07.12.2015 - 16:06 Uhr
loewenherz
881 Rezensionen
loewenherz
Top Rezension
18
(Jauche und) Levkojen
1975 veröffentlichte die Schriftstellerin Christine Brückner mit 'Jauche und Levkojen' den ersten Teil ihrer berühmten Poenichen-Trilogie, in der sie die Lebensgeschichte einer hinterpommerschen Gutsherrentochter vom Ersten über den Zweiten Weltkrieg bis in die Nachkriegszeit erzählt. In ihrem Narrativ merklich dem Erbe Fontanes verpflichtet erschuf Brückner mit dieser Trilogie einen jungen Klassiker bundesrepublikanischer Literatur, der gleichermaßen wesentliche Stationen deutscher Geschichte nachzeichnet wie auch das wechselvolle Leben einer ungewöhnlichen Frau. Bereits wenige Jahre nach seinem Erscheinen wurde 'Jauche und Levkojen' verfilmt.
Das Dorf Poenichen in Pommern ist ein ländliches Idyll, in dem Brückners Protagonistin Maximiliane bei den Großeltern eine weitgehend unbeschwerte, glückliche Kindheit verlebt - von der sie ein Leben lang zehren bzw. von deren Erinnerung sie auch nach Jahrzehnten noch nicht lassen kann und will. Obschon von (niederem) Adel führen Großvater und -mutter doch ein ländliches, unaufgeregtes Leben zwischen Kiefernwäldern, backsteinernen Scheunen und Wiesen voll blühender Sumpfdotterblumen. Hier beginnt die Geschichte von Maximiliane - glücklich, wenngleich vater- und (irgendwie) auch mutterlos - inmitten von 'Jauche und Levkojen'.
Die Großblütige oder auch Nachtlevkoje - 'Night scented stock' auf englisch - gehört zur Familie der Kreuzblütler, zu denen neben vielen sogenannten 'Unkräutern' auch Gemüse wie Rettich und Kohl und Zierpflanzen wie Blaukissen und Goldlack zählen. Levkojen werden auch 'Weißveilchen' genannt, und anders als damit kann ich mir ihr Fehlen in der Ingredienzenliste von Night Scented Stock kaum erklären, denn (den vielen anderen aufgeführten Duftnoten zum Trotz) der Duft der Levkoje - betäubend und zwanglos gleichermaßen und ein Duft von Spätfrühling oder Frühsommer (wenn die Levkojen blühen) - der ist hier deutlich spürbar.
Penhaligon's erschuf mit diesem Duft - einem aus der zweiten Reihe, was er kein bisschen verdient - einen traditionell arrangierten Gartenduft, der ebenso englisch anmutet, wie er auch pommersch sein könnte. Er erzählt von einem verblichenen, frühsommerlichen Bauerngarten - vereint den rauschhaften Akkord der Levkoje mit der nur angedeuteten Rauheit und Bitterkeit pommerscher Kiefernwälder und eines trockenen Heidebodens und etwas Warmem und Weichem - der Umarmung der Großmutter gleich, die sich am Ende vor der drohenden Vertreibung gemeinsam mit dem geliebten Hund vom Großvater erschießen lässt.
Fazit: einer von Penhaligon's weniger bekannten Blütendüften - voll Sommer, Sehnsucht und bitterer Süße. Nach Jauche riecht er übrigens nicht - nur nach Levkojen.
Das Dorf Poenichen in Pommern ist ein ländliches Idyll, in dem Brückners Protagonistin Maximiliane bei den Großeltern eine weitgehend unbeschwerte, glückliche Kindheit verlebt - von der sie ein Leben lang zehren bzw. von deren Erinnerung sie auch nach Jahrzehnten noch nicht lassen kann und will. Obschon von (niederem) Adel führen Großvater und -mutter doch ein ländliches, unaufgeregtes Leben zwischen Kiefernwäldern, backsteinernen Scheunen und Wiesen voll blühender Sumpfdotterblumen. Hier beginnt die Geschichte von Maximiliane - glücklich, wenngleich vater- und (irgendwie) auch mutterlos - inmitten von 'Jauche und Levkojen'.
Die Großblütige oder auch Nachtlevkoje - 'Night scented stock' auf englisch - gehört zur Familie der Kreuzblütler, zu denen neben vielen sogenannten 'Unkräutern' auch Gemüse wie Rettich und Kohl und Zierpflanzen wie Blaukissen und Goldlack zählen. Levkojen werden auch 'Weißveilchen' genannt, und anders als damit kann ich mir ihr Fehlen in der Ingredienzenliste von Night Scented Stock kaum erklären, denn (den vielen anderen aufgeführten Duftnoten zum Trotz) der Duft der Levkoje - betäubend und zwanglos gleichermaßen und ein Duft von Spätfrühling oder Frühsommer (wenn die Levkojen blühen) - der ist hier deutlich spürbar.
Penhaligon's erschuf mit diesem Duft - einem aus der zweiten Reihe, was er kein bisschen verdient - einen traditionell arrangierten Gartenduft, der ebenso englisch anmutet, wie er auch pommersch sein könnte. Er erzählt von einem verblichenen, frühsommerlichen Bauerngarten - vereint den rauschhaften Akkord der Levkoje mit der nur angedeuteten Rauheit und Bitterkeit pommerscher Kiefernwälder und eines trockenen Heidebodens und etwas Warmem und Weichem - der Umarmung der Großmutter gleich, die sich am Ende vor der drohenden Vertreibung gemeinsam mit dem geliebten Hund vom Großvater erschießen lässt.
Fazit: einer von Penhaligon's weniger bekannten Blütendüften - voll Sommer, Sehnsucht und bitterer Süße. Nach Jauche riecht er übrigens nicht - nur nach Levkojen.
5 Antworten