01.02.2019 - 10:15 Uhr
Konsalik
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Konsalik
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Die Bürde des alten Namens
Die meisten jüngeren Kreationen dieses britischen Traditionshauses sind auf Parfumo bei ausgewiesenen Freunden altenglischer Noblesse nicht wohlgelitten: Zu beliebig, zu zeitgenössisch, zu effekthaschend, so der Vorwurf - und das nicht nur bei der affektierten Tierkopf-Buddel-Serie mit den lustigen, langen Namen. Dies dürfte auch das Schicksal von Marylebone Wood sein, denn vordergründig haben wir es hier durchaus mit einem Duft zu tun, der seine Präsenz aus einer sehr modernen Holzigkeit zieht und alle anderen Dufteindrücke um diese herum gruppiert. Doch immer der Reihe nach.
In den Statements wird Marylebone Wood so häufig mit Black Afgano verglichen, dass man an einen Dupe denken möchte. Ich kann's nicht beurteilen, habe ich doch um diesen radikalen Neo-Klassiker bislang einen Bogen gemacht, denn "höher, schneller, weiter" als Alleinstellungsmerkmal interessiert mich bei Parfums nicht und ich würde mich ungern sandstrahlen müssen, um am darauffolgenden Tag ein anderes Parfum auflegen zu können. Außerdem interessiert mich Anderes ungleich mehr. Kurz: Ich darf diesen Duft unbefangen rezensieren. Auch schön! Sandstrahlung ist bei diesem Pseudo-Dupe allerdings überhaupt nicht notwendig: Die Haltbarkeit ist sehr ordentlich, aber nach zehn, zwölf Stunden ist endgültig Schicht.
In der Eröffnung bietet sich mir eine frisch aufgeschnittene bzw. geschlagene Sandel-Grapefruit dar. Zitrus und Sandelholz? Na, also! Englischer geht's doch kaum! Aber halt, es stimmt schon: Irgendwas ist anders. Da wäre zum einen der Sachverhalt, dass die Grapefruit unter den Zitrusfrüchten diejenige ist, die am häufigsten in modernen Duft-Pyramiden erscheint. Zum anderen werden die beiden Duftnoten durch einen süßlichen Amber-Nebel "zwangsverheiratet", was den Gesamteindruck ebenfalls ich Richtung "hier und jetzt und unisex" verschiebt. Zudem - bitte nicht gähnen, auch nicht in der hinteren Reihe! - verschiebt sich die Holzigkeit im Duftverlauf immer weiter in eine oudige Richtung, auch wenn es nicht gelistet ist. Nach zwei Stunden ist schon ein leichtes, medizinisches Stechen zu erriechen, das aber (z.B. im Vergleich zu A.d.P.s "Colonia Oud") seine pieksenden Spitzen nur behutsam zeigt. Igel statt Stachelschwein.
Dieser Befund lässt sich auf Marylebone Wood insgesamt übertragen: Trotz aller Modernität lebt er doch von einer zurückhaltenden Komposition mit Augenmaß und einer damit verbundenen Durchlässigkeit und Transparenz, die man auf einer eher übertragenen Ebene als "britisch" bezeichnen kann. Ich verstehe die Abneigung der Klassiker-Fraktion (der ich ja selbst angehöre), die sich von neuen Penhaligon's-Düften eher eine zeitgemäße Aktualisierung des Ewig-Gültigen und Wunderbaren aus Old Albion erhoffen würde, als eine Anglifizierung des ohnehin schon an jeder Ecke Gerochenen. Ich wünsche mir das auch, zumal dieser Vertreter bei allem Gefallen objektiv kein großer Wurf ist. Aber würde ich einem Freund, der sich zur Zeit noch mit 08/15-Eau de Sägewerk eindieselt, einen spürbar nobleren Zugang zum Thema "Hippes Holz" empfehlen: Warum nicht Marylebone Wood?
In den Statements wird Marylebone Wood so häufig mit Black Afgano verglichen, dass man an einen Dupe denken möchte. Ich kann's nicht beurteilen, habe ich doch um diesen radikalen Neo-Klassiker bislang einen Bogen gemacht, denn "höher, schneller, weiter" als Alleinstellungsmerkmal interessiert mich bei Parfums nicht und ich würde mich ungern sandstrahlen müssen, um am darauffolgenden Tag ein anderes Parfum auflegen zu können. Außerdem interessiert mich Anderes ungleich mehr. Kurz: Ich darf diesen Duft unbefangen rezensieren. Auch schön! Sandstrahlung ist bei diesem Pseudo-Dupe allerdings überhaupt nicht notwendig: Die Haltbarkeit ist sehr ordentlich, aber nach zehn, zwölf Stunden ist endgültig Schicht.
In der Eröffnung bietet sich mir eine frisch aufgeschnittene bzw. geschlagene Sandel-Grapefruit dar. Zitrus und Sandelholz? Na, also! Englischer geht's doch kaum! Aber halt, es stimmt schon: Irgendwas ist anders. Da wäre zum einen der Sachverhalt, dass die Grapefruit unter den Zitrusfrüchten diejenige ist, die am häufigsten in modernen Duft-Pyramiden erscheint. Zum anderen werden die beiden Duftnoten durch einen süßlichen Amber-Nebel "zwangsverheiratet", was den Gesamteindruck ebenfalls ich Richtung "hier und jetzt und unisex" verschiebt. Zudem - bitte nicht gähnen, auch nicht in der hinteren Reihe! - verschiebt sich die Holzigkeit im Duftverlauf immer weiter in eine oudige Richtung, auch wenn es nicht gelistet ist. Nach zwei Stunden ist schon ein leichtes, medizinisches Stechen zu erriechen, das aber (z.B. im Vergleich zu A.d.P.s "Colonia Oud") seine pieksenden Spitzen nur behutsam zeigt. Igel statt Stachelschwein.
Dieser Befund lässt sich auf Marylebone Wood insgesamt übertragen: Trotz aller Modernität lebt er doch von einer zurückhaltenden Komposition mit Augenmaß und einer damit verbundenen Durchlässigkeit und Transparenz, die man auf einer eher übertragenen Ebene als "britisch" bezeichnen kann. Ich verstehe die Abneigung der Klassiker-Fraktion (der ich ja selbst angehöre), die sich von neuen Penhaligon's-Düften eher eine zeitgemäße Aktualisierung des Ewig-Gültigen und Wunderbaren aus Old Albion erhoffen würde, als eine Anglifizierung des ohnehin schon an jeder Ecke Gerochenen. Ich wünsche mir das auch, zumal dieser Vertreter bei allem Gefallen objektiv kein großer Wurf ist. Aber würde ich einem Freund, der sich zur Zeit noch mit 08/15-Eau de Sägewerk eindieselt, einen spürbar nobleren Zugang zum Thema "Hippes Holz" empfehlen: Warum nicht Marylebone Wood?
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