Portraits - The Inimitable William Penhaligon Penhaligon's 2020
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Top Rezension
Astro-TV für die Nase, oder: William hat Bock!
William Penhaligon war im Sternzeichen Widder. Dem Scharfsinn, der Wesen dieses Tierkreiszeichens nachgesagt wird, ist es Erzählungen nach zu verdanken, dass der einstige Meisterbarbier aus dem malerischen Cornwall die seltene Gabe besaß, selbst feinste Bartstoppeln seiner blondesten, hochadeligen Kunden bereits vor ihrem Eintreten in sein Badehaus zu erriechen. Das machte ihn wahrlich einzigartig in seiner Zunft und schon bald durfte er sich daher per royalem Dekret um die Beduftung und den Bart der Queen Victoria höchstpersönlich kümmern.
Das habe ich mir gerade (fast) alles ausgedacht.
Welche Aspekte davon nun der Wahrheit entsprechen und welche meiner Fantasie entspringen ... ist ja auch eigentlich völlig egal. Ich selbst bin im Sternzeichen Krebs - fantasiebegabte Wesen, wie auch die tierischen Vorbilder in freier Wildbahn! Seitwärts laufen, die Leibspeise sämtlicher Seevögel sein, leckeres Beinfleisch besitzen ... toll!
Ach, lassen wir das. Ich habe absolut keine Ahnung von Astrologie.
In jedem Falle passt dieser Einstieg jedoch hervorragend zum mittlerweile seit 2016 praktizierten Marketing der Portraits-Reihe des britischen Dufthauses Penhaligon‘s. Eine tief verworrene Geschichte um eine englische Adelsfamilie, in welcher ein jeder Ableger der Serie seinen Teil zu dieser erzählt und beiträgt.
Nennen wir es Kitsch. Nennen wir es Pastiche. Nennen wir es britischen Humor. Nennen wir es unheimlich gut funktionierendes Marketing - und nennen wir es meinetwegen auch viel Lärm um Nichts. Ich gebe offen zu: I am a sucker for it - wie der Franzose sagt - obwohl mich mit dem Lord George bisher lediglich nur einer der Portraits-Düfte nachhaltig aus den Socken hauen konnte. Dafür aber umso heftiger, so ist dieser doch durchaus einer der schönsten und stilvollsten Herrendüfte am Markt, wie ich finde.
Nun bekommt also - denn zumindest soviel aus dem Anfangsparagraphen stimmt - der Gründer dieses besagten Dufthauses, William Penhaligon, seinen eigenen Duft in dieser Reihe gewidmet. Das ist mal ein Statement. Ein Duft mit Flaggschiffqualitäten muss das sein - alles andere wäre sicherlich eine herbe Enttäuschung. Das wäre ja in etwa so, als würde eine traditionsreiche deutsche Automarke nicht ihr Luxusmodell, sondern lediglich einen kleinen City-Flitzer nach ihrem Gründer benennen - undenkbar!
Oh, hoppla - schon längst passiert. Geht also wohl doch.
In diesem Sinne aber gut für eine gesunde Erwartungshaltung meinerseits zu diesem Duft.
Durch einen wunderbaren Zufall konnte ich diese Neuerscheinung bereits vor der Ankunft meiner offiziellen Sharingpost testen und somit die vergangenen beiden Tage duftend eingehüllt in Penhaligon‘s Gründerduft verbringen.
Dunkelgrün kommt das Nasenelixir daher, abgefüllt in einem schweren Flakon, der, Portraits-typisch, einfach nur schön ist ... für meinen Geschmack. Aber das Thema hatten wir ja oben bereits - Neusprech: Ich lieb‘s.
In der offiziellen Ankündigung des Duftes durch die Marke selbst wurde das Augenmerk deutlich auf den zu erwartenden Vetiver gelegt. Grüne Flüssigkeit, Vetiver - alles klar, ich weiß, was kommt. So dachte ich zunächst unweigerlich.
Und in den Anfangsminuten erfüllt der Duft dieses vorgeprägte Bild zumindest teilweise. Ein weicher, minimal krautiger, sehr glattgebügelter Vetiver, der jedoch verblüffenderweise nicht meiner synaptisch fest verankerten Definition eines „grünen“ Duftes zu entsprechen scheint - welche ich jedoch niemals effektiv verschriftlichen könnte - und mich somit, im Hinblick auf Erwartung, vor ein erstes Paradoxon stellt. Vielmehr ist es ein vanilliger, beinahe gourmandiger Eindruck, der die ersten Minuten bestimmt. Um einen Vergleich zu bemühen: Trotz Grundverschiedenheit beider Düfte, komme ich nicht drum herum, in dieser Phase an den späteren Verlauf von Hermès Vetiver Tonka zu denken. Untermalt von einem etwas subtil dahertröpfelnden ... Rosmarin?!
Alsbald zieht sich der nominelle Hauptdarsteller beinahe gänzlich zurück und macht Platz für die eindrucksvolle Darbietung des, so mein Gesamteindruck, eigentlichen Stars dieser Komposition - dem Sandelholz. Bedürfe es einer festen, inhaltsstoffzentrierten Einordnung des Duftes, so würde meine Nase ihn zweifelsfrei in die Sandelholz-Ecke stellen. Um auch hier einen vorsichtigen Vergleich zu wagen: Cremiges Sandelholz à la Jacques Faths Pour l‘Homme, oder auch dem roten Aftershave von Proraso entsprechend - beides durchaus Allzeitfavoriten im Hause Nordique.
Auf dieser Stufe verharrt der Duft letztendlich einige Stunde, bleibt dabei jedoch stets zurückhaltend - vielleicht gar etwas zu sehr. Ein stilvoller Wohlgeruch, ein leicht süßlicher, sandelholziger, moderner Barbershopduft, absent jeglicher Frischeelemente. Klassifizierungen, die ihn im Geiste durchaus in die Nähe seines geweihtragenden Mitstreiters vom selben Hofe, Lord George, rücken, ohne jedoch allzu viele Ähnlichkeiten im Duftverlauf vorzuweisen.
Zedernholz? Leider nein. Weihrauch? Jo, mit einer guten Portion Fantasie ... auch nicht so recht. Das in weitreichenden duftaffinen Kreisen oftmals verrufene Ambroxan? Gott bewahre, Teufelszeug - hat letzterer in diesem Falle wohl wieder mit ins Fegefeuer genommen.
Ich für meinen Teil bin durchaus angetan von diesem neuen Ableger der Exklusivreihe Penhaligon‘s. Dennoch beinhaltet der wundervolle Widderkopfflakon mitnichten ein Gebräu, welches das olfaktorische Rad auch nur ansatzweise neu erfinden zu versucht. Sei es drum. Ich habe ihn die letzten zwei Tage über sehr gerne getragen - und freue mich bereits auf das nächste Mal.
In der Zwischenzeit genieße ich einfach mal den reinen Anblick des neuesten Ablegers der Portraits-Serie - und warte darauf, dass Penhaligon‘s demnächst vielleicht auch mal mein Sternzeichen in Form eines Krebsdeckels in die Serie bringt. Vielleicht als „Crappy Cedric“ ... oder „The Cringy Cupbearer Colin“. Das wäre doch mal was!
Vielen Dank für deine Zeit!
PS: Den Bockwitz aus dem Titel MUSSTE ich einfach als allererster bringen! Es tut mir leid.
Das habe ich mir gerade (fast) alles ausgedacht.
Welche Aspekte davon nun der Wahrheit entsprechen und welche meiner Fantasie entspringen ... ist ja auch eigentlich völlig egal. Ich selbst bin im Sternzeichen Krebs - fantasiebegabte Wesen, wie auch die tierischen Vorbilder in freier Wildbahn! Seitwärts laufen, die Leibspeise sämtlicher Seevögel sein, leckeres Beinfleisch besitzen ... toll!
Ach, lassen wir das. Ich habe absolut keine Ahnung von Astrologie.
In jedem Falle passt dieser Einstieg jedoch hervorragend zum mittlerweile seit 2016 praktizierten Marketing der Portraits-Reihe des britischen Dufthauses Penhaligon‘s. Eine tief verworrene Geschichte um eine englische Adelsfamilie, in welcher ein jeder Ableger der Serie seinen Teil zu dieser erzählt und beiträgt.
Nennen wir es Kitsch. Nennen wir es Pastiche. Nennen wir es britischen Humor. Nennen wir es unheimlich gut funktionierendes Marketing - und nennen wir es meinetwegen auch viel Lärm um Nichts. Ich gebe offen zu: I am a sucker for it - wie der Franzose sagt - obwohl mich mit dem Lord George bisher lediglich nur einer der Portraits-Düfte nachhaltig aus den Socken hauen konnte. Dafür aber umso heftiger, so ist dieser doch durchaus einer der schönsten und stilvollsten Herrendüfte am Markt, wie ich finde.
Nun bekommt also - denn zumindest soviel aus dem Anfangsparagraphen stimmt - der Gründer dieses besagten Dufthauses, William Penhaligon, seinen eigenen Duft in dieser Reihe gewidmet. Das ist mal ein Statement. Ein Duft mit Flaggschiffqualitäten muss das sein - alles andere wäre sicherlich eine herbe Enttäuschung. Das wäre ja in etwa so, als würde eine traditionsreiche deutsche Automarke nicht ihr Luxusmodell, sondern lediglich einen kleinen City-Flitzer nach ihrem Gründer benennen - undenkbar!
Oh, hoppla - schon längst passiert. Geht also wohl doch.
In diesem Sinne aber gut für eine gesunde Erwartungshaltung meinerseits zu diesem Duft.
Durch einen wunderbaren Zufall konnte ich diese Neuerscheinung bereits vor der Ankunft meiner offiziellen Sharingpost testen und somit die vergangenen beiden Tage duftend eingehüllt in Penhaligon‘s Gründerduft verbringen.
Dunkelgrün kommt das Nasenelixir daher, abgefüllt in einem schweren Flakon, der, Portraits-typisch, einfach nur schön ist ... für meinen Geschmack. Aber das Thema hatten wir ja oben bereits - Neusprech: Ich lieb‘s.
In der offiziellen Ankündigung des Duftes durch die Marke selbst wurde das Augenmerk deutlich auf den zu erwartenden Vetiver gelegt. Grüne Flüssigkeit, Vetiver - alles klar, ich weiß, was kommt. So dachte ich zunächst unweigerlich.
Und in den Anfangsminuten erfüllt der Duft dieses vorgeprägte Bild zumindest teilweise. Ein weicher, minimal krautiger, sehr glattgebügelter Vetiver, der jedoch verblüffenderweise nicht meiner synaptisch fest verankerten Definition eines „grünen“ Duftes zu entsprechen scheint - welche ich jedoch niemals effektiv verschriftlichen könnte - und mich somit, im Hinblick auf Erwartung, vor ein erstes Paradoxon stellt. Vielmehr ist es ein vanilliger, beinahe gourmandiger Eindruck, der die ersten Minuten bestimmt. Um einen Vergleich zu bemühen: Trotz Grundverschiedenheit beider Düfte, komme ich nicht drum herum, in dieser Phase an den späteren Verlauf von Hermès Vetiver Tonka zu denken. Untermalt von einem etwas subtil dahertröpfelnden ... Rosmarin?!
Alsbald zieht sich der nominelle Hauptdarsteller beinahe gänzlich zurück und macht Platz für die eindrucksvolle Darbietung des, so mein Gesamteindruck, eigentlichen Stars dieser Komposition - dem Sandelholz. Bedürfe es einer festen, inhaltsstoffzentrierten Einordnung des Duftes, so würde meine Nase ihn zweifelsfrei in die Sandelholz-Ecke stellen. Um auch hier einen vorsichtigen Vergleich zu wagen: Cremiges Sandelholz à la Jacques Faths Pour l‘Homme, oder auch dem roten Aftershave von Proraso entsprechend - beides durchaus Allzeitfavoriten im Hause Nordique.
Auf dieser Stufe verharrt der Duft letztendlich einige Stunde, bleibt dabei jedoch stets zurückhaltend - vielleicht gar etwas zu sehr. Ein stilvoller Wohlgeruch, ein leicht süßlicher, sandelholziger, moderner Barbershopduft, absent jeglicher Frischeelemente. Klassifizierungen, die ihn im Geiste durchaus in die Nähe seines geweihtragenden Mitstreiters vom selben Hofe, Lord George, rücken, ohne jedoch allzu viele Ähnlichkeiten im Duftverlauf vorzuweisen.
Zedernholz? Leider nein. Weihrauch? Jo, mit einer guten Portion Fantasie ... auch nicht so recht. Das in weitreichenden duftaffinen Kreisen oftmals verrufene Ambroxan? Gott bewahre, Teufelszeug - hat letzterer in diesem Falle wohl wieder mit ins Fegefeuer genommen.
Ich für meinen Teil bin durchaus angetan von diesem neuen Ableger der Exklusivreihe Penhaligon‘s. Dennoch beinhaltet der wundervolle Widderkopfflakon mitnichten ein Gebräu, welches das olfaktorische Rad auch nur ansatzweise neu erfinden zu versucht. Sei es drum. Ich habe ihn die letzten zwei Tage über sehr gerne getragen - und freue mich bereits auf das nächste Mal.
In der Zwischenzeit genieße ich einfach mal den reinen Anblick des neuesten Ablegers der Portraits-Serie - und warte darauf, dass Penhaligon‘s demnächst vielleicht auch mal mein Sternzeichen in Form eines Krebsdeckels in die Serie bringt. Vielleicht als „Crappy Cedric“ ... oder „The Cringy Cupbearer Colin“. Das wäre doch mal was!
Vielen Dank für deine Zeit!
PS: Den Bockwitz aus dem Titel MUSSTE ich einfach als allererster bringen! Es tut mir leid.
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