15.09.2013 - 09:05 Uhr
Yatagan
395 Rezensionen
Yatagan
Top Rezension
18
Hexen-Repellent
Unkommentierte Düfte No. 1
Bleu Marine hat keine Ecken und Kanten, keinen Wiedererkennungswert und auch keinen Charme. Es ist ein kühles, unscheinbares, angepasstes und blasses Parfum, das inzwischen wohl nicht mehr produziert werden dürfte, gleichwohl bei Ebay zu neuerdings steigenden Preise noch erhältlich ist. Offenbar gibt es doch noch den einen oder anderen Liebhaber. Bis vor einigen Jahre war es gelegentlich preiswert in Drogerien oder der einen oder anderen inhabergeführten Parfümerie erhältlich.
So weit so verzichtbar.
Sicherlich wäre mir der Duft nie aufgefallen, hätte der Flakon nicht diese außergewöhnliche Form, die an Lampen oder Kunstobjekte aus den 70ern erinnert (Stichwort: Objekte von Verner Panton). Überdies wirkt das blaue Glas mit dem silbernen Deckel anziehend und geheimnisvoll zugleich.
Der Duft selbst ist schnell beschrieben. Es dominieren mild-krautige Töne. Zusammen mit Bergamotte ergibt das jene charakteristische Marinenote, die sich in so vielen Düften der späten 80er und frühen 90er fand und findet, die allerdings bei Bleu Marine Mitte der 80er noch innovativ und recht neu war. Immerhin sprechen wir von der Prä-Cool-Water-Ära. Das berühmte Vorbild der maritimen Düfte wurde erst zwei Jahre später lanciert, Cardin war somit einer der wenigen, die dem 80er-Trend zu opulenten, komplexen, vielschichtigen Powerhouse-Düften widerstand und sich dem seinerzeit noch wenig bedeutsamen Gegentrend der frischen, sportiven, maritimen Düfte verschrieb.
Missen wollte ich Bleu Marine indessen nicht. Dazu ist der Flakon zu schön, die dufthistorische Sonderstellung zu interessant und die Komposition des Duftes zu solide gemacht. Grundlage ist eine Melange von milden Kräutern wie Basilikum und Oregano sowie eine erst spät erkennbare weichere Basis. Dass sich dahinter Patchouli versteckt, wäre mir so ohne Weiteres nicht aufgefallen, ebenso wenig die Kopfnote aus Beifuß, deren balsamischer Geruch wohl eher in der Gesamtkomposition untergehen dürfte, möglicherweise aber die kühle Wirkung der Bergamotte-Lavendel-Basilikum-Komposition abmildert.
Immerhin: Beißfuß ist ein spannender Duftbestandteil, wurden ihm doch im Mittelalter allerlei Zauberkräfte nachgesagt, wurde zudem als angeblich wirksames Mittel gegen Hexerei verwandt, diente deshalb auch als Zauberpflanze bei magischen Ritualen, hat aber auch nachweislich verschiedene Heilwirkungen, die bis heute geschätzt werden. Wie bei vielen Heilkräutern gibt es auch ein nicht zu unterschätzendes Risiko giftiger Nebenwirkungen. Enthalten ist es auch in einigen beliebten Düften der jüngeren Zeit, so etwa in Lumière noire pour homme und Déclaration sowie in dem jüngst gelobten Tasmeem Men und diversen Düften der 80er.
Was bleibt, ist ein Duft, den man schnell vergisst, auch wenn er kurzzeitig faszinieren kann - und der wohl zurecht eingestellt (?) und mehr oder minder vergessen wurde.
Wer ein besonderes Dekorationsobjekt für das Bad sucht, könnte mit Bleu Marine noch am besten bedient sein.
Und schaden kann es ja nicht, wenn man mit Bleu Marine vorsorglich ein Mittel zur Anwendung bei aufdringlichen Hexen bereit hält. Ob es dann letztlich abwehrend oder anziehend wirkt, muss in der Praxis getestet werden. Erfahrungsberichte bitte rechtzeitig an mich!
Bleu Marine hat keine Ecken und Kanten, keinen Wiedererkennungswert und auch keinen Charme. Es ist ein kühles, unscheinbares, angepasstes und blasses Parfum, das inzwischen wohl nicht mehr produziert werden dürfte, gleichwohl bei Ebay zu neuerdings steigenden Preise noch erhältlich ist. Offenbar gibt es doch noch den einen oder anderen Liebhaber. Bis vor einigen Jahre war es gelegentlich preiswert in Drogerien oder der einen oder anderen inhabergeführten Parfümerie erhältlich.
So weit so verzichtbar.
Sicherlich wäre mir der Duft nie aufgefallen, hätte der Flakon nicht diese außergewöhnliche Form, die an Lampen oder Kunstobjekte aus den 70ern erinnert (Stichwort: Objekte von Verner Panton). Überdies wirkt das blaue Glas mit dem silbernen Deckel anziehend und geheimnisvoll zugleich.
Der Duft selbst ist schnell beschrieben. Es dominieren mild-krautige Töne. Zusammen mit Bergamotte ergibt das jene charakteristische Marinenote, die sich in so vielen Düften der späten 80er und frühen 90er fand und findet, die allerdings bei Bleu Marine Mitte der 80er noch innovativ und recht neu war. Immerhin sprechen wir von der Prä-Cool-Water-Ära. Das berühmte Vorbild der maritimen Düfte wurde erst zwei Jahre später lanciert, Cardin war somit einer der wenigen, die dem 80er-Trend zu opulenten, komplexen, vielschichtigen Powerhouse-Düften widerstand und sich dem seinerzeit noch wenig bedeutsamen Gegentrend der frischen, sportiven, maritimen Düfte verschrieb.
Missen wollte ich Bleu Marine indessen nicht. Dazu ist der Flakon zu schön, die dufthistorische Sonderstellung zu interessant und die Komposition des Duftes zu solide gemacht. Grundlage ist eine Melange von milden Kräutern wie Basilikum und Oregano sowie eine erst spät erkennbare weichere Basis. Dass sich dahinter Patchouli versteckt, wäre mir so ohne Weiteres nicht aufgefallen, ebenso wenig die Kopfnote aus Beifuß, deren balsamischer Geruch wohl eher in der Gesamtkomposition untergehen dürfte, möglicherweise aber die kühle Wirkung der Bergamotte-Lavendel-Basilikum-Komposition abmildert.
Immerhin: Beißfuß ist ein spannender Duftbestandteil, wurden ihm doch im Mittelalter allerlei Zauberkräfte nachgesagt, wurde zudem als angeblich wirksames Mittel gegen Hexerei verwandt, diente deshalb auch als Zauberpflanze bei magischen Ritualen, hat aber auch nachweislich verschiedene Heilwirkungen, die bis heute geschätzt werden. Wie bei vielen Heilkräutern gibt es auch ein nicht zu unterschätzendes Risiko giftiger Nebenwirkungen. Enthalten ist es auch in einigen beliebten Düften der jüngeren Zeit, so etwa in Lumière noire pour homme und Déclaration sowie in dem jüngst gelobten Tasmeem Men und diversen Düften der 80er.
Was bleibt, ist ein Duft, den man schnell vergisst, auch wenn er kurzzeitig faszinieren kann - und der wohl zurecht eingestellt (?) und mehr oder minder vergessen wurde.
Wer ein besonderes Dekorationsobjekt für das Bad sucht, könnte mit Bleu Marine noch am besten bedient sein.
Und schaden kann es ja nicht, wenn man mit Bleu Marine vorsorglich ein Mittel zur Anwendung bei aufdringlichen Hexen bereit hält. Ob es dann letztlich abwehrend oder anziehend wirkt, muss in der Praxis getestet werden. Erfahrungsberichte bitte rechtzeitig an mich!
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