Mein erster Duft dieser Marke, oder, nein, nicht ganz. Ich habe Sartorial mal ganz kurz angetestet, aber nur so kurz, dass das nicht zu einem Urteil, geschweige denn Kommentar befähigt. Sartorial ist natürlich mit der 33 absolut nicht zu vergleichen. Die Nummer 33 ist eine Art Jubiläumsduft zum (seltsamerweise) 145. Geburtstag der britischen Traditionsmarke. Siehe Wissenswertes. Ich bin ja gespannt was zum 150. kommen wird... aber nun kurz zu dem, was Penhaligon's zum Cologne No.33 ankündigt: der Duft soll nach eigener Ansicht das Erbe der Marke mit seinem ausdauernden Wesen verbinden, soll Tradition mit Moderne verknüpfen. Ob er das Erstere schafft entzieht sich in gewisser Weise meiner Urteilskraft, da ich dazu mehr Überblick über das Schaffen des Hauses benötigen würde. Aber vielleicht können meine ausführlichen Eindrücke dazu beitragen, was euch und uns hier erwartet und vielleicht auch, ob es eher traditionell oder eher modern daherkommt (hier habe ich schon ziemlich konkrete Vorstellungen, die nicht jedem gefallen werden). Damit zum Duft.
Das Cologne startet frisch-zitrisch, seifig, mit einer leicht gewürzten Süße, die ansatzweise erkennen lässt, was in der Duftpyramide so eindrucksvoll festgehalten wurde. Ich sage bewusst, ansatzweise, denn wenn ich mir die Pyramide anschaue, dann erwarte ich eigentlich, von einem Gewürz- und Blumenteppich erschlagen zu werden. Das tut der Duft nicht, er präsentiert sich eher fein; trotzdem irritierend frisch. Den Muskatellersalbei kenne ich unter anderem aus Antaeus, er schenkte bereits dem griechischen Halbgott warm angehauchte leicht herbe Krautnoten. Der ist hier auch gut erriechbar, aber ein wenig kühler in Szene gesetzt, etwas distanzierter. Er gibt in der Kopfnote aber immerhin einen angenehmen Gegenpol zur frischen, synthetischen Seifigkeit, die eigentlich woher genau kommt? Frage an die Experten unter uns. Das geht über Zitrusfrüchte hinaus, aber so recht kann ich das nicht zuordnen.
Apropos, wie so oft mit Zitrusfrüchten, sie bleiben nicht allzu lange. Etwa 30 Minuten sind die zitrischen Anleihen noch zu erahnen, dann erscheint eine hauchfein angewürzte, blaue (ich stimme Rivegauches Statement absolut zu) und nur ganz dezent blümelige Herznote, die für mich olfaktorisch wirklich schwer zu zerlegen ist. Flashback in den letzten Absatz: hätte man hier wirklich alles, was unter Herznote angegeben ist, in ordentlichem Maße reingeknallt, hätte das entstandene Gemisch vermutlich selbst den Roadrunner schachmatt gesetzt. Lavendel, Jasmin, Rose, Maiglöckchen, Safran, Pfeffer. Das wäre der Blumengewürz-Overkill schlechthin, schwer und stickig. In der Herznote von No.33 erahne ich allenfalls einen Hauch von Rose und Lavendel. Ein Lavendel, der sehr brav und lieb daherkommt, englisch-aufgeräumt. Passt aber zur Rose, die ebenso eine feine und zarte ist, nur zu erahnen. Pfeffer hingegen erkenne ich in der Regel mindestens 3 km gegen den Ostwind - er ist einer meiner Lieblinge. Und hält sich hier irgendwo da versteckt, wo sprichwörtlich der Pfeffer wächst. Das gilt auch für den Safran, den ich neulich im 2Man näher kennenlernen durfte.
Der Übergang von der Herz- in die Basisnote gestaltet sich ebenso subtil, wie das ganze Cologne subtil ist. Es wird noch ein wenig unsüßer, bleibt aber blau, etwas seifig, frisch, vielleicht ganz minimal moosig, allerdings nicht holzig oder rauchig, wie man vielleicht annehmen könnte. Ich muss zugeben, dass es über den ganzen Verlauf hinweg etwas Feines, Erhabenes an den Tag legt, das ich durchaus mit britischem Understatement in Verbindung bringen kann. Auf ähnliche Art klingt der Duft auch aus.
Die Silage ist dabei ebenso zurückhaltend wie die Haltbarkeit, aber wer ein Eau de Cologne kauft, erwartet auch nichts anderes. Nach spätestens 3-4 Stunden ist Schluss mit lustig. Der Flakon, ja, den finde ich schön. Mit hübschem Schleifchen, wie es sich für das englische P gehört. Ich möchte unbedingt auch mal so einen bei mir stehen haben. Aber...
...dann wird es vermutlich nicht die Nummer 33. Das hat auch subjektive Gründe. Ich halte das Cologne in seiner Gesamtheit für einen feinen, zarten, fast (!) stimmigen Duft. Von den vielen angegebenen Inhaltsstoffen sind die meisten wohl nur in homöopatischer Dosis zugesetzt, was zu einem frischen, leicht würzig-süßen, sehr fein verwobenen aber auch etwas distanzierten Dufteindruck führt. Aber warum ist der eigentlich so künstlich-blau? Das ist, was mir nicht gefällt. Okay, bleiben wir sachlich, ich versuche mal ein wenig das Thema Tradition vs. Moderne aufzugreifen. Hier finde ich rein objektiv, hat Penhaligon's sein Ziel erreicht. Englische Dufttradition, ich kenne sie noch nicht allzu gut, aber ich empfinde die feinen Nuancen, die Distanziertheit, Distinguiertheit des Duftes als dazu sehr gut passend. Und die Moderne ist ja nun mal auf synthetische Frische getrimmt, auf "Duschgel-Noten". Mag man das jetzt gut oder schlecht finden, das hat der Duft auch. Insofern ist das Konzept schon stimmig.
Hätte man jetzt die blaue Seifigkeit noch etwas zurückgenommen, dann wäre ich auf meine 70% gekommen. Mehr hätte ich ihm auch rein subjektiv nicht gegeben, da ich eher kräftige, sillagestarke Düfte bevorzuge. Aber die Duschgelbasis, die gefällt mir nicht. Das mag ich nicht tragen. Dennoch, rein vom Handwerklichen empfinde ich die feine Komposition als eher überdurchschnittlich.