Pour Monsieur
Man's Cologne
1972 Eau de Toilette

Schmörkes
08.01.2018 - 14:08 Uhr
5
Hilfreiche Rezension
8
Flakon
4
Sillage
4
Haltbarkeit
7
Duft

Das aushäusige Sofa des Grafen

Eventuell erinnert sich ja die geneigte Leserschaft noch an meinen damaligen Kommentar zu Toro:

https://www.parfumo.de/Parfums/Marbert/Toro_Eau_de_Cologne
Nun, dieser Marbert kam mir auch sogleich in den Sinn nachdem ich Pour Monsieur einige Zeit auf der Haut hatte…
60er Jahre Bungalow, weiss getünchter Kalksandstein, schwarzes Holz, klare Form… und sowieso folgte damals alles der Funktion.
„Ding-dong“
Die Tür öffnete sich und ich bekam sogleich einen starken Drink in die Hand gedrückt.
„Kommen Sie bitte herein, Herr Schmörkes. Ich hatte Sie ja schon länger erwartet, fein das Sie es jetzt geschafft haben. Folgen Sie mir bitte jetzt recht schnell in die Küche, ich muss gleich spülen.“
Leicht verdattert folgte ich, diese Schnelle im Ablauf nicht so recht erwartet zu haben, aber es war bestimmt keinen Moment langweilig.
Der Graf griff sich fix eine schöne, saftige Zitrone und drückte sie im Spülbecken aus.
„Anständige Ware ist wichtig, aber das wissen Sie ja bereits“ sprach‘s und legte los.
Mein Blick glitt über das Zitronenbecken und streifte seine Fensterbank, die gerade begann in der Sonne aufzuleuchten.
Ein feines, recht ansehnliches Töpfchen Küchenkräuter reckte und streckte sich dort der Sonne entgegen und ergänzte die Zitronensaftigkeit, die der Spüle entkam.
Noch spülend, griff er sich einen bereitliegenden Bleistift, und begann diesen sorgfältig, erst langsam, dann immer schneller anzuspitzen.
„Sie müssen entschuldigen, diese Anspitzerei geht mit mir immer durch, aber Sie mochten das doch immer. Ist mir jedenfalls so im Gedächtnis geblieben?“
Ich bestätigte schnell, das mir eine Bleistiftnote nicht unangenehm sei, merkte aber an, das wir uns jetzt gerne in einen anderen Raum, welcher eine etwaige Würze versprechen könne, zurückziehen könnten.
„Gehen Sie schon einmal herüber, ich komme gleich nach. Setzen Sie sich doch auf das Sofa.“
Im Wohnzimmer angekommen, suchte mein Blick das Sofa. Doch da war keines.
Genau hingesehen, war da nur der Schatten des Sofas an der Wand.
Ich vertraute mein Gesäss daher einem der dort stehenden Mies van der Rohe Barcelonasesseln an, leicht, sehr leicht, ein Hauch von Leder, passend zum Sofaschatten.
„Stimmt, Sie müssen entschuldigen, das Sofa ist bei meinen Freundinnen als Leihgabe. Mehr Leder gibt es hier leider nicht“ , er betrat das Wohnzimmer, stellte die Kräuter auf den Tisch und setzte sich mir gegenüber, emsig seine Bleistifte anspitzend.
So verbrachten wir einige Stunden, alles recht gediegen, aber doch sehr trocken und geradlinig.
Keine zotigen Witze, die Situation immer recht beherrscht und von Stil durchzogen…


Interessant ist hier die durchaus unterschiedliche Wahrnehmung der Kommentatoren.
Ich sehe hier zB keinerlei Orientalische Anleihen, für mich ist der Duft eher staubtrocken und auch recht humorlos.Und ans Sofa gepinkelt hat hier schon mal gar keiner.
Ein Duft, der mich sehr anspricht, ich hätte bei ihm gerne die Strahlkraft von zB Teneré gewünscht, so fühle ich mich bei ihm immer ein wenig an die Auswahlentscheidungen zu den Bibliotheksarchivarbewerbungen erinnert, zurückhaltend, aber stilvoll.
Leider alles ein wenig zu zurückhaltend, irgendwie hat er was von 'In Schönheit sterben..'

Also ein Duft in dem in mir alles schreit „Gib mir den Vintage!“
...ich muss den Vintage wohl echt mal suchen...
2 Antworten