16.09.2017 - 10:43 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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64
Der kompromisslose Snob
Unkommentierte Düfte No. 105
Das Schöne an Penhaligon's ist, dass sie zuweilen über die Stränge schlagen. Anders als Geo F. Trumper und D.R. Harris, zwei englische Marken, die ich sehr verehre, sind einige Penhaligon's laut und ordinär, dabei aber doch so britisch wie Monty Python.
Exkurs: Schien es anfangs so, dass auch Floris den Weg allen spleenigen Mainstreams gehen wolle, hat man sich beim (angeblich) ältesten Parfumhersteller der Welt (je nach Rechnung, Perspektive oder Selbstwahrnehmung kann das auch Farina, Santa Maria Novella oder wer weiß wer sein) darauf besonnen, doch wieder mehr dem britischen Understatement zu huldigen. Exkurs Ende.
Seitdem ist also offenbar Penhaligon's allein zuständig für englische Marotten.
Penhaligon's hat da eine gewisse Tradition (in England gibt es für alles Traditionen). Schon vor Jahrzehnten lancierte man Düfte, die Mut zur Dandyexistenz bewiesen, so zum Beispiel Hammam Bouquet von 1872 (kann man als Mann außerhalb von zwielichtigen Etablissements nur mit viel Mut tragen; ist aber toll); Lord's von 1911 (ein Sprühstoß zu viel und Du fliegst aus jedem Bus; ist aber toll) oder English Fern von 1910 (der aufdringlichste Fougère-Duft, der jemals komponiert wurde; ist aber toll).
In diese Tradition reihen sich auch die neuesten Penhaligon's der Portraits-Reihe ein, die, - auch das eine eigenwillige Tradition dieses skurrilen englischen Hauses -, wie Popcorn aus dem Labor der Marke ploppen: allein 11 Düfte tragen den Portraits-Schriftzug seit 2016 und dabei lanciert die Marke fröhlich noch weitere Reihen und Einzeldüfte, so dass man mit dem Testen (und / oder Kaufen) gar nicht mehr nachkommt.
Der kompromisslose Sohan ist der jüngste Spross der Portraits-Reihe und die Homepage weiß über ihn: "Ambitious, intelligent and astute, Sohan has worked diligently with flair and talent to establish himself in the world of affairs."
Das glaube ich sofort gerne, denn der Kerl hat, wie die oben genannten Klassiker, einen Hang zum starken Ausdruck. Zum unbekümmert Lauten und stilvoll Ordinären (doch, doch, das geht) sollte man vielleicht besser sagen.
Da ist nichts sophisticated oder distinguiert. Das ist kein Gentleman, sondern ein Snob, ein Dandy, ein rücksichtsloser Verführer. Auch hier gilt: ein Sprühstoß zu viel und jemand fordert dich zum Duell, weil er dir unlautere Absichten unterstellen wird, wenn Du dich im Kreise anständiger Ladies aufhältst. Also lass es lieber gleich mit dem grauen Anzug. Zieh dir ein stark gemustertes Tweed-Jacket an. Statt der Krawatte wäre ein Seidenschal auch nicht schlecht, gerne auch mit Maßschuhen kombiniert - und stürz dich ins Getümmel.
Der Duft wird dir gute Dienste bei deinen Abenteuern leisten, denn er riecht nach Oud (muss er ja heutzutage, zumal der Name Sohan wohl aus dem Indischen stammt - und mit Indien haben die Engländer ja eine gewisse zweifelhafte Tradition); denn er riecht nach Safran, so stark, dass es fast verdickt, verdichtet, ölig wirkt; denn er riecht nach Harz, das sich hinter den beiden erstgenannten Protagonisten schon fast versteckt (was auch immer das bei diesem Duft heißt); und er riecht nach etwas Floralem (kann schon Rose sein, wer will das hier noch so genau wissen), denn Sohan trägt natürlich eine Blume im Knopfloch.
Ich resümiere:
- Der Duft eignet sich gut für den Abend bei zweideutigen Absichten, nicht aber für den Abend im kultivierten Theater.
- Der Duft eignet sich gut für den Genuss zu Hause allein, nicht aber für den Genuss zu Hause im Kreis der Familie ("Papa, geh duschen!").
- Der Duft eignet sich gut für mutige Männer mit Lust am Auftritt, nicht aber für Männer, die einen spektakulären Auftritt vor ihrem Chef planen. Diese Männer würde ich nicht als mutig, sondern als kühn bezeichnen.
- Der Duft eignet sich nicht für Frauen. Oder doch. Oder doch nicht. Es käme auf den Versuch an.
Penhaligon's hat, um zum Anfang zurück zu kehren, einen Hang zum stilvollen Trash, zum Halbseidenen, zum Dandytum, zum Snobismus in Duft. Das mag man für weniger elegant halten als die Düfte der königlichen Hoflieferanten Trumper, Harris und Floris, aber es unterhält gut. Ich mag ihn ab und zu ganz gerne, was auch immer das über mich aussagen mag.
Das Schöne an Penhaligon's ist, dass sie zuweilen über die Stränge schlagen. Anders als Geo F. Trumper und D.R. Harris, zwei englische Marken, die ich sehr verehre, sind einige Penhaligon's laut und ordinär, dabei aber doch so britisch wie Monty Python.
Exkurs: Schien es anfangs so, dass auch Floris den Weg allen spleenigen Mainstreams gehen wolle, hat man sich beim (angeblich) ältesten Parfumhersteller der Welt (je nach Rechnung, Perspektive oder Selbstwahrnehmung kann das auch Farina, Santa Maria Novella oder wer weiß wer sein) darauf besonnen, doch wieder mehr dem britischen Understatement zu huldigen. Exkurs Ende.
Seitdem ist also offenbar Penhaligon's allein zuständig für englische Marotten.
Penhaligon's hat da eine gewisse Tradition (in England gibt es für alles Traditionen). Schon vor Jahrzehnten lancierte man Düfte, die Mut zur Dandyexistenz bewiesen, so zum Beispiel Hammam Bouquet von 1872 (kann man als Mann außerhalb von zwielichtigen Etablissements nur mit viel Mut tragen; ist aber toll); Lord's von 1911 (ein Sprühstoß zu viel und Du fliegst aus jedem Bus; ist aber toll) oder English Fern von 1910 (der aufdringlichste Fougère-Duft, der jemals komponiert wurde; ist aber toll).
In diese Tradition reihen sich auch die neuesten Penhaligon's der Portraits-Reihe ein, die, - auch das eine eigenwillige Tradition dieses skurrilen englischen Hauses -, wie Popcorn aus dem Labor der Marke ploppen: allein 11 Düfte tragen den Portraits-Schriftzug seit 2016 und dabei lanciert die Marke fröhlich noch weitere Reihen und Einzeldüfte, so dass man mit dem Testen (und / oder Kaufen) gar nicht mehr nachkommt.
Der kompromisslose Sohan ist der jüngste Spross der Portraits-Reihe und die Homepage weiß über ihn: "Ambitious, intelligent and astute, Sohan has worked diligently with flair and talent to establish himself in the world of affairs."
Das glaube ich sofort gerne, denn der Kerl hat, wie die oben genannten Klassiker, einen Hang zum starken Ausdruck. Zum unbekümmert Lauten und stilvoll Ordinären (doch, doch, das geht) sollte man vielleicht besser sagen.
Da ist nichts sophisticated oder distinguiert. Das ist kein Gentleman, sondern ein Snob, ein Dandy, ein rücksichtsloser Verführer. Auch hier gilt: ein Sprühstoß zu viel und jemand fordert dich zum Duell, weil er dir unlautere Absichten unterstellen wird, wenn Du dich im Kreise anständiger Ladies aufhältst. Also lass es lieber gleich mit dem grauen Anzug. Zieh dir ein stark gemustertes Tweed-Jacket an. Statt der Krawatte wäre ein Seidenschal auch nicht schlecht, gerne auch mit Maßschuhen kombiniert - und stürz dich ins Getümmel.
Der Duft wird dir gute Dienste bei deinen Abenteuern leisten, denn er riecht nach Oud (muss er ja heutzutage, zumal der Name Sohan wohl aus dem Indischen stammt - und mit Indien haben die Engländer ja eine gewisse zweifelhafte Tradition); denn er riecht nach Safran, so stark, dass es fast verdickt, verdichtet, ölig wirkt; denn er riecht nach Harz, das sich hinter den beiden erstgenannten Protagonisten schon fast versteckt (was auch immer das bei diesem Duft heißt); und er riecht nach etwas Floralem (kann schon Rose sein, wer will das hier noch so genau wissen), denn Sohan trägt natürlich eine Blume im Knopfloch.
Ich resümiere:
- Der Duft eignet sich gut für den Abend bei zweideutigen Absichten, nicht aber für den Abend im kultivierten Theater.
- Der Duft eignet sich gut für den Genuss zu Hause allein, nicht aber für den Genuss zu Hause im Kreis der Familie ("Papa, geh duschen!").
- Der Duft eignet sich gut für mutige Männer mit Lust am Auftritt, nicht aber für Männer, die einen spektakulären Auftritt vor ihrem Chef planen. Diese Männer würde ich nicht als mutig, sondern als kühn bezeichnen.
- Der Duft eignet sich nicht für Frauen. Oder doch. Oder doch nicht. Es käme auf den Versuch an.
Penhaligon's hat, um zum Anfang zurück zu kehren, einen Hang zum stilvollen Trash, zum Halbseidenen, zum Dandytum, zum Snobismus in Duft. Das mag man für weniger elegant halten als die Düfte der königlichen Hoflieferanten Trumper, Harris und Floris, aber es unterhält gut. Ich mag ihn ab und zu ganz gerne, was auch immer das über mich aussagen mag.
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