mich. Seine Präsenz ist erdrückend. Das ist mir zuviel. Das mag ich nicht haben.

Der Duft wird sicherlich seine Nutzer haben, die ihn auch schön finden. Ich selbst kann ihm leider nicht viel abgewinnen.

Gegen das Cumin kommt der Vetiver in keiner Weise an. Eigentlich zwei dominante Ingredienzien, die in der Verarbeitung ein gehörendes Maß an Fingerspitzengefühl fordern, halten sich hier leider nicht die Waage.

Cumin ist da und bleibt da. Vetiver kommt zwar immer mal wieder durch, genauso wie irgendetwas leicht zitrisches. Mehr aber leider nicht. Die ambrierte Basis erahne ich, nachdem sich das Cumin beruhigt hat.

Mein Verdacht, man wollte möglicherweise die familiären Pfade im Bereich Vetiver verlassen und etwas Neues wagen.

Ich hatte beim Tragen eine Aura um mich, als ob ich durchgeschwitzt die Abendschicht hinter dem Herd eines Thai-Restaurantes, hinter mich gebracht hätte.

Nochmal; mein subjektiver Eindruck:
Kein schlechter, kein billiger Duft. Die Komposition ist rund und man erkennt, dass sauber gearbeitet wurde. Trotzdem wurden hier Inhaltsstoffe zusammengemischt, die m.E. in diesem Verhältnis nicht rund zusammenpassen.

Übrigens: Nachdem der Duft runtergeduscht war, musste ich mir zum Abendessen „Gut Bürgerliche Deutsche Küche“ gönnen.

Mir war danach.

24.04.2010 - 04:21 Uhr

7.5
Haltbarkeit 7
Duft

Apicius
1106 Rezensionen

Apicius

Sehr hilfreiche Rezension 7

Vetiver aus der Küche

Sicher ist es heute keine einfache Aufgabe, ein Parfum unter der Bezeichnung Vetyver zu kreieren. Hier war und ist Guerlain stilprägend. Bleibt ein Vetiver zu nahe an dieser Vorgabe, dann muss man es fast als Kopie bezeichnen. Verlässt der Parfumeur dagegen den ausgetretenen Pfad dominanter Vetiver-Noten, hat es oft nicht mehr viel gemein mit der allgemeinen Vorstellung von einem Vetiver Duft. Bei Parfum de Nicolai hat man sich gleichwohl für Letzteres entschieden. Nicht, dass hier gar kein Vetiver zu spüren wäre, aber es hat die Rolle des Hintergrunds – die grüne Wiese, auf der sich die anderen Akteure darstellen.

Eine gekonnt zurückhaltende Zitrone im Kopf begleitet den Star des Abends – Kreuzkümmel. Der ist mir persönlich viel zu laut und raumgreifend, als dass er mir gefallen könnte. Tut mir leid, aber Kreuzkümmel mag ich nicht. Es erinnert mich bestensfalls an Küchengerüche, an Tandoori Chicken und ähnliches. Im schlimmsten Fall assoziiere ich eine ziemlich unerotische Variante von Schweiss damit.

Wenn statt Kreuzkümmel ein anderer kräftiger Darsteller gewählt worden wäre, hätte ich den Duft mögen können. Kreuzkümmel und Nelke werden durch eine sehr ätherische Note kontrastiert. Sind das wirklich nur Jasmin und Ylang-Ylang oder doch Aldehyde? Diese Note kommt mir fast maritim-salzig vor und erinnert mich positiv an das von mir sehr geschätzte Vetiver von Annick Goutal.

Die Kombination der ätherischen Frische mit diesem dreckigen Gewürz könnte gegensätzlicher nicht sein. Aber ich muss zugeben, dass das stimmig ist.

Zusammen mit den Hölzern ist das gleichzeitig frisch und tiefdunkel-knarzig. Dass hier echtes Können zu spüren ist, muss man anerkennen. Und im Drydown wird der Duft dann doch noch schön. Der Kreuzkümmel verabschiedet sich etwas, aber die Frische bleibt.

Ich schreibe diese Zeilen in einem Hotelzimmer. Leider habe ich diesmal eine ziemlich scheußliche Bleibe erwischt. Die Bratgerüche des angeschlossenen Restaurants durchziehen das ganze Haus bis in mein Zimmer rein. Da will ich mich mit so etwas nicht auch noch ansprühen!

30.03.2010 - 17:43 Uhr

7.5
Haltbarkeit 8
Duft

Profumo
284 Rezensionen

Profumo

Top Rezension 22

Ein exzentrischer Freund

Mit kaum einem anderen Duft trat Patricia de Nicolaï so sehr in Wettstreit mit dem Familienerbe wie mit diesem. Sie ließ sich Zeit, viele Jahre. 2004 war es dann soweit, ihr Vetyver wurde lanciert. Und wie nicht anders zu erwarten, waren die Kritiken uneinheitlich, wie so oft bei ihren Düften – sie polarisieren. Erschwerend war sicherlich auch der Umstand, dass fast jeder das legendäre Vetiver aus dem Hause Guerlain als Vergleich heranzog. Das lag sicherlich nahe und dürfte sie nicht überrascht haben – ein neues Vetiver (oder Vetyver) von einem Mitglied der Familie Guerlain, das sorgte schon vorab für Aufsehen, und die Erwartungen waren groß: wie würde sie diese schwer zu bändigende, so facettenreiche Wurzel behandeln, welche Seite betonen - die raue, erdige, oder die frische, grüne. Und in welchen Kontext würde sie diese stellen?

Jean-Paul Guerlain wählte vor über vierzig Jahre die frische, strahlende Seite und kombinierte sein Vetiver mit Zitrus- und Tabak-Noten. Ein im Hause beschäftigter Gärtner, der immer ein Päckchen Pfeifentabak bei sich trug, diente ihm als Inspiration. Mehr als ein Vierteljahrhundert später komponierte Jacques Flori ein Vetiver für Etro, das gegensätzlicher kaum sein konnte: holzig, erdig und rauchig. Er wählte die dunkle Seite, kombinierte aber ebenso mit Tabak-Noten, aber die Farbe des Duftes ist eher von tiefem Braun als von hellem Grün. Beide Düfte waren immens einflussreich und haben jede Menge Nachahmer gefunden, die mal den nach oben ans Licht strebenden, grünenden Teil variierten, mal den nach unten, tief ins dunkle Erdreich sich bohrenden. Wenige haben sich beider Seiten angenommen, so Dominic Ropion, der für Frederic Malle sein Vetiver Extraordinaire schuf – ein Vetiver das eher an feuchte, aus der Erde ragende und von Gras umwucherte Steine erinnert.

Nun, Patricia de Nicolaï wählt tatsächlich den Weg ihres Onkels, sie stellt sich dem Vergleich und folgt der Wurzel ans Licht. Doch statt in den Garten des Pfeife schmauchenden Gärtners, der Blumenrabatte pflegt und den Rasen trimmt, sprießt ihr Vetyver in den wildesten Kräutergarten: Koriander, Kreuzkümmel, Nelken, Pfeffer – ein wüstes Durcheinander kräftigster Gewürze. Ein paar Blütenakkorde versuchen das Geschehen zu bändigen – besonders Ylang Ylang und etwas Jasmin. Doch erst nach einigen Stunden beruhigt sich das Tohuwabohu ein wenig nachdem Madame Nicolaï eine ganze Handvoll pudriges Coumarin (Tonka-Bohne) über die laute Szenerie gestreut hat. Die Haltbarkeit des Duftes ist übrigens exzellent!

Diese außergewöhnliche, fast extreme Würzigkeit aber macht vielen zu schaffen, die diesen Duft zum ersten Mal probieren. Besonders die überdeutliche Cumin-Note lässt manche Nase rümpfen. Viele assoziieren mit ihr den Geruch von Schweiß, was ich nur ansatzweise nachvollziehen kann, denn ich liebe Kreuzkümmel und dessen Duft. Die aber, die ihn nicht mögen, mögen ebenso wenig seinen stechend scharfen Geruch, den man durchaus als schweißig empfinden kann. Andererseits weiß man aber auch, dass frischer Schweiß eine aphrodisierende Wirkung haben kann (kann, nicht muss!)

Wer aber empfänglich ist für diesen würzigen Anschlag auf die Sinne, und ich bin es, der kann sich an diesem Duft regelrecht berauschen. Das klappt bei mir nicht immer, bzw. nicht täglich, aber hin und wieder bin ich ganz verrückt nach diesem eigenwilligen Parfum. Es ist wie mit einem guten, ziemlich exzentrischen und daher recht anstrengenden, aber auch anregenden Freund – man möchte ihn nicht ständig um sich haben, sonst würde man verrückt, aber ab und an braucht man dringend eine große Dosis von ihm um dem täglichen Einerlei wieder etwas Schwung und Farbe zu verleihen.

Im Gegensatz zu Jean-Paul Guerlains eher brav-onkelhaftem Vetiver ist de Nicolaïs Werk von wohltuender Exzentrik und urbanem Chic, für die meisten daher aber auch schwerer zu tragen (und zu ertragen). Ihr Vetyver wird sicher nicht die Massen ansprechen, so wie es das alte Vetiver vermochte, aber ich vermute, dass sie das auch gar nicht wollte. Ihr Marktsegment ist viel kleiner als das des Hauses Guerlain und ihre wenigeren Kunden schätzen ihre kontrastreichen und eigenwilligen, häufig anspruchsvollen, dabei klassisch-stilvollen Kreationen. Sie konnte mit ihrem Vetyver etwas mehr wagen, ja sie musste es sogar um sich gegen das Guerlainsche Vetiver zu behaupten – es ist ihr, wie ich meine, mehr als gelungen.

Ein schwieriger Duft bleibt es trotzdem.